Ohrenschmauch
Von Günter, 19.03.2025
CHARLIE CUNNINGHAM/ CHARLES PASI/ TOMI SALESVUO EAST FUNK ATTACK/ MACONDO TRIO/ JOOST ZOETEMAN, BART TARENSKEEN, WIM DE VRIES
Ganz behutsam, zart und fast romantisch startet dieser Text mit dem neuen Album von CHARLIE CUNNINGHAM. Meist von zurückhaltender (nur) Gitarrenarbeit begleitet singt er sich zwischen intim und melancholisch durch das Repertoire von „In Light“. Der Vergleich hinkt ein wenig, die Stimmung des Werks erinnert mich an die ruhigen, sehr melodischen Songs von Simon & Garfunkel, nur mit einer Stimme vorgetragen, zurückhaltend und intensiv, ziehen mit ihren Melodieverläufen in meditative Zustände. Deutlich jüngere Menschen finden sicher auch Ähnlichkeiten mit den frühen Songs von Fink.

Bereits bei Album Nr. 6 ist der französische Sänger und Harmonika Spieler CHARELS PASI angekommen. Mit jeder neuen Platte entfernt er sich ein Stückchen weiter von seinen Wurzeln im Blues. War der Vorgänger ‚Zebra‘ noch mit ganz kleinem Besteck und eher reduziert eingespielt, startet „Adamas“ gleich mit einer furios aufgedrehten Funk Nummer, um die Ohren einmal durchzupusten. Danach präsentiert er eine variable Reihe neuer Songs. Balladen mit Streicher- und Orgel-Einsatz, folkig angehauchtes, zarte Liebeslieder und natürlich auch einen kernigen Blues Track. Mit dem passende Tembre in der Stimme, gelegentlichen Harmonika-Einlagen und in mindestens 3 Sprachen zeigt er überzeugend, dass seine musikalische Welt mittlerweile einen grossen Umfang bekommen hat.

Die spinnen die Finnen würde Asterix vermutlich sagen. TOMI SALESVUO EAST FUNK ATTACK nennt sich die Combo, startet mit uptempo Bassarbeit, die Mark King’s Schaffen nach Zeitlupe klingen lässt. Wer die Band bildet, wird im Cover nicht genannt, die namhaften Helfer (u.a. Erja Lyytinen, g, und Nils Landgren, Posaune) dafür schon. Den im Namen vorgegebenen Funk auf „Rhythm Manifesto IV“ muss m/f sich etwa so übersetzen, wie ihn Mothers Finest aufgeführt haben, also mit viel Rock. Die Sängerin behauptet sich energisch gegen den Druck der Band, bringt in den ruhigeren Titel auch ihre emotionale Seite zum Vorschein.

Seit Jahrzehnten gehört die Musik des Liedermachers José Afonso praktisch zum kulturellen Erbe Portugals. Die Songs des Aktivisten begleiteten den Sturz der letzten Diktatur Europas. Zum 50.Jubiläum dieses Ereignisses hat sein Sohn ein multinationales Ensemble aus portugiesisch sprachigen Ländern Europas und Afrikas zusammengestellt und mit dieser vielköpfigen Gruppe wichtige Songs des Vaters in neuen, modernisierten Arrangements Live eingespielt. WANDERER SONGS nennt sich das Projekt, das die ehemals vorwiegend akustischen Werke mit zeitgemässem Instrumentarium in Klänge umsetzt, die Afonsos Schaffen in die musikalische Sprache des 21. Jahrhunderts transportieren. Mit wechselnden Stimmen, elektrischen Instrumenten und Elektronics lässt es die ‚alten‘ Hymnen in neuem Glanz erscheinen. „Ao vivo no Teatro Faialense“ ist mehr als hörenswert.
Zweimal Trio mit Bass und Drums, das Erste mit Sax. Das MACONDO TRIO hat dazu noch titelweise Gäste an Trompete, Piano und Stimme. Nur eigene Kompositionen, geschickte Arrangements, teils kernige Rhythmen und überzeugende Solisten kennzeichnen „Morayò“.
Das Zweite mit Gitarre, ohne Gäste, versteckt unter den 7 Adaptionen (von Dorham, Strayhorn, Jobim…) 5 eigene Erfindungen. JOOST ZOETEMAN, BART TARENSKEEN, WIM DE VRIES, legen gemeinsam die Harmonien vor, die sie im Verlauf der nicht besonders langen Tracks unaufgeregt und melodisch demontieren und wieder zusammensetzen. Der rund abgestimmte Sound von Kontrabass gegen (mit!) halbakustische Gitarre auf „Standard-No Standard“ übt eine besondere Faszination auf mich aus.