Von Günter, 06.01.2016

SLOW SHOW/ ST. GERMAIN/ DORANTES & RENAUD GARCIA-FONS/ EGOPUSHER

Eine Woche ohne Ohrenschmauch ist keine richtige Woche. Zumindest für mich nicht. Ihr seid hoffentlich alle gut und unbeschadet in das neue Jahr gerutscht. Bleibt gesund und mir gewogen. Hier kommt die wöchentliche Dosis Musik.

..und so sieht sie aus

Zuerst komme ich auf die grossartige CD der SLOW SHOW „White Water“ zurück. Die habe ich hier schon falsch als SLOW CLUB vorgestellt, frei nach Johann Wolfgang „…was der Geist nicht sieht…“. Wohlüberlegte, meist langsame Rhythmen, Arrangements zwischen sparsam und Pathos, allerdings ganz ohne die jammernde Attitüde von z.B. COLDPLAY. Wirkt mit jedem Hören intensiver.


Dass ich auf die „Real Blues“ (CD oder Doppel LP) von ST. GERMAIN an dieser Stelle zurück kommen würde, hätte ich nicht gedacht. Nach der fantastischen (immer noch!) „Tourist“ aus 2003 bin ich bei seinem neuen Werk von einem ‚Selbstläufer‘ ausgegangen. Weit gefehlt. In Zeiten, in denen 120 Beats pro Minute als ‚chillig‘ bezeichnet werden, hat er es schwer mit seinen durchaus nicht langsamen, aber sehr komplexen, elektronischen Rhythmuskonstruktionen. Dazu exzellente Instrumentalisten an Saiteninstrumenten, die leider (mein Gruss an die Schreiber der Musik-Magazine unserer Eltern, ich bin ca. 60..) keine elektrischen Gitarren, sonder afrikanische Koras o.ä. sind. Das erschliesst sich nur durch zuhören, aber wer nimmt sich dafür heute noch Zeit?

Improvisation im spanischen Stil

Das mit dem Zuhören gilt auch für diese: DORANTES & RENAUD GARCIA-FONS „Paseo a dos“. Mit Piano und Kontrabass (gezupft und gestrichen) erkunden sie Themen, Rhythmen, Stimmungen aus der spanischen Musik-Tradition. Ohne diese aber zu deutlich zu bemühen. Vielmehr erweitern diese beiden hochqualifizierten Instrumentalisten die Themen um sehr emotionale Improvisationen und schaffen aus der vorgegebenen Überlieferung ein vollständig neues Lebensbild. Von temporeich überschäumend bis zu melancholischem fast Stillstand. Ja, aber, wirkt auch nur im Zusammenhang.


Mit Geige und Drumset

Die erste echte Neuheit dieses Jahres kommt vom Schweizer Duo EGOPUSHER. Der unbetitelte Selbstversuch mit Improvisationen von Geige gegen Schlagzeug, den die beiden nachträglich mit etwas Synthi und Bass angereichert haben, passt in keine der gängigen Schubladen. Von harmonisch fast zuckersüssen Melodien zum lärmenden Rhythmus, von melancholischen Geigenklängen zu Dubstep-haftigen oder geradlinig rockenden realen Schlagzeugbeats. Nur 6 Tracks, Gesamtlänge ca. 25 Minuten, kurz und prägnant. Dabei weitestens Entfernt von der gängigen ‚ich bin DJ, ich weiss, wie das klingen muss‘ Mentalität, vielmehr seelenverwandt mit den progressiven Rockern der frühen 70er. Also kein DIMITRI, DAFT PUNK oder ROBIN, sondern ganz klar ‚set the Controls for the Heart of the Sun‘. Davon will ich in 2016 mehr.


Apropos mehr, wen meine persönlichen Favoriten des vergangenen Jahres interessieren, der und die kann sie während der Geschäftszeiten der na dann… innerhalb der Woche vom grossen Plakat ablesen oder sie sich samstags zwischen 11 und 15h vom MUSIK-aPOTHEKER und seinen GehilfInnen vorstellen lassen.

na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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