Von Günter, 20.11.2013

KING CRIMSON/ HEAVYWEIGHT/ PERERA ELSEWHERE/ SUPER FLU/ JOHN TALABOT/ BOBAN & MARKA MARKOVIC/ BARTMES/ SEBASTIEN TELLIER

Es juckt mir in den Fingern, ein paar Worte zur Personalpolitik der RWE zu verlieren. Bewirkt aber nichts, deshalb lieber gleich zu Themen, die in der Freizeit zumindest Freude bereiten.

Zwischen De-Phazz und Massive Attack

Der König ist schon lange tot, aber zucken tut er immer noch. In diesen Tagen kommen 2 weitere Titel in der 40th Anniversary Series von KING CRIMSON auf den Markt. „USA“, 1974 Live aufgenommen im Asbury Park NJ, als CD im 2013er Mix plus DVD mit dem Original UK Vinyl Mix und 3 weiteren Versionen in hochaufgelöstem Audio und „Red“, als Doppel CD in der 2013er Variante, plus dem Mix zum 30. Bandjubiläum und je 2 Extra-Tracks. Wer das als eine Herausforderung empfindet, den weise ich auf die eben ausgelieferte 24(!) CD/DVD Box dieser Pioniere des ‚Progressive Rock‘ hin.


Bild heute, Text nächste Woche!

Weit weniger umfangreich und längst nicht so komplex kommt die CD von HEAVYWEIGHT „Frootful“ daher. Gleiches Label, wie ANGELINE MORRISON in diesem Frühjahr und genauso wenig in eine simple Schublade zu pressen. Etwas Retro im Sound, sicher komplett analog aufgenommen, mit ihrer und anderen schönen Stimmen veredelt, wechselt die Musik zwischen leichtem 60ies R’n’B, flockigen Instrumentals und gelegentlich etwas Ska-Feeling. Nicht die nächste Revolution am Sound-Himmel, aber überaus kurzweilig und charmant!


Orchestriert und chillig

Die Band, der sie normalerweise ihre Stimme leiht, JAHCOOZI, kennen vermutlich genauso wenig Menschen, wie ihren Namen. SASHA PERERA firmiert auf CD als PERERA ELSEWHERE. Ihr Solo-Werk heißt „Everlast“ und klingt, wie die Fortsetzung dessen, was in den 90ern mal Trip Hop genannt wurde. Also eher dunkle Sounds auf langsamen Beats, die in diesem Fall ganz klar auf die maximale Wirkung ihrer mit sehr viel Soul ausgekleideten Stimme ausgerichtet sind. Zwischen eingängig und experimentell, nicht zum Hören ‚nebenbei‘ gedacht.


Bevor die Bläser kommen, schnell etwas Elektronika. „SUPER FLU“ feiern auf deren 2. CD ihre Heimat, „Halle Saale“, ab. Geradlinige 4er Beats mit treibenden Drum-Patterns und knackigem Bass. Eindeutig und mit nicht einmal unterschwelligem Humor zielen sie auf die Partymeilen des Landes. Bewegt Euren Hintern und habt Spaß, dass tun wir sogar in Halle, egal, wie ihr über unsere Stadt denkt!

Sehr viel introvertierter klingt die „DJ-Kicks“ CD von JOHN TALABOT auf dem K7 Label. Im Vergleich deutlich langsamer im Tempo, Deep House für das Tanzen im Kopf. Obwohl ziemlich komplett elektronisch erstellt, sorgen hier Sounds, Samples, Rhythmusvarianten und nicht zuletzt der Mix ausgefallener Tracks von Projekten und Künstlern, die mir alle bislang nicht bekannt waren, über 27 Titel für Spannung und Abenteuer. Muss m/f selbst hören!

Da sind sie wieder, Vater und Sohn MARKOVIC, BOBAN & MARKO, liefern mit „Gipsy Manifesto“ den nächsten Beweis, dass die Blasmusik vom Balkan längst nicht nur traditionelle Folklore ist. Von schnell, dass m/f die Melodie kaum mit summen kann bis zur angejazzten Ballade demonstrieren die Trompeten-Wunderkinder ihr Spektrum und ihr Verständnis der Musik der Welt. Mit viel Humor und genauso viel Verwandtschaft zu beinahe jeder Musik, die von Bläsern getragen oder vervollständigt wird.

Kurz aber wichtig: BARTMES mit „Flow Motion“. Er, JO, an allem, was Tasten hat (Hammond, Rhodes..) mit Sängerin, 2 Drummern und Bassklarinette. Liest sich ungewöhnlich, ist im Zusammenklang dafür sehr harmonisch. Sängerin FOLA DADA hätte gut auf jede DE-PHAZZ Platte gepasst, und davon ist „Flow Motion“ auch nicht weit entfernt. Weniger Latin & Easy Listening, dafür mehr jazziges Handwerk, etwas näher an Soul und in den langsamen Momenten nicht so düster, wie MASSIVE ATTACK. Sehr gelungen und vermutlich schwer zu finden. Die Schnipsel bei ARMAZON taugen kaum als Appetizer.
Zu einem Lieblingskind seiner Heimatpresse. SEBASTIEN TELLIER, Soundbastler des frühen Jahrtausends legt mit „Confection“ bereits sein 6. Album vor. Nach wie vor komponiert er überwiegend wunderschöne, meist langsame Melodien, die mal einer Stimme, mal dem Klavier als Fundament dienen. Abgerundet und ausgemalt von großem Orchester lässt er seinen Gedanken freien Lauf und öffnet den Zuhörern den Raum für die eigene Fantasie. Schön, harmonisch und keineswegs banal, hier schwebt m/f in 14 Tracks flugs weg von der gelegentlichen Tristesse des Alltags.
na dann... Tschüß!

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Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
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