Von Günter, 18.06.2014

RUSTY STONE/ SELDOM SCENE/ NIKO SCHWIND/ MARK BARROTT/ HUNDRED WATERS/ ROLL THE TANKS/ TOCO

Feine Roots Music aus München

Absolut sicher in verschiedensten Richtungen Roots Music bewegt sich RUSTY STONE mit seiner kompakten Rhythmusgruppe. Vom Slide Guitar Instrumental über Folksong zu rockenden Bluesnummern wissen die drei, wie man ein Thema überzeugend umsetzt. Kein Wunder, ist ja auch schon CD Nummer 5 und entsprechend lang sind sie auch Live unterwegs. Von der Mandoline über die Resonator Gitarre zur Elektrischen kommen auch die Saitenfreaks bei „Struggle“ voll auf ihre Kosten.


Eigenwilliges Kollektiv aus Florida

Bei der hier allerdings auch: Die SELDOM SCENE besteht aus 5 rüstigen alten Herren, die schon über 40 Jahre zusammen Bluegrass Music spielen. Mit Banjo, Mandoline, 2 Gitarren und Kontrabass intonieren sie auf „Long Time…“ eine Auswahl favorisierter Songs aus fremden Federn und besonders fremden Genres. Wer genau zuhören kann, findet hier Arrangements, Akkordfolgen und Vokal-Harmonien, die speziell in den 70ern, von den EAGLES bis zu LITTLE FEAT, absichtlich oder nicht, mit grossem Erfolg verwendet wurden. War die Henne also doch eher da, als das Ei?


Ein Brasilianer in Italien

Von den Saiten zu den Knöpfen. NIKO SCHWIND schafft auf „Grippin‘ World“ seinen eigenen kleinen Mikrokosmos aus reduzierten (in Tempo und Härte) technoiden Beats, flicht trippige Beats ein, Samples und Stimmen, wie sie auch im Hip Hop vorkommen und eingängige Harmonien. Keine Revolution, aber ungemein fesselnd.


Ibiza ist kein Ort, sondern ein Lebensgefühl, heisst es. Ich war nicht da, muss also glauben. Die (langsamen) balearischen Beats kann ich allerdings gut ab. Und von denen enthält „Sketches from an Island“ von MARK BARROTT eine Menge. In 9 durchaus unterschiedlichen Variationen präsentiert er seine Version chilliger Klänge, mal weniger, mal mehr, aber immer langsame Beats. Geschichtete Sounds entwickeln sich ohne Hektik zu einem echten Wohlfühl-Ambiente. Die Minimalisten aus den frühen 80ern lassen grüssen!
Für HUNDRED WATERS habe ich wieder mal keine Schublade. Bei K7 verlegt, die ähnlich wie COMPOST, alles machen, nur nicht gewöhnlich. Akustik trifft Elektronik, BJÖRK trifft DIDO, allerdings im Experimentierkeller. Keine stabilen, rhythmisch festgelegten Songs, fast alles ist im ständigen Wandel. Dabei aber sehr zurückhaltend und eher dem schönen Klang zugeneigt. „The Moon rang like a Bell“ ist ein kleines Abenteuer in 12 Akten.

Besonders im Vergleich geradezu brutal geradlinig und zielgenau auf den Punkt kommt „Broke til Midnight“ von ROLL THE TANKS. Nach MTV Punk in der Liga, die seit geraumer Zeit von GREEN DAY beherrscht wird.

Da bleibt mir ja noch etwas Platz zum Schwelgen! Brasilien ist zwar zur Zeit in aller Munde, aber TOCO, denke ich, wird in diesem Rummel nicht vorkommen. Seine Musik hören in der Heimat ohnehin nur die alten Leute, in unseren Breiten vermutlich niemand. „Memoria“ wurde in Italien aufgenommen und produziert und ist, wenn ich es richtig weiss, sein 3. Werk. Erinnerungen an seine Jugend in der Heimat, Samba, Bossa und die Stile des Nordens fügt er zu einem leicht zu konsumierenden aber nicht oberflächlichen Bilderbogen seiner Vergangenheit zusammen. Mit dem Fluss und der Leichtigkeit, die mich an einigen anderen Platten aus Italien in der jüngeren Zeit schon begeistert hat. Ein dezent exzellenter Gitarrist ist er nebenbei auch noch.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
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