Von Günter, 03.09.2014

JETHRO TULL/ KRISTEEN YOUNG/ GURO VON GERMETEN/ JAGUN/ JOHNNY WINTER

Schon sehr lange dabei..

Zugegeben, die habe ich noch nicht ganz gehört. Ist aber auch eine Doppel CD (noch länger auf DVD oder BluRay..). Es geht um JETHRO TULL’s „Thick as a Brick“ (die seinerzeit als LP in eine Zeitung eingeschlagen verkauft wurde). Es war 1972 als die Geschichte von ‚Gerald Bostock‘ beide Plattenseiten füllte. 40 Jahre danach hat Flötist, Sänger und Kopf der Band, IAN ANDERSON, die Geschichte auf „..Vol. 2“ fortgesetzt und jetzt gibt es beide Teile als Konzertmitschnitt / Bühnenstück in den genannten Formaten. Ich fürchte, für ca. 100 Minuten Spielzeit wird einem grossen Teil des Nachwuchses die Geduld fehlen. Denen, die sie haben und/oder sich erinnern, sei gesagt, die Band ist nach wie vor exzellent in Form, die Musik bleibt weiterhin melodischer Rock, allerdings durchaus komplex und für einen Konzertmitschnitt bietet „Thick as a Brick live in Iceland“ auch noch sehr fetten Sound. Mehr als sehr rüstig für ihr Alter!


Wie alt KRISTEEN YOUNG ist, kann ich nur schätzen. Für „The Knife Shift“ (schönes Wortspiel!) bedient sie sich aus einer Mischung aus aufwändig produziertem Pub-Rock(!?), bei dem die Betonung auf Rock liegt, und 80er Jahre US Pop Punk. Stimmlich näher bei POLY STYRENE als bei CINDY LAUPER und mit leichten Falsett Einlagen schafft sie es problemlos, nicht in einen Topf zu geraten mit den aktuellen, oft gecasteten Pop / Rock-Tanten, die das Format-Radio beherrschen. Knackig produziert ja, aber nicht angepasst.
Mit viel weniger Strom kommt „Come stand before me“ von GURO VON GERMETEN daher. Singt englisch, kommt aus Skandinavien und mischt ihre aktuelle Platte aus etwas Tango, swingendem Blues und Harmonien und Rhythmen, die auf jeden Fall schon vor längerer Zeit und in diversen Ländern erdacht wurden. Klasse instrumentiert mit u.a. Harmonium, Klarinette, Piano und Kontrabass, singt sie ihr selbst erfundenes Material mal laut bis kreischend, aber meistens Chanson-artig, wie es zu den ausgefallenen Arrangements am besten passt. Eine schöne Pflanze aus dem Schatten.
Und noch eine tolle Stimme / Sängerin: JAGUN hat sich mit ihrem Erstling „My blue Hour“ schon in meinen Gehörgängen festgesetzt. Jetzt legt sie mit „Camburi“ eine, wohl durch ihre Brasilien Aufenthalte beeinflusste, mit etwas mehr Rhythmus versehene Variante vor. Nicht sanfte Bossa oder treibende Sambas, sondern eine deutlich am Jazz orientierte Variante, zu der mir als erstes die Musik von FLORA PURIM und AIRTO einfällt, aus der Zeit kurz nach dem Ausstieg bei RETURN TO FORVER. Auch sie verzichtet auf bekannte Standards, erfindet den Klang ihrer Vorstellung lieber selbst oder mit den Mitgliedern ihrer Band. Gesungen in Englisch und Portugiesisch mit warmem Timbre und auch in melancholischen Momenten sehr optimistischer Ausstrahlung.

Auch der 2. Versuch gut!

„Step back“ dürfte wohl das letzte Werk sein, das JOHNNY WINTER noch fertiggestellt hat. Wie schon auf dem hervorragenden Vorgänger „Roots“ bedient er sich aus der Schatzkiste der Blues und Rock ‘n‘ Roll Vergangenheit und hat für fast jeden der 13 Tracks einen berühmten Kollegen als ‚featured Artist‘ dabei. CLAPTON, Dr. JOHN, BRIAN SETZER, BILLY GIBBONS… und alle haben offensichtlich grossen Spass, diese Klassiker in typisch rockender JOHNNY WINTER Manier neu einzuspielen. Auch wenn nicht alle Tracks zu meinen Lieblings-Stücken gehören, hier feiert ein Grosser das (sein!) Leben mit und aus der Musik ab. Natürlich auch auf Schallplatte.
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de


Sein letzter Gruss

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