Von Günter, 04.11.2015

HERE WE GO MAGIC/ MANO LE TOUGH/ SAINTSENECA/ The GARDEN/ PUPKULIES + REBECCA/ VIDAR BUSK/ MONO UND NIKITAMAN/ ANNELI DRECKER

Hier ist der Bandname mal Programm. HERE WE GO MAGIC schaffen es mit „Be small“ mich innerhalb kurzer Zeit in die Mitte der 70er zu versetzen. Erinnerungen an STEVE HARLEY’s COCKNEY REBEL und Zeitgenossen des leicht pompösen Schönpop. Dabei klingen HWGM viel abgestrippter und aufgeräumter.

Minimal ist sicher die richtige Bezeichnung für MANO LE TOUGH’s Album. Das Label PERMANENT VACATION ist Garant für interessanten Stoff. „Trails“ enthält sparsam umgesetzte Downbeats unter meist dunklen Klangflächen, Tracks mit dezentem, geraden 4er Rhythmus und experimentelle Sounds innerhalb eher konservativ konstruierter Songs. Rauscht im 1. Anlauf fast unbemerkt vorbei, ist aber sicherer Kandidat für das Entdecken faszinierender Feinheiten bei jeder Wiederholung.

Vermutlich kennen die Musiker von SAINTSENECA die meistens Bands, an die sie mich erinnern, gar nicht. Für mich scheinen die späten 60er durch, als die sogenannten Beat Bands das Strickmuster Intro-Chorus-Refrain usw. begannen auszudehnen. „Auf „Such Things“ gibt es diese Songs, mit einem etwas vergrösserten Anteil aus dem Folk entliehener Harmonien. Straight gespielt, schön, manchmal 2 stimmig gesungen und gut ausgedachte Songs. Wird bestimmt wieder als Americana vermarktet.

Auch die sind leicht spät dran: The GARDEN präsentieren ihren Neo-Electro-Punk auf „Haha“ mit viel Schwung und stilechtem Sprechgesang. Ist amüsant, kurzweilig, verschafft dem Genre aber keinen neuen Ansatz.

Nach 5 sehr eigenwilligen Alben mit Musik zwischen Electronica und Chanson, inkl. eines Ausflugs auf die Kap Verden, gibt es zur Rundung des halben Dutzends eine Remix CD von den PUPKULIES + REBECCA. 9 Tracks aus dem Fundus von befreundeten Elektronikern oder DJs in noch clubtauglichere Outfits gesteckt. 4 to the Floor Beats ja, aber dezent im Untergrund, auf dem Song und natürlich Rebeccas Gesang liegt die Betonung. Club im Sinne von Disco sehe ich hier weniger, eher die intelligente Beschallung populärer Gebrauchtmöbel-Etablissements. Aber die spielen ja lieber den Sound meiner Jugend….

30 Jahre im Blues-Rock Business

VIDAR BUSK’s Doppel CD zum 30. Bühnenjubiläum habe ich noch nicht komplett durchgehört. Mit „Best of Busk“ legt er einen sehr abwechslungsreichen Querschnitt durch seine lange Zeit als Rhythm and Blues Musiker vor.
Unterschiedliche Bands, unterschiedlichste Stile, unterschiedliche Sounds, zusammengehalten durch Vidar‘s Gitarrenspiel und Gesang. Klingt weniger nach Blues amerikanischen Vorbilds, als vielmehr nach englischem Muster der späten 70er, DR. FEELGOOD, LEW LEWIS etc., und eignet sich bestens für Kneipen mit einem hohen Altersdurchschnitt. Zu junge Leute verstehen diese Musik nicht.


Karibisches Flair & deutsche Texte

Zugegeben, die Vorgänger-Alben von MONO UND NIKITAMAN habe ich gerade nicht im Gedächtnis. Das aktuelle Werk „Im Rauch der Bengalen“ hebt sich jedenfalls sehr positiv von anderen hiesigen Produktionen dieses Genres ab. Leichtfüssige karibische Beats mit deutschen, mehr gesprochen als gesungenen Texten, die nicht platt oder peinlich sind. Entspannt und mit viel Ideenreichtum produziert, und, falls die (Gast-) Sängerin neu ist, ist sie ein echter Gewinn. Quasi CULCHA CANDELA für Menschen, die selbst denken.


Atemberaubend schöne Musik

Zu meiner Perle der Woche. Den Älteren unter uns bekannt durch wenige Platten (BELCANTO..) und viele Gastauftritte legt ANNELI DRECKER mit „Rocks & Straws“ eine echte Schönheit vor. Beinahe himmlische Melodien mit einem ganz kleinen Schuss nordischer Folklore, in kleinen Arrangements oder grossen Orchester-Klängen. Mit sich selbst in mehreren Stimmlagen singend oder von einem Chor neuseeländischer Ureinwohner unterstützt. Anmutig, ernsthaft, erhaben. Wundervoll!


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
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