Von Günter, 23.04.2014

LUKA BLOOM/ WOVENHAND/ DAPAYK & PADBERG/ KLUMZY TUNG/ EKAT BORK/ LINCOLN DURHAM/ MARINAH/ PLAZA FRANCIA

Tango-Pop von den Herren Gotan.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ostern ist vorbei, der 1. Mai kommt. Viel freie Zeit, um die Endstufen-Röhren mal wieder richtig warm werden zu lassen oder das Mobiltelefon mit neuem Sound, der nicht einmal unbedingt datenreduziert sein muss, zu füllen. Hier meine aktuellen Vorschläge:


op mit Flamenco-Wurzeln

LUKA BLOOM schreibt als echter Singer/Songwriter seit bestimmt 25 Jahren die meisten Titel selbst. Auf seinem2014er Modell sind unter den 12 nur 2 eigene. Allein zur Gitarre, ab und an noch ein Piano, also sehr ruhig, beinahe melancholisch mit seiner nach wie vor warmen, eindringlichen Stimme bewegt er sich durch die Auswahl von Traditionals undKollegenarbeiten. Highlight ist die Version von JOHN MARTYN’s „Head and Heart”, der Titeltrack.


…ist ziemlich sauer!

Die Fan-Gemeinde wartet schonlange auf das neue Werk von WOVENHAND. Und mich enttäuschen sie wieder nicht. Vorwärts in Rock, aber aus so viel Quellen gespeist, das m/f sie kaum alle erfassen und schon gar keine passende Schublade für diese Musik nennen kann. Entsprechend schwierig ist auch der Titel „Refractory Obdurate“. Wer’s mir übersetzt, darf gerne schreiben!
Wer die Sounds lieber elektronisch erzeugt bekommt, sollte unbedingt ein Ohr riskieren für die „Smoke Family Remixes“ von DAPAYK & PADBERG. Von diversen Label-Kollegen ließ das Berliner Elektronica Duo sein letztes Album „Smoke“ neu bearbeiten. Harmonien aus dem Hause Pop, Beats von House bis Dubstep, dezent, gefällig, aber nicht ohne Widerhaken und Ohrwürmer.
Insidern wird der Name KLUMZY TUNG geläufig sein (U-Tube Süchtigen vielleicht auch), mich überrascht er mit seinen „Happy Accidents“ jedenfalls absolut. Rapper mit einem Album und nur akustischem Instrumentarium, geht das? Und wie! Eingängige Songs, sinnvolle, clevere Texte und ein sehr abwechslungsreicher Mix der Rhythmen. Sprüht nur so vor Energie, Humor und guter Laune.


Gleich vorweg, ich bin mit EKAT BORK’s „Veramellious“ (noch?) nicht richtig warm geworden. Komplexe Songs mit wechselnden Tempi, Streicher, schwere Gitarren und eingängige Harmonien unter ihrer extrem variablen Stimme. Ansatzweise vergleichbar mit der jungen KATE BUSH oder früher TORI AMOS. Zum Aufpassen, nicht zum Runterspülen!

Nicht ganz so wütend, wie Herr BIRAM neulich auf dieser Seite, aber auch ganz schön sauer, ist LINCOLN DURHAM. Sein „Exodus of the deemed Unrighteous“ basiert auf E-Gitarre und Drums. Dazu Background-SängerInnen, die mit Claps (Hände und anderes Gerät) unterstützen. Auf dem Fundament Blues brummelt und brüllt er sich durch die schleppenden, krachenden Beats seiner 10 Songs und lässt es ganz selten zwischendurch mal etwas besinnlich angehen. Punk vom Gestus, roher, rauer Blues in der Ausführung.

MARINAH, die Stimme der OJOS DE BRUJO, legt ihr erstes Solo-Werk vor. Den früheren Mix der OJOS aus spanischer Tradition und Hip Hop Beats erweitert sie um die Marken Pop und Chanson. Von elegant bis Charts-orientiert, von knackig (mit 2 der ORISHAS) bis melancholisch (mit Herrn SOLAL vom GOTAN PROJECT), bunt frisch und sonnenbeschienen.

3 Tage festgeschraubt im Player: PLAZA FRANCIA, die aktuelle Combo von CATHERINE (Marcia Baila) RINGER und den Herren MAKAROFF und MÜLLER vom GOTAN PROJECT. Arrangiert von GUSTAVO BEYTELMANN geht es auf „A new Tango Songbook“ von nahe an den Wurzeln über elektronische Beats zu fetter Streicher-Begleitung á la Pop. Drama, Leidenschaft, Eleganz, alles, was mir zum Thema Tango einfällt in aktueller Akustik. So überzeugend gesungen, wie exzellent komponiert. Für mich ein Genre-Klassiker, wie YMA SUMAC’s Mambo-Platte.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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