Von Günter, 23.10.2013

RM HUBBERT/ ISRAEL NASH GRIPKA/ CARO EMERALD/ THE DARCYS/ WELCOME TO THE ROBOTS Vol. 2/ POETS OF RHYTHM

Heute zu Beginn sehr emotional, zum Herbst passend etwas dunkler im Ton und sehr reduziert. Als Schotte weiß RM HUBBERT, wo m/f schadlos verzichten kann. So verlässt er sich auf „Breaks & Bone“ fast ausschließlich auf sein leicht spanisch klingendes Spiel auf der Akustik-Gitarre und singt, wenn überhaupt, selbst dazu. Virtuos unterwegs auf den Saiten, spielt er jedoch nicht für den Rang oder gar Musiker-Kollegen, sondern konzentriert auf den Song. Er transportiert seine Stimmungen und Gefühle mit Tönen und deren Zusammenklang. Sehr ruhig, sehr intim und fesselnd.

Arts & Crafts=Kunst & Handwerk

Deutlich mehr Band und Rhythmus findet sich auf ISRAEL NASH GRIPKA’s „Israel Nash’s Rain Plains“. Musikalisch und stimmlich nicht weit vom frühen NEIL YOUNG, also Singer / Songwriter mit Band und einem guten Gespür für gelungene Harmonien, die dann doch knapp am möglichen Format-Radio-Einsatz vorbeischrammen. Typisch amerikanisch instrumentiert, also auch mal etwas Country Farbe in den Song gesprüht, knappe, nicht wüste Gitarren-Riffs und auch wenn es mal etwas flotter wird, immer mit Ruhe und Übersicht bis in die gelegentlich nur angetäuschte Ausblende. Im allerbesten Sinne konservativ, den Fortschritt erhaltend.


Für Ohr UND Auge!

Das eine Musikerin vom Kontinent es schafft, im noblen Art Deco Ambiente des BBC Radio Theatre (max. halb so groß, wie unser H1) aufzutreten und für ein TV Special aufgezeichnet zu werden, geschieht nicht alle Tage. Nach dem Riesenerfolg ihrer beiden Platten, ist es dann doch nicht überraschend, dass CARO EMERALD diese Ehre zu Teil wurde.


Groove-Geister der Vergangenheit

Vor gezielt ausgewählten Gästen intoniert sie auf „In Concert“ 18 Titel ihrer beiden Alben, arrangiert für die kompakte Live-Band mit Bläsern und DJ an Turntables und hat offensichtlich großen Spaß, vor so übersichtlichem Publikum zu singen. Sie braucht keine Stimmen im Hintergrund, keine Tricks mit Kamera und Schnitt, kann auch acapella , ihre Version von zeitgemäßem Swing steckt einfach an. Es macht Freude ihr und der Band zuzuschauen, aber dauert 1 und eine halbe Stunde.


Seit dem sehr vielseitigen Jubiläums-Sampler von ARTS & CRAFTS verfolge ich deren Neuheiten etwas genauer. Mit „Warring“ von den DARCYS liegt mir heute ein Kandidat vor, der das Zeug zu einem richtigen (kommerziellen) Erfolg hat, ohne dabei die Ideale von Label oder Combo zu verkaufen. Aufwendig instrumentiert, voll produziert und Songs, die den/die HörerIn ‚greifen‘. Intensiv vorgetragen von Stimme und Band sind das keine Harmonien und Rhythmen, die vorbeirauschen und vergessen sind, sondern kleine Anschläge auf das träge und uninspirierte Herumhängen. Damit meine ich nicht schroff oder laut, nein, die Songs sind einfach spannend, gut arrangiert und bestens geeignet zum immer wieder Hören. Oberflächlich ganz Pop und doch mit genügend Widerhaken, die das Ohr neugierig halten. Toll!

„WELCOME TO THE ROBOTS Vol. 2” ist vermutlich das poppigste, dass ich in den vergangenen Monaten erwähnt habe. Die gelungene 80er Jahre Party für alle, die sich lieber in Underground Clubs herumtreiben (getrieben haben), als sich auch in der Freizeit Chart Hits um die Ohren hauen zu lassen. Auf 2 nahtlos gemixten CDs gibt’s hier Tanzmusik vom seinerzeit Feinsten, und wenn schon Charts kompatibel, dann hier die Maxi-Mixe, die es nicht im Radio gab. Versionen, die m/f mit Fug und Recht als Vorläufer von House und Techno bezeichnen kann. Von PROPAGHANDA über PORTION CONTROL zu GEORGE KRANZ, B-MOVIE oder FREUR, die 80er Jahre Kracher, die in den Fernseh-Kanälen weder heute noch damals abgefeiert werden und wurden. Fein gemachte Erinnerungskiste mit diversen noch nie auf CD erhältlichen Tracks.

Retro Soul und Funk ist keine Erfindung der jüngsten Vergangenheit. Bester Beweis, die „Anthology 1992 – 2003“ der POETS OF RHYTHM. Wahrscheinlich noch überraschender, dass die POETS eine deutsche, zumindest hier beheimatete, Band waren. Zu 4 Alben hat es in der Zeit gereicht, plus einige Tracks unter anderem Namen für verschiedene Labels. 18 der besten, eindrucksvollsten Tracks legt DAPTONE jetzt als CD und 2LP neu auf. Klingt irgendwo zwischen AVERAGE WHITE BAND und JAMES BROWN und marschiert, ob im ‚Sex Machine‘ Rhythmus oder mit erkennbarem Afro Beat. Die waren für den internationalen Erfolg einfach zu früh!
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
Breite Gasse 1.

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