Von Günter, 13.02.2019

GLOBAL JOURNEY/ MANU KATCHÉ/ ODETTE/ LULA WILES/ ROB HERON & THE TEAPAD ORCHESTRA/ WILLE & THE BANDITS/

Dass der Ausbau des Fernwärmenetzes unter Beibehaltung der vorhandenen Bäume 700.000€ teurer wird finde ich schon reichlich, aber zu viel ist für mich, dass es offenbar schon eine Planung gab, die den Erhalt der Bäume nicht vorsah. Toll!

Jetzt die Worte zur neuen CD von MANU KATCHÉ. Auf „The Scope“ geht es weit weniger Jazz orientiert zur Sache, als zu erwarten. Gleich der Opener ist ein fetter Funk Groove auf Afro Beat Unterlage. Danach eine feine Soulnummer mit Gesang gefolgt von einem Song mit Faada Freddy. So geradlinig und leicht konsumierbar hatte ich ihn nur in Erinnerung als Drummer für unterschiedlichste Pop-Heroen. Dass er keine Berührungsängste mit aktueller Popmusik hat, konnte m/f schon in seinen Shows auf Arte feststellen. Jetzt liefert er unter eigener Regie ein ausgesprochen abwechslungsreiches Album mit Einflüssen aus diversen Genres und Regionen, ausgezeichneten Helfern, etwas jazzigem Handwerk und trotz leichtem Zugang durchaus komplexer Konstruktion.

Eine Frau und ein Klavier.

Ein gutes Beispiel dafür, dass gute Songs nicht ‚gepimpt‘ werden müssen um zu wirken, ist „To a Stranger“ der Klavier spielenden Sängerin ODETTE. Lediglich von streng strukturierter, deutlicher Perkussion unterstützt spielt, singt und spricht sie sich durch 11 sehr persönliche Wahrheiten. In Stimmung und emotionaler Wirkung durchaus vergleichbar mit den ersten Werken von Birdy oder Lorde.


Im Ansatz vergleichbar, Klavier und Stimme, aber im Ergebnis vollkommen anders. Chilly Gonzales‘ Entdeckung SARAH McCOY schreibt ihr Material ebenfalls selbst, kommt aber eindeutig aus der Blues-, Gospel-und Jazz- Schule. Auch sie braucht für ihre Songs nur spärliche Unterstützung. Ihr Gesang orientiert sich erkennbar an den grossen ‚alten Damen‘ des Vocal-Jazz der 20er bis 50er, die Begleitung an den Tasten fusst im Blues und frühen Jazz, mit in wenigen Momenten durchscheinendem klassischen Training. Für beide gilt, sehr intim, authentisch, melancholisch, jedoch nicht romantisch. Und beiden sollte m/f mehr als 1 Durchlauf gönnen, damit sich das Ohr auf diese reduzierten Arrangements einstellen kann. Empfohlen!

Sanft aber bestimmt!

Mit LULA WILES nimmt diese Seite etwas Tempo auf. Diese drei Frauen haben etwas zu sagen. Seien es Liebeslieder über das Alleinsein oder Mörderballaden, mit denen sie moralische Standards in Frage stellen. In Szene gesetzt mit Harmonien aus der US Folk- und Country-Tradition. Alle drei singen, sowohl einzeln auch zusammen und die Instrumente spielen sie auch fast alle selbst. So geben sie einer langen Tradition mit viel Elan und kritischem Bewusstsein eine aktuelle Bedeutung. Im mehr als 30 seitigen Booklet (Smithsonian Folkways Standard..) zu „What we will do“ finden sich neben den Texten kurze Erläuterungen zu den Songs und natürlich die diskographischen Details.


ROB HERON & THE TEAPAD ORCHESTRA sind vielleicht etwas aus der Zeit gefallen. Etwas 50er Rock’n’Roll, 60er Jahre Beat, Akkordeon-getriebener JugBand Sound, angetäuschter Gypsy Swing, das alles mit zeitgemässem Tonfall, handwerklichem Können und keineswegs als Scherz gemeint. Es gibt offensichtlich sehr unterschiedliche Musik, die sie lieben und auf ihre eigene Weise vortragen. Auch wenn ‚One letter away from lonely‘ als Songtitel anderes vermuten lässt, habe ich schon lange keine so optimistische CD gehört, wie „Soul of my City“.

Drei Männer machen laut.

Auch WILLE & THE BANDITS spielen im Hier und Jetzt. Es kommen aber sofort Erinnerungen auf an 3er Combos wie Rory Gallagher’s Taste oder Free (die als 4. Mann einen Sänger mitführten). Straighter Rock auf Blues Basis mit strammer Rhythmusgruppe und finger- und Slide-fertigem Gitarristen. Wesentlicher Unterschied zu den 70ern: Soviel Druck wurde seinerzeit sehr selten aufs Band gebracht. „Paths“ lässt die Lautsprecher arbeiten!


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Günter Günter

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