Ohrenschmauch
Von Günter, 12.04.2017
LLORCA/ SAMANTHA CRAIN/ ANDREW COMBS/ CHRISTOPH PEPE AUER/ JASPER SOMSEN TRIO/ THE MELTDOWN
Ja richtig, die Strafe war nicht allein für den Download, sondern besonders für das anschliessende ins Netz stellen.
Hier kommt nach 16 Jahren ein neues Werk eines der Protagonisten der jungen französischen Elektronica. LLORCA lässt seinem Lounge-/Downbeat –Highlight „Newcomer“ ein 2.(!) Album folgen. Wie St. Germain hat er die lange Pause zur Orientierung genutzt und liefert mit „The Garden“ eine frische Palette moderner Soul-/Funk-Songs. Mit wechselnden SängerInnen, farbigen Arrangements und schnittigen Grooves. Klingt damit zwar nicht so einzig, wie sein Debut, schlägt aber den Grossteil der Mitbewerber in Punkto Ideen-Reichtum und gelungener Produktion leicht aus dem Feld.
Sehr viel weniger wütend kommt ANDREW COMBS mit seinen „Canyons of my Mind“ daher. Er ist schon länger im Geschäft, entsprechend sind seine Songs gekonnt und gut trainiert zusammengebaut. Mit kleiner Band kreuzt er mal lauter und heftig, aber auch sanft und leise durch seine Schluchten. Besonders positiv, es gibt zwischendurch immer wieder Strophen ganz ohne Gesang, dafür Gitarren-Solo oder auch nicht. Und die Tradition von Kristofferson und Country bis Cohen und Wahrheiten kennt er auch.
„Songs I like“ von CHRISTOPH PEPE AUER, jetzt in spezieller Version für Deutschland erschienen, ist ein ganz besonderer Fall. Er spielt Bassklarinette, Saxophon und Schlagzeug u.a. in der Jazz Big Band Graz und im Duo mit Manu Delago (Living Room). Um den Klang des erstgenannten Instruments, dessen warmem und holzigem Timbre, dreht sich diese CD. Gespielte und gesampelte Sounds, ergänzt durch weitere akustische Instrumente (Cello, Akkordeon, Drehleier..) auf einem fetten, programmierten Untergrund. Spannend wie Trip Hop zu seiner besten Zeit, als Downbeat noch keine Masche war, sonder die gezielte Langsamkeit, um Klänge, Instrumente, Harmonien zur rechten Geltung zu bringen. Verspielt? Ja, ein wenig, aber mit grossem Herz für Klang!
Dagegen klingt „A new Episode in Life“ des JASPER SOMSEN TRIOS fast ein wenig akademisch. Dabei geben Jean-Michel Pilc (p) und Andre Ceccarelli (dr) als Sidemen dem jungen Bassisten feinst austarierte Schützenhilfe für seinen neuen Abschnitt. Neun mehr oder weniger lange Improvisationen auf vorkomponierten Themen lassen jedem der Beteiligten genügend Raum sich zu entfalten ohne dabei aus dem durchweg harmonischen Rahmen zu fallen. Moderner Jazz in der besten Tradition des Klavier Trios.
Spannend: Eine Country Soul Band aus Australien mit Orgel, 3 Bläsern, Background Sängerinnen und Rhythmusgruppe! Dazu mit einem Sänger gesegnet, der sofort das Ohr in Richtung Lautsprecher saugt. Ob bluesgetränkte Ballade, leichter Reggae Offbeat, Rancho Schmalz oder Stax Sound, die Mädels und Jungs krampfen nicht herum, THE MELTDOWN präsentieren sich mit dem unbenannten Album und 10 Titeln als Überzeugungstäter. ‚Don’t hesitate‘, singen sie auf einem Titel, das leben sie hier auch. Wir tun, was uns Freude macht, und das so gut wir es können. Diese Haltung kann ich nur unterstützen!