Von Günter, 07.10.2015

MYKKI BLANCO presents C-ORE/ PAN-POT/ EATING SNOW/ DIANA RASINA/ PAT METHENY/ ALELA DIANE & ROB FRANCESCONI/ HAGGIS HORNS/ FEELING NICE 3

MYKKI BLANCO presents C-ORE, der kurze Überblick über sein eigenes Label DOGFOOD erinnert mich stellenweise an die kultigen NEUBAUTEN und deren ‚Hör mit Schmerzen‘. Elektronische Beats unter offensiven Hip Hop Texten, gelegentlich erkennbare Harmonien und dazwischen und danach ganz viel krasses Geräusch. Nichts für den schnellen Konsum, das muss m/f hören wollen.

Dagegen ist „The Other“ des Berliner DJ und Produzenten Duos PAN-POT entspanntes Easy Listening. Ebenfalls komplett virtuell erstellt, mit Ausnahme der Stimmen, zeigen sie in grosser Bandbreite ihre Auffassung von zeitgemässer Techno Musik. Nicht einfach flotte 4er Beats, ja die gibt es hier auch, sondern sehr gekonnt durch arrangierte Songs in sehr warmem (obwohl aus der ‚Maschine‘) wohlklingendem Sound. In der Mitte zwischen feinem Höralbum und unbedingter Tanzplatte.

Europas funkigste Bläser-Sektion?

Die am eindeutigsten Pop orientierte CD dieser 3 elektronischen Vorschläge ist EATING SNOWs unbetiteltes Album. Liegt vielleicht daran, dass alle Tracks durch MOORYCs ungewöhnliche Stimme abgerundet werden. Beats und Breaks gibt’s hier auch, aber mit einem solchen Sänger kann auf viele Soundspielereien und oder Keyboard-Flächen verzichtet werden. Echt stimmige Songs, und sehr fein und unauffällig eingearbeitete Anleihen aus den 80er Jahren. Schöne Sonntags-Musik.

Ganz ohne Strom würde DIANA RASINA und ihr Emsemble nicht irritieren. Mit ihrer Stimme, Flöte, Cimbalom und Kontrabass präsentieren sie rumänische Volksmusik Tradition. Ohne Mutanten-Stadel Ambition, dafür mit einer grossen Portion Musikalität und handwerklicher Finesse, die der von aufführenden Jazz-Musikern nahe steht. Ja, den traditionellen Kehlkopf-Gesang lässt sie auf „Romanian Tales“ gelegentlich auch durchscheinen. Volks-Musik ohne den Kitsch des Oktoberfest-Kostüms.


Nach ‚in 150 Konzerten um die Welt‘ und zwischendurch einen Grammy abräumen für das aktuelle Album gönnten sich PAT METHENY und Combo den Luxus eines Live Auftritts ohne Zuschauer, der für die „Unity Sessions“ in bester Bild- und Tonqualität mitgeschnitten wurde. 15 Titel, aus dem ‚Unity‘-Album, und weitere Highlights seiner Karriere, zeigen die 5 bestens aufeinander eingespielten Musiker auf einem Höhepunkt ihres Schaffens. Lightshow? Choreografie? Solche Spirenzchen braucht es nicht, wenn eine Band eine solche Vorstellung abliefert. Nicht beschränkt auf den oft gekrittelten Schönklang, Jazz in bester Combo-/ Solisten Manier. Möchte ich dringend auch als CD empfehlen, gibt es aber nur auf DVD oder BluRay.

Erstklassige Ensemble-Arbeit

Bevor es gleich in die Abteilung Rhythmus geht, hier noch ein eher stilles Werk zweier so unkonventioneller wie begabter Singer und Songwriter. ALELA DIANE und RYAN FRANCESCONI bestreiten „Cold Moon“ praktisch ganz allein mit ihrer Stimme und seiner Gitarre. Vereinzelte Einlagen eines anderen Instruments runden die Stimmung. Sehr introvertiert, ja kunstvoll gestaltete Songs, die beiden verlassen sich zu Recht auf ihre individuellen Fähigkeiten. Ruhig, gelassen, ernsthaft.


Die HAGGIS HORNS werden die meisten Leser kennen. Nicht unbedingt als namensgebende Interpreten, eher als ‚die funky Bläser‘ hinter AMY WINEHOUSE, MORCHEEBA oder JAMIROQUAI (um nur ein paar zu nennen). Seit 2007 machen sie auch ‚eigene‘ CDs (LP!). Wenn es die Schublade Acid Jazz noch gäbe, sie wären das Parade-Beispiel. „What comes to Mind“ enthält fette Grooves, ausgewogene Arrangements zwischen der Bläser-Abteilung und den anderen Instrumenten und hier und da eine gut ausgesuchte Gesangseinlage von z.B. JOHN TURRELL (ohne SMOOVE). Kein Retro, sondern aus Tradition modern. Da zucken nicht nur die Füsse!

Neue alte funky Grooves

Aus dem Hause TRAMP kommt in diesen Tagen das bereits 3. Volume der „FEELING NICE“ Reihe. 16 Tracks auf CD und Doppel LP, und nicht einer der Interpreten ist mir geläufig…. Wo finden die nur immer diesen oberfetten Funk, kombiniert aus JAMES BROWN Freistil, etwas Einflüssen aus Pop, dazu Phrasierungen aus Jazz und der Experimentierfreude der Rock Musik der Zeit. Nicht nur den ‚Kneipen‘-DJs dringend ans Herz gelegt!


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
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