Von Günter, 06.11.2013

GOLDEN KANINE/ TERRY LEE HALE/ HARRY STOJKA/ ALDO ROMANO QUARTET/ KELE/ EXCITEMENTS/ DA LATA

Neuer 60er R’n’B in Mono!

Das ist für mich das Beste an der populären Musik. M/F kann aktuellen Entwicklungen folgen, quasi auf der Höhe der Zeit und dabei fast endlos Entdeckungen machen, gleichzeitig bei Interesse auch rückwärts schauen (hören!) und dort ebenso viele spannende Dinge ausgraben.


Als DJ besser, als in der Band?

Hier kommt die bereits 3. CD der schwedischen GOLDEN KANINE. In erneuerter Besetzung und mit neuem Schwung. Das sage ich, obwohl ich die Vorgänger nicht gehört habe. Wären die so vielseitig und gelungen, hätte mir bestimmt jemand davon vorgeschwärmt. Indie-Folk-Pop aus der eher Lo-Fi Ecke, dafür aber mit grandiosen Harmonien und Songs. Zwischen sparsam instrumentiert und der ganz großen Geste mit Bläsern und allem, im ersten Anlauf etwas ungewohnt, danach von mal zu mal süchtiger machend. „We were wrong, right?“ ist bei GLITTERHOUSE erschienen, das sagt den Eingeweihten eigentlich schon genug.


Was lange währt…

Auf mindestens 8 Alben seit 1994 kann TERRY LEE HALE zurückblicken. Den Großteil habe ich sicher gehört, aber nicht im Detail behalten. Singer / Songwriter in der amerikanischen Tradition. „The long Draw“ ist in der in jüngster Zeit populären Besetzung nur Gitarre und Drums eingespielt. Eindringliche, meist langsame, Lieder mit Inhalten aus dem sehr persönlichen Erfahrungsschatz, die gelegentlich Spuren von Country und eine melancholische Mundharmonika enthalten. Keine Effekte, alles echt.
Wenn das bisher Minderheitenprogramm war, dann habe ich für die nächsten beiden gar kein Etikett. HARRY STOJKA, Wiener Urgestein an der (meist) Gipsy Swing Gitarre, legt mit 5 indischen Musikern und einem Violinisten vom Balkan mit „India Express“ ein beredtes Zeugnis ab, dass Verständigung per Sprache schwierig sein kann, innerhalb eines musikalischen Rahmens jedoch einfach, fast wie selbstverständlich, funktioniert. Den Gipsy Swing an seine Wurzeln zurückgeführt, mit Sitar, Tabla, Gesang und viel Interaktion?
Oder „Canzoni“ vom ALDO ROMANO QUARTET, italienische Hits und Gassenhauer von vor 1992, denn damals ist die Platte ursprünglich erschienen. Den einen oder anderen Titel (er-) kenne ich, im vorsichtig improvisierten Jazz-Kleid ist das ohnehin nicht leicht. Aber mit PAOLO FRESU an der Trompete als Ergänzung zum Standard Jazz Trio kann ohnehin nichts schief gehen! Auch wenn m/f die Titel gar nicht kennt.


Von Titeln, die ich nicht erkenne zu Titeln, die ich kaum kennen könnte. KELE von der BLOC PARTY hat einen DJ MIX zusammengestellt und als CD herausgegeben. Seine alten und neueren Inspirationen in eine zögernd beginnende, dann aber zügig zündende Party Reihenfolge gebracht. Von spacigen Indie-Rhythmen (DO MAKE SAY THINK) über Afrobeat (TONY ALLEN, FELA) über Elektrobeats, die an die JONZUN CREW erinnern (im Moment aber scheinbar sehr hip sind) zu ausgefallenem Funk der späten 80er. Liest sich vielleicht etwas willkürlich, funktioniert aber echt gut

In der vielfältigen Musik-Szene Spaniens ist für alle Platz. In dieser Woche begeistern mich die EXCITEMENTS mit ihrer 2. Platte „Sometimes too much ain’t enough“. Fetziger 60ies Rhythm and Blues und wie schon der Vorgänger in authentischem Mono aufgenommen. Bass, Drums, 2 Gitarren, 2 Bläser, eine klasse Sängerin und ab geht die Post. Heute genauso, wie vermutlich vor 50 Jahren.

Auf ein neues Werk von DA LATA hatte ich nicht mehr gehofft. Seit 2004 Funkstille. Jetzt, nachdem ich „Fabiola“ gehört habe, weiß ich wieder, wie sehr ich ihre Mischung aus afrikanischen, brasilianischen und schwarz-amerikanischen Stilen und Ideen vermisst habe. Im Unterschied zu den ersten beiden Werken gibt es hier kaum elektronische Hilfsmittel, dafür exzellente Musiker und Stimmen aus der Heimat der jeweiligen Sounds. Zwischen Samba, brasilianischem Funk und Afrobeat bietet „Fabiola“ 10 musikalische Abenteuer in Rhythmus, Klang und instrumentaler Feinarbeit. Schade, dass das Genre WORLD MUSIC seit geraumer Zeit totgeschwiegen wird, hier kommt eine CD, die diesem Oberbegriff perfekt entspricht.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
Breite Gasse 1.

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