Von Günter, 16.10.2013

KATHRIN PECHLOF/ RENE MARIE/ MILT JACKSON/ BLUES COMPANY/ BONHEURE & MELANCHOLIE/ JUN MIYAKE/ PLATTENLADENWOCHE

Zu Recht etabliert!

Beim Gedanken an die Harfe fallen uns Normalos eigentlich nur 2 Variationen ein: Klassische Musik oder eher ambiente Klangmalereien zum Weghören. KATHRIN PECHLOF, im Trio mit Alt-Saxofon und Bass, zeigt auf „Imaginarium“, dass es sehr wohl möglich ist, das Instrument als gleichberechtigte Stimme in eine Jazz-Formation zu integrieren. Ohne elektrische Verstärkung oder knackige Rhythmen lassen diese 3 die Töne sprechen. Feine, sehr komplexe Kompositionen, in die jede/r die eigene Farbe einbringt, sensibles Wechselspiel unter Musikern, von denen sich keiner in den Vordergrund spielen muss. Auf den wohlig warmen Tönen von ROBERT LANDFERMANN’s Kontrabass leben Sax und Harfe ihre Tonfolgen aus und erschöpfen sich dabei nicht in Schönklang. Entschleunigt.


Jeden Morgen Frankreich-Urlaub.

Wieder eine ungewöhnliche Produktion aus dem Hause MOTEMA: RENE MARIE’s „I wanna be evil“. Ein sehr persönliches Tribut-Album an die 50/60er Ikone EARTHA KITT. Mit ihrem um drei Bläser vergrößerten Trio interpretiert sie 9 Favoriten aus deren Schaffen plus ein daraus inspiriertes Eigengewächs. Von flüsternd verführerischem Bar-Musik Gusto zu uptempo swingend mit sich überschlagender Stimme, getragen von einer äußerst agilen Band und gekonnten Arrangements belebt sie einige charakteristische Titel aus EARTHA’s Repertoire neu und absolut zeitgemäß.


Kunst für Genießer.

Für Kenner: Neun neue Titel in der ESSENTIAL JAZZ CLASSICS Reihe (jetzt total 51(!) bei IN-AKUSTIK, darunter MILT JACKSON’s „Statements“ und „Vibrations“. Wie gewohnt 2 LP auf 1 CD, hervorragend technisch aufgearbeitet und mit umfangreichen Infos im Booklet und natürlich einem Bonus Track. Aus 1960 bzw. 61, produziert für ATLANTIC, so spielt m/f Vibraphon im Jazz!


Und so spielt m/f Blues in der norddeutschen Tiefebene; es gibt eine neue CD der BLUES COMPANY! Ich weiß gar nicht, die wievielte das ist von TOSCHO und seinen Mannen. Auf „X-Ray Blues“ klingt ihre Mischung aus flottem Rhythm & Blues, geradlinigem Chicago, etwas Louisiana und einer Prise Pop frischer als gewohnt. Vielleicht liegt’s an den gelegentlichen Gästen an Tuba oder Akkordeon, vielleicht auch an den 3 fein adaptierten ‚Pop‘-Klassikern am Ende: PRINCE’S ‚Kiss‘ in der BLUES COMPANY Variante, FLEETWOOD MAC’s ‚Albatros‘ oder GERSHWIN’s ‚Summertime‘. Wie immer, fein austariert, fett im Klang und sogar auf 180g Vinyl.

Das ist der Soundtrack zur leider-ist-der-Sommer-jetzt-vorbei Stimmung: BLANK & JONES huldigen auf „BONHEURE & MELANCHOLIE“ ihrem Faible für das neue französische Chanson. Eine gute Stunde ausgesuchter Songs mit spezifisch französischem Charme. Mit Beiträgen von BENJAMIN BIOLAY, SEBASTIEN TELLIER, BERRY und anderen KünstlerInnen, die Eingeweihte z.B. auch von den außergewöhnlichen „LE POP“ Samplern kennen können. Mal erkennbar, meistens aber sehr dezent nachproduziert und in Barriere freie Reihenfolge gebracht. Wunderbar, bitte noch einen Café au Lait!

Knapp 2 Jahre brauchte JUN MIYAKE auch dieses Mal, bis sein neues Werk fertig war. „Lost Memory Theatre-act 1“ klingt dem Titel entsprechend bunt und vielseitig. Seit Jahren bewegt er sich in der Grauzone zwischen eingängigen Pop-Melodien, jazzigen Klängen, experimentelleren Sounds und Anleihen aus Klassik und der Musik unterschiedlichster Kulturen. Illustre Gäste (u.a. ARTO LINDSAY, DAVID BYRNE) ergänzen das eigene Ensemble und tragen ihre persönliche Farbe zu dieser ausgefallenen Mischung bei. Zugegeben sehr kunstvoll und ambitioniert, trotzdem aber leicht, auch im Ganzen, zu hören. Allerdings braucht es dazu Muße.

Am Schluss, dafür umso wichtiger: Am 21.10. startet die PLATTENLADENWOCHE dieses Jahres. Mit Sonderauflagen auf Vinyl und CD, die es nur in unabhängigen Plattenläden (z.B. bei den Kellerkindern) gibt. Passend dazu locken diese mit kleinen Veranstaltungen. Am Montag (21.) präsentieren die JAZZPOETEN dort ihre sehr unterhaltsame Version von Jazz trifft Chanson, am 23. spielt REIDAR JENSEN ein kleines Set seiner selbstgemachten Songs und als Zugabe gibt’s am Dienstag (29.) ein Heimspiel für die ex Münsteraner ERDMÖBEL. Details vor Ort. Das ist deutlich kommunikativer, als ‚klick‘ und in den Warenkorb!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
Breite Gasse 1.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2013