Von Günter, 05.02.2014

PETER KING/ LA FEMME/ MIGHTY MIGHTY/ TORUN ERIKSEN/ SULLE RIVE DEL TANGO-MILONGA MADRE

Gut gewählt, noch besser umgesetzt

Wieder eine weniger zum erfolglosen Jagen. PETER KING‘s vielleicht reifste Platte „Omo Lewa“ (Original 1976) ist als LP und CD gerade neu aufgelegt. Mit seiner Mischung aus afrikanischer Highlife Musik und Afro Beat hätte er seit den 70ern auch bei uns so bekannt sein können wie FELA KUTI.


Improvisation auf Finnisch

Möglicherweise verhindert durch die Verwendung seiner Heimatsprache oder die Tatsache, dass er nicht so offensiv und direkt politische Ziele definierte.
Die Superinformierten haben sie sich vermutlich schon aus Frankreich besorgt, für alle anderen steht sie ab sofort beim Händler der Wahl: LA FEMME, Fünfer Combo aus Paris, die gekonnt und mit viel Humor Punk Attitüde und simple New Wave Harmonien mit Surfsounds und hypnotischem Pop verbindet. Gleich 4 verschieden Sängerinnen sorgen für die richtige Stimme zum entsprechenden Sound. PLASTIC BERTRAND schneit herein, m/f denkt auch an BLONDIE, aber kaum identifiziert kommt JONATHAN RICHMAN’s monotoner Post-Punk um die Ecke. „Psycho Tropical Berlin“ ist beim Hören ein Riesenspaß, aber ganz sicher keine Gimmick Platte. Übrigens in der ‚Deluxe‘ Version gibt es eine 2. CD mit 8 weiteren Titeln. So, wie es sich liest, demonstrieren sie hier ihre Live Qualitäten noch deutlicher.


Die Welt spricht Tango.

Auch MIGHTY MIGHTY bedienen sich aus der Vergangenheit. Ihr „See the Light“ erinnert stark an 60er Jahre Hard-Bop und Soul-Jazz. Das Sextett mit 2 Bläsern verbindet treibende Jazz Rhythmen mit sehr einprägsamen Melodien und gibt sich sehr viel Raum für handwerklich feine Exkursionen. Mal unisono, wie bei den ADDERLEYS aber auch schon mal balladesk oder Blues basiert, wvie MILES bevor er elektrisch wurde. Für Track 8 wurde zu Trompete und Saxofon noch ein Posaunist engagiert, um STEVIE WONDER’s ‚Too high‘ an den markanten Stellen passend in Szene zu setzen.


Ja, ich weiß, m/f kann mittlerweile ein eigenes Genre „Cover-Version-Alben“ eröffnen. Das ist keine Kritik, die meisten davon sind mindestens ordentlich bis besser. Drastisch gesagt: Gut geklaut ist eben besser, als schlecht erfunden. Aber gute Songs schreiben und noch besser interpretieren kann TORUN ERIKSEN. Das hat sie bereits auf 3 Alben nachgewiesen. Ihr aktuelles Werk enthält erstmalig nur Cover-Versionen. Auf „Visits“ finden sich durchaus gewagt ausgesuchte Titel, die m/f von RICKIE LEE JONES, COLDPLAY, PRINCE oder PINK FLOYD im Ohr hat. Selbst dem bereits vom Massenpublikum mitgesummten ‚Downtown Train‘ schraubt sie in ihrer minimalistischen Version noch eine Extralampe an die Front. In solchen Arrangements fesseln selbst überlieferte Klassiker, wie der ‚Wichita Lineman‘ oder ‚Wish you were here‘ beinahe wie gerade erfunden. Dabei habe ich bisher weder ihre Stimme noch ihre Art zu singen besonders betont. Und beides ist ziemlich einmalig!

Den Fans der Reihe „SULLE RIVE DEL TANGO“ wird jetzt das Herz höher schlagen. Volume 4 mit dem Untertitel ‚Milonga Madre‘ ist soeben veröffentlicht. Gekonnt wie immer, Tango als Stimmung, als Grundgefühl und nicht unbedingt als Rhythmus. Interpreten von rund um den Globus tragen ihr Scherflein bei. Von New Orleans bis Norwegen. Klasse.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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