Von Günter, 18.03.2015

MÜNSTER MUSIC DAYS/ JIMMY SOMERVILLE/ THE WHITE BIRCH/ OF MONTREAL/ DUNKELBUNT/ FANTASMA/ RENAUD GARCIA FONS & DERYA TÜRKAN/ DJANGO DELUXE

Sinti Swing mit Big Band

Der Countdown läuft, MÜNSTER MUSIC DAYS stehen vor der Tür. Am Freitag in der Konzerthalle CLOUD mit CURTIS STIGERS ein Jazz Crooner der auch das Saxofon zu spielen weiss, am Samstag die WASSERFUHR Brüder, die im Lauf der Jahre einen sehr eigenen Stil entwickelt haben und am Sonntag ein Urgestein des Jazz in Deutschland, KLAUS DOLDINGER mit seiner aktuellen Band. Karten sind, wie zu erwarten, schon knapp.


Es war ein langer Weg vom ehemaligen SMALLTOWN BOY zur ‚Disco Diva‘. Im 6. Anlauf legt JIMMY SOMERVILLE ein astreines Disco Album vor. Dieses Mal aus mindestens 3 Gründen erwähnenswert. Erstens, keine Cover Versionen, nur eigene Songs. Zweitens, das Thema Disco unter dem Titel „Homage“ bestmöglich ins neue Jahrtausend gerettet und drittens, konnte nix schief gehen, weil ein Münsteraner (KRISZ KREUZER /BRIXTONBOOGIE) am fetten Sound des finalen Mix mitgewirkt hat.

Gut gewürzt

Vom flotten, lebensbejahenden Discobeat nahtlos zurück in die November Melancholie. Nach fast 10 Jahren kommen die Nordlichter von THE WHITE BIRCH wieder an die Oberfläche. Zurückhaltend, leise, ruhig gehen sie ihre Songs über das Leben als solches an. Sehr wenig elektrisch, ganz viel klangvolle Akkorde. „The Weight of Spring“ ist melancholisch, vielleicht mystisch, aber gewiss nicht düster.


Dafür macht OF MONTREAL auf seinem „Aureate Gloom“ ordentlich Lärm. Aus den 60ern und 70ern aufgeschnappte Song Ideen mit dem Wissen aus der Produktion von mehr als einem Dutzend Tonträgern setzt KEVIN BARNES unterschiedlichste Versatzstückchen aus Sounds und Harmonien, stampfenden Rhythmen und bratigen Gitarren zu sehr eingängigen kleinen neuen Monstern zusammen. Ausgesprochen eigenwillig und interessant.

Club Musik aus Südafrika!

DUNKELBUNT gibt seine Vorliebe für balkanische Sounds mit clubbigen Beats darunter nicht auf. Zum Auffrischen des Sounds gibt’s auf „Mountain Jumper“ kleine Einwürfe aus Hillbilly und Country. Fette Beats, elektrischer Swing, dubbige Effekte, bisweilen mit Sprechgesang; wenn es um das Thema ‚vorwärts, aber mit Hirn‘ geht, darf er auf jeden Fall aus der ersten Reihe sprechen.


Aber Platz und Aufmerksamkeit für einen gepfefferten Zwischenruf von FANTASMA sollte auf jeden Fall bleiben. Dieser Fünfer aus Afrika tischt uns eine sehr eigene Variante Club Musik auf. Zusammen mit einheimischen Gästen mixen sie die südafrikanische Pop Musik der vergangen 40 Jahre mit Elektronika, Hip Hop, Elementen aus Rock und der traditionellen Vokalarbeit ihrer Heimat zu einem sehr leckeren Menu. Muss m/f einmal mehr Hören, um sich in den zunächst etwas ungewohnten ‚Flow‘ einzugewöhnen.

Seit Jahrzehnten verbindet RENAUD GARCIA FONS die Musik und Klänge des westlichen Mittelmeeres mit denen der östlichen Hemisphäre. In grösseren oder kleineren Band Besetzungen. Mit DERYA TÜRKAN spielt er auf „Silk Moon“ im Duo. Kontrabass und ‚Kemence‘ (eine türkische Violine), beide mal gezupft, mal gestrichen, ergänzen sich unglaublich, klingen manchmal wie ein Orchester, an anderer Stelle rhythmisch wie Folk-Pop. 14 Eigenkompositionen der beiden, die aus orientalen Einflüssen, andalusischem Flamenco und einer Spur Latin zusammengesetzt sind. Sehr emotionale Musik für Menschen ohne Scheuklappen.
Das Vorgänger Album habe ich auf dieser Seite auch schon vorgestellt. Ist trotzdem kein Hit geworden. Jetzt haben sich DJANGO DELUXE Verstärkung geholt. Nicht nur YAKOTO und AYO, die jeweils einen Titel mit ihren Stimmen abrunden, sondern auch noch STOCHELO ROSENBERG an der Gitarre auf 3 Titeln und JERMAIN LANDSBERGER an den Tasten. Und dazu dann noch die NDR BIGBAND. Sinti Swing in der allerbesten Tradition des grossen Vorsitzenden dieser Innung. Allerdings nicht mit dem Blick nach hinten und ‚naturgetreu‘, sondern mit sehr moderner Musikauffassung (siehe Gästeliste..) einer exzellenten Produktion und, offen hörbar, in bester Spiellaune. Nicht nur die Gitarristen spielen sich die Bälle zu, auch die Big Band mischt sich launig ein. Das hat nichts von Lagerfeuer Romantik, das ist Jazz as Jazz can und dazu einfach und gut zu hören.
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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