Ohrenschmauch
Von Günter, 29.11.2017
SHARON JONES/ BILLIE HOLIDAY/ LARS EIDINGER/ PETER BRODERICK/ MARTIN HEYNE/ CHE SUDAKA/ VOLKER KRIEGEL
„Soul of a Woman“ ist SHARON JONES‘ letzter Gruss an die Welt. Zusammen mit der wohl besten authentischen Soul Band alter Schule, den DAP KINGS, zieht sie alle Register. Herzergreifende Balladen, schwitzige Tanznummern, Gospel, Blues, überzeugend gesungen und unterstützt von der Band, die die geschickten Arrangements absolut auf den Punkt bringt. Praktisch ‚Live‘ im Studio, ohne Tricks und digitales Aufbretzeln. Dafür zitiere ich sie: Was von Herzen kommt, geht auch zu Herzen!
Obwohl sie das nie gesagt hat, trifft das auf BILLIE HOLIDAY genau so zu. Von ihr gibt es schier endlos viele Tonträger. „The complete Billie Holiday Songbook“ ist darunter etwas Besonderes. Alle Songs, die sie selbst komponiert hat auf 1 CD zusammen, beginnend 1936 und endend 1957. 23 Titel in unterschiedlichen Aufnahmen und Band-Besetzungen. Für den Fan ein feines Bündel, das durch die 2. CD dieses Sets, auf dem sich 19 Titel finden, die zwischen 1954 und 61 von anderen Jazz-VokalistInnen und –Grössen eingespielt wurden, hervorragend abgerundet wird. Klangtechnisch toll restauriert und mit einem Booklet mit allen wichtigen diskografischen Angaben ausgestattet.
Noch mehr Musik, die es schon länger gibt, aber vorher noch nicht (z.Teil..) den Weg auf LP gefunden hat. LARS EIDINGER, eher als Schauspieler ein Begriff, hat Ende der 90er bereits eine EP mit 6 Tracks veröffentlicht, kommt jetzt neu (nur LP und Download) mit 5 weiteren Tracks aus der Zeit auf den Markt. Ziemlich Bass-lastig, langsam im Tempo, kann als instrumentaler Hip Hop (aus der Zeit!) durchgehen. Selbst gebastelt an Roland, Moog und Sampler sind die 11 Titel auch ohne Gesangsspur interessant genug für ein erfreutes Wiederhören.
Seit mindestens 10 Jahren versorgt uns der fleissige PETER BRODERICK mit kleinen und grösseren musikalischen Werken, die von ambienten Klängen über minimalistische Ausflüge zu beinahe Pop Songs reichen. Für sein „All together again“ hat er 9 Titel, die ursprünglich als Auftragswerke entstanden (für Modenschauen, Hochzeiten, Fährfarten…) zusammengestellt. Entsprechend sind die Titel sehr unterschiedlich lang, haben aber die charakteristische Ruhe gemeinsam. So harmonisch wie Blank & Jones, jedoch mit weit mehr Tiefgang.
Ein ebenfalls sehr ungewöhnliches Solo-Werk liefert der Gitarrist MARTIN HEYNE mit „Electric Intervalls“. Man kann ein ambient / experimentelles Werk schaffen, ohne Computer-Programme, Keyboard-Flächen und andere digitale Instrumente. Nur mit E-Gitarre und Studio-Technik erzeugt er Stimmungen, Spannung, eine sehr eigene, faszinierende Klang- und Rhythmuswelt.
Die südamerikanische Brüderbande CHE SUDAKA feiert mit „Almas Rebeldes“ ihr 15 Bühnenjubiläum. Zu diesem Feuerwerk aus in der Mehrzahl Cumbia meets Rock und weiteren Latino Rhythmen haben sie eine illustre internationale Gästeschar eingeladen, auf die sie mit einem Einklinker auf der Cover-Vorderseite hinweisen. Da steht dann fett neben Manu Chao und Ampara Sanchez unser Münsteraner DR. RING DING. In der ganzen Welt bekannt und beliebt….der Prophet gilt halt nichts im eigenen Land.
Zum Finale ein echter Klassiker aus Deutschland. Das zweite Solo Album des Gitarristen VOLKER KRIEGEL. „Spectrum“ zeigt den Saitenmeister als vielseitig kompetenten Musiker. Von groovendem Jazzrock über swingenden Blues, frei Improvisiertes und Folk-Harmonien, einer Ballade im Alleingang zum fulminanten Ende mit bestens eingespielter und harmonierender Band. Musikalisch auf der Höhe der Zeit (1971) und handwerklich mit allen Wassern gewaschen. Analog neu aufbereitet und als CD und LP wieder im Handel.