Ohrenschmauch
Von Günter, 19.10.2016
BOB DYLAN/ MANDOLIN ORANGE/ BLAUDZUN/ JOHN SOUTHWORTH/ DOUGLAS DARE/ ANNWN/ MEXICO/ BEBO BEST & SUPER LOUNGE ORCHESTRA/ TIM ANDERS/ JAZZKANTINE
Der Zimmermann (DYLAN) kriegt den Nobel-Preis für Literatur. Wurde auch Zeit!
Dahin werden es MANDOLIN ORANGE wohl eher nicht schaffen, obwohl sie aus der gleichen Tradition schöpfen. Nicht durch das Wiederholen, sondern durch das leben derselben in Zeiten, wie diesen. Singen tun sie beide, er spielt die akustische Gitarre, sie diverse andere Instrumente. Mit ein paar ausgesuchten Helfern mehr oder weniger Live im Studio aufgenommen, zeigen sie, dass selbst nach 100 tausend bereits erschienenen Platten auf dem Sektor American Folk Song für eine solche Perle immer noch Platz ist. Und “Blindfaller“, so der Titel ihres 3. Albums für Yeproc, ist trotz der feinen Harmonien, des überzeugenden (Wechsel-) Gesangs und der bodennahen Produktion literarisch ganz sicher kein Leichtgewicht.
Mit BLAUDZUN werde ich auch im 5. Anlauf nicht so richtig warm. Zum ersten Mal mit einer ‚richtigen‘ Band im Studio, Songs mit deutlicheren Konturen, als ich von älterem Material erinnere, aber trotz allem eher sperrig. „Jupiter“ klingt dann und wann wie Independents der frühen 80er, aber auch nach ‚Romantik‘-Rockern der 70er (METRO / DUNCAN BROWNE). Macht mich nie richtig glücklich, aber hält mich permanent neugierig.
Der Vorgänger, die Doppel CD „Niagara“ wurde hochgelobt, aber schlecht verkauft. „Small Town Water Tower“, die neue CD von JOHN SOUTHWORTH ist deswegen keineswegs poppiger geraten. Er schreibt nach wie vor klasse Songs, hat auch textlich was zu sagen, aber verweigert sich hartnäckig der für den kommerziellen Erfolg vorgeschriebenen Radio-freundlichen musikalischen Verpackung. Rhythmisch variabel, harmonisch nicht ganz einfach und doch durchaus eingängig.
Ein ganz ähnlicher Fall, wenn auch ganz anders im Sound, ist DOUGLAS DARE. Seinen Erstling „Whelm“ kenne ich nicht. „Aforger“, das aktuelle Werk erinnert mich in seiner Konstruktion an frühe SOFT CELL, allerdings handwerklich in einer ganz anderen Liga und überhaupt nicht dem Mitsing-Refrain verhaftet. Komplett elektronisch produziert, mit Höhen und Tiefen, mit Hall und Echo und ganz scharfem Auge darauf, nur sicher nicht gefällig zu werden.
Diese hier soll extra ganz schön, natürlich und echt klingen. „Enaid“ ist bereits das 3. Werk des Kollektivs ANNWN. 9 StammspielerInnen plus 7 Gäste, alle mit akustischen Instrumenten, von Fiddles und Pipes über diverse Flöten zu Saiteninstrumenten und Handtrommeln. Entsprechend bunt aus unterschiedlichen Kulturen ist auch die musikalische Mischung hergestellt. Ähnlichkeiten zu Loreena McKennitt oder Enya ergeben sich da fast zwangsläufig.
Nicht ganz richtig neu ist „MEXICO“, die aktuelle Veröffentlichung des Labels Putumayo. Bereits 2001 erstmalig aufgelegt, wurden für das ‚Update‘ 4 der gesamt 10 Titel ausgetauscht. Für alle, die die Ur-Version besitzen nicht so schön, für die Nachgeborenen eine würzige Mischung aus mexikanischer Tradition unter dem Einfluss der ‚Globalisierung‘. Wäre noch besser vor diesem Sommer erschienen….
BEBO BEST und das SUPER LOUNGE ORCHESTRA waren, glaube ich, mit allen Veröffentlichungen hier vertreten. Zu Recht!. Auch das aktuelle Werk „Jazz Mamba“ macht da keine Ausnahme. Easy Listening mit raffinierten Arrangements, flüssigen Tempi, wenn, dann schönen Stimmen, Bläsern und allem was diese Musik spannend machen kann. Wer nicht ständig der Neuerfindung des Rock hinterher hechelt, sondern auch mit erstklassiger Unterhaltung zwischen eingängigen Instrumentals und smarten Pop Songs glücklich sein kann, ist hier am Ziel.
Und dann war da noch TIM ANDERS. Für sein Debüt „Thoughts. Words & Moments“ hat er 10 seiner eigenen Lieder ausgesucht und mit Freunden in kleiner Besetzung eingespielt. Auffällige Stimme, etwas in Richtung PASSENGER, ‚richtige‘ Instrumente und Songs, die im ‚allein auf der Strasse‘ Testverfahren ihre Reife entwickelt haben machen aus seinem Erstling eine CD, die Kopf und Schultern aus dem Gros der z. Zt. nicht gerade wenigen Produktionen dieser Richtung herausragt. Obwohl er 9 der 10 Songs in Englisch vorträgt.
Noch nicht satt? Am Sonntag (23.) in den Hot Jazz Club, mit der JAZZKANTINE abrocken!
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de
Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1