Von Günter, 11.01.2017

JACK GRELLE/ FRIEDRICH SUNLIGHT/ SUN RA/ LeROY/ IMMANU EL/ JAMES JOHNSTON/ DAY OF THE DEAD

Bevor wir in den nächsten Wochen mit Neuerscheinungen zugeworfen werden, noch schnell ein paar Nachzügler aus dem Dezember.

JACK GRELLE klingt auf seiner CD „Got dressed up to be let down“ nach traditioneller Country Music (ohne Hut!), befasst sich allerdings in den Texten nicht mit Bier oder Autos. Sein abgeklärter Blick auf die Welt wird von der versierten Band bestens ummantelt.

FRIEDRICH SUNLIGHT singen mir einfach zu schön. Liegt vielleicht an meinem Vorsprung nach Lebensjahren oder daran, dass ich Musik immer noch ernst nehme. Das reissen auch die geschickt ausformulierten deutschen Texte nicht heraus.

Noch nicht gehört, weil 1. ein 3CD Set und 2. gleich noch ein 5CD Set kommt: SUN RA „Singles – The definitive 45s Collection”, das glaube ich, denn das Werk wurde von den Damen und Herren der Marke STRUT zusammen gesucht. Wendet sich allerdings an seine Hardcore Fans, denn 65 Tracks dieser doch meist sehr gewöhnungsbedürftigen Musik sind schon eine echte Herausforderung.

LeROY hat sich auch auf dem 2. Werk, das ich von ihm höre, noch nicht wirklich entschlossen. Irgendwo zwischen Trip Hop, Hip Hop und gelegentlich Rock-Jazz entliehener Schlagzeug Begleitung hält er sich die eine oder andere Tür noch offen.

Wundervolle Harmonien mit absichtlich etwas eckigen Untertönen liefern IMMANU EL auf ihrem „Hibernation“. Kein Wunder, dass hier die GLITTERHOUSEr aufmerksam wurden, sind die doch aus meiner Sicht Garant für mal mehr, mal weniger, aber immer absichtlich an einfach nur schön vorbei. Intelligent programmierte Sounds, angereichert mit konventionellem Instrumentarium zu Tracks mit hohem Wiedererkennungswert.

Analog aufgenommen, auf CD im Handel

Komplett analog, von den Instrumenten bis zum Mix, hat JAMES JOHNSTON seinen „The Starless Room“ produziert. Feine Piano-Balladen, wuchtige Arrangements mit Streichern, poetische Texte, vielleicht eine Spur zu schön für die mittlere Nick-Cave-Schublade. Wohl auch, weil er nicht im Brummel-Bariton sondern eher Tenor singt. Aber nur auf CD.


Kurz gesagt und so wahr!

Mein Monster der Woche ist das 5 CD starke, 59 Song fette, von der RED HOT ORGANIZATION mitfinanzierte Tribut Album für eine der grössten Bands der Generation Easy Rider, GRATEFUL DEAD. Deren Einfluss auf die Art Musik zu schreiben / erzeugen, Live aufzuführen / wiederzugeben und sie immer wieder zu hinterfragen und neu auszuführen, ist für mich nicht abschätzbar. Da gibt es aus sicher 4 Jahrzehnten Karriere einiges Sinnvolles an gedrucktem Wort, das auch Blick auf Details nimmt. Hier und jetzt geht es um die Ehrenbezeugungen von Musikern diverser Generationen, Kontinente, Kulturen / Subkulturen. Von Anohni zum Orchestra Boabab, von The National zu Sharon van Etten, Lucinda Williams, Lee Ranaldo, ich kann sie hier nicht alle nennen. Von sanften Variationen im Songwriter Modus zur ausgedehnten „Terrapin Station Suite“, mit Afro- oder karibischer Färbung, als Band-Variante in der Tradition oder als eher experimentelle Klangmalerei, komprimiert auf 5 CDs (oder auch 10 LP) eine Rundreise durch den Klangkosmos, für den die GRATEFUL DEAD einen der Grundsteine legten. „DAY OF THE DEAD“ heisst die Box und bietet spannenden Stoff, der sicher mehr als den Tag überdauert.


5 CD / 10 LP Tribut

na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de


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