Ohrenschmauch
Von Günter, 04.09.2019
ANALOG FREUNDE/ SHURA/ KUDSI ERGUNER/ !!!(CHK CHK CHK)/ BAT FOR LASHES/ OUM/
Der Sommer und besonders die dazu gehörenden Ferien sind vorbei. Zeit, dass die ANALOG FREUNDE zu einem neuen Treffen einladen. Am Freitag, den 6. September ist es soweit. Ab etwa 20h wird im Hinterzimmer der Boheme Boulette wieder spekuliert über Widerstände, Trafos, Nadelschliff und andere Details. Das alles zu ausgesuchter Musik, die nicht unbedingt analog daher kommen, aber gut klingen muss. Kein Eintritt, keine Gesichtskontrolle!
Auf „Forevher“, ihrem 2. Album, arbeitet sich SHURA in 11 sehr unterschiedlichen Songs durch das Thema ‚alles, was Liebe sein kann‘. Mit sowohl konventioneller Ausrüstung, als auch mit zurückhaltend eingesetzter Elektronik. Vom nur mit Piano begleiteten romantischen Intro über grösser bis gross arrangierte Songs, die sich meist im mittleren Tempo vorwärts bewegen und zurück. Dabei scheinen gelegentlich dezent Stil und Versmaß meist älterer Musikschaffender, von Singer/Songwriter bis Soul-Diva durch, ist jedoch nie auch nur in der Nähe von Kopie. Durchgängig etwas traurig im Ton, aber nie verzweifelt oder pessimistisch.
Sein Name begegnet mir bereits seit Jahrzehnten, wenn es um traditionelle ottomanische Musik, speziell um das Instrument Ney geht. Eine Flöte aus Rohr, deren Klang beinahe Melancholie pur ist. KUDSI ERGUNER zählt sicher zu den grossen Meistern dieses Instruments und der entsprechenden Musik. Auf der CD „La Melancholie Royale“ vermittelt er in 6 längeren Improvisationen einen grossartigen Einblick in Klangfarben und Stimmungen, die ein passionierter Spieler diesem sehr einfachen, der Natur entliehenen Instrument entlocken kann.
Um die Platten der drei !!!(CHK CHK CHK) habe ich mich in fast 20 Jahren nicht gekümmert. Die waren von Anfang Kritiker-Lieblinge und kriegten breiteste Presse Unterstützung. „Wallop“, das bereits 8. Werk der New Yorker hat es dann doch in meinen CD Spieler geschafft. Und kickt mich vom Start weg in die 80/90er zurück. Zu ‚No New York‘, ZE Records und diversen anderen Avant-Punks, die sich für ihre Musik aus allen Töpfen bedienten. Rock-Riffs, Disco Beats, Rave Sounds und alles was rhythmisch in die Clubs passte, wird auch hier mit harschen Sounds verrührt und zu einem disziplinierten Getöse verarbeitet. Und funktioniert! 14 nicht besonders langen Tracks, mit einigen Aushilfs-Stimmen garniert, hauchen sie vielseitiges Leben ein.
Auch auf „Lost Girls“, dem bereits 5. Album von BAT FOR LASHES (dem Pseudonym von Natasha Khan) scheinen die 80er ab und an durch. Die Synthi-Sounds und die absichtlich etwas holprig programmierten Beats waren auch damals schon das Synonym für anders geartete aber dennoch vornehmlich für den Tanzboden geschaffene Songs. In ihren Texten erfindet sie schräge Geschichten, erzählt von ihrer Rastlosigkeit, lässt dabei aber ihre romantische Ader nie ganz verschwinden. Ihre klare Stimme hält die zum Teil wuchtigen Arrangements jederzeit in Schach.
Auch auf ihrem 3. Album lässt sich OUM von kommerziellen Erwartungen nicht aus ihrer Spur bringen. Mit der instrumentellen Besetzung einer Jazz-Kapelle (Bass, Drums, Keyboard, Trompete, Sax) aber als Saiten-Instrument statt Gitarre die Oud, präsentiert diese ausserordentliche Sängerin arabisch-stämmige Musik. Heimische Rhythmen und Harmonien, die allein durch die westlich Instrumentierung eine ganz neue Wirkung entfalten. Dazu ihre Art zu singen, lange Gesangsbögen mit findigen Melodie-Windungen, bei denen ich mich frage, wann sie denn atmet und wie ihr diese Gesangslinien einfallen. Keine grosse Produktion, sondern eine homogen agierende Band hinter unter und um eine faszinierende Stimme. Entsprechend klar und wohlklingend aufgenommen bei den Jazzanovas in Berlin. „Daba“, so der Titel enthält genau das, was sie mit ihrer 1. CD schon versprochen hat: Moroccan Soul.