Ohrenschmauch
Von Günter, 13.07.2016
Die Arbeit mit einer der auch im Ausland erfolgreichsten deutschen Bands kostet nicht nur Energie
Sondern vor allen Dingen Zeit. Das ist der Hauptgrund, warum bis zur neuen, zweiten Platte von DELLÉ… sieben Jahre vergangen sind. Das hat aber auch seine Vorteile. Ideen können lange reifen, und so liefert er mit -Neo ein fettes Stück Reggae meets Pop ab. Ragga Beats, eher an Old School orientierte Hip Hop Grooves, manchmal sogar ein krachendes Gitarren-Riff, Einflüsse nimmt er von überall an, wenn sie denn in seine Vorstellung passen. In den Texten bewegt er sich fernab von "Let's Party" oder "alles ist schön". Er hat viel gesehen, das schärft den Blick. Trotzdem gelingen ihm feine Schmonzetten, wie "Marry me"; kritische Distanz zu den Dingen sollte niemanden davon abhalten, Gefühle ruhig mal etwas ange-kitscht zu äussern. Dass seine Stimme für diesen zeitgemässen Sound bestens geeignet ist, hat er mit SEEED schon längst bewiesen.
Ähnlich bunt aus diversen "schwarzen" Sounds gemischt ist die neue CD von IYEOKA. Lediglich der Anteil Reggae ist geringer und wird durch US-Amerikanische Funk- und Soul- Motive und geschickt eingearbeitete afrikanische Rhythmen ersetzt. -Goldì ist bereits ihr 4. Werk, entsprechend gekonnt arrangiert sie die Musik um ihre sehr persönlichen Texten, die sich vornehmlich mit sozialen Missständen beschäftigen. Sei es in flotten, fast Pop-Songs, Balladen, Calypso-Anleihen kräftigem Afro Beat oder einer starken Interpretation von NINA SIMONE's "Sinnerman". Vielseitig, dabei kein wenig willkürlich.
Zum folgenden Neuling gab's für mich keine weitere Info. Durchsichtige Hüllen mit 2 CDs. FLOX heisst das Projekt und bringt auf -Homegrownì feinen Roots orientierten Reggae zu Gehör. Vermutlich aus unserem Land, singen aber deutlich besser Englisch, als z.B. UDO L. aus Gronau. Der Musik merkt m/f sogar noch weniger die Herkunft an. Stark beeinflusst vom Sound der End 70er, im Vergleich weniger THIRD WORLD als vielleicht CULTURE oder Kollegen. Eine deutliche Vorliebe erkenne ich für die Mixtechnik von DENNIS BOVELL, besonders auf der beiliegenden Bonus CD, die mich stark an LINTON KWESI JOHNSON erinnert. Ganz gleich von wo Ihr stammt, FLOX, das Ding ist rundweg gelungen.
Jetzt mal etwas weg von der hüftbetonten Musik. Die FELICE BROTHERS lassen ihrem hochgelobten 2014er Album "Favorite Waitress" nach fast genau 2 Jahren das neue -Life in the Darkì folgenden. Bruder IAN findet die gewohnt kritisch bis zynischen Beschreibungen für das Leben im aktuellen Amerika, die anderen 3 liefern Keyboard oder Akkordeon, Fiddle, Bass und der Gastschlagzeuger gibt den Songs leichten Druck. Ganz in der Tradition der grossen US Songwriter, starke Einflüsse aus Country und etwas Moderneres aus Rock bis Blues schaffen eine sehr hörenswerte Mischung absichtlich komplett handgemachter Musik.
Zum Finale der diesjährige Senkrechtstarter unter den DJs / Mixern / Produzenten SOLOMUN. Gleich ein Doppel CD Set mit 24 Titeln, die er seine Lieblings-Remixe nennt. Mit diesen Tracks aus der Zeit zwischen 2009 und 2015 zeigt er seine Vielseitigkeit. Vom feinen Pop der BROKEN BELLS über die technische Seite der EDITORS, von den Club-orientierten KRAAK & SMACK zu LANA DEL REY gibt er den Titeln auf Platte 1 seinen eher sanften Schub Housebeats und rhythmische Änderungen. Auf Platte 2 finden sich seine Bearbeitungen aus der Ecke Elektronika. Seien es STIMMING, das KOLLEKTIV TRUMSTRASSE oder MARBERT ROCEL, alles verfeinert er mit seinen zwar zurückhaltenden, aber doch treibenden Beats und feinen melodischen Spielereien. Passt sehr gut zur GLOBAL UNDERGROUND - AFTERHOURS. Für die ganz Schnellen und Kreativen gibt es die erste Auflage in einer Box mit ein paar Buntstiften zum Ausmalen des schwarz / weissen Covers.
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de
Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1