Ohrenschmauch
Von Günter, 25.09.2019
MAGIC ZITHER/ HACKENSAW BOYS/ NENAD VASILIC/ LETTUCE/ MOMO SAID/ NEW MASTERSOUNDS
In der Reihe ‚NoEthno-Bibliothek der Weltmusikinstrumente‘ ist gerade die Folge „MAGIC ZITHER“ erschienen. Sehr umfangreich in Ton, Bild und Wort, 4 CDs, 1 DVD plus ein gut 140 Seiten starkes Booklet mit vielen Abbildungen, wird die Geschichte und Entwicklung eines der ältesten Instrumente der Menschheit so korrekt wie möglich, fast wissenschaftlich, analysiert und präsentiert. Es geht ausschliesslich um die gezupfte oder gestrichene Zither. MusikerInnen und Ensembles aus annähernd allen Ecken der Welt demonstrieren ihre Musik auf den unterschiedlichsten Ausführungen dieses extrem vielfältig gestaltbaren Instruments. Überraschend, welche geläufigen Instrumente zur Familie gehören, und gelungen, auch die Titelmusiken zu ‚Der dritte Mann‘ und ‚Miss Marple‘ als weltweit verbreitete ‚Zither-Hits‘ mit einzubeziehen.
Ebenfalls traditionelle Instrumente (Fiddle, Mandoline, Banjo, Gitarre) finden sich auf „A fireproof House of Sunshine“ der 4 HACKENSAW BOYS. Singer / Songwriter Musik mit einem Schuss Bluegrass, in Tonfall und Harmonien an den frühen Zimmermann erinnernd, alles selbst komponiert, aber im Gegensatz zu der vorgenannten sehr kurz mit nur 5 Titeln.
Weniger ist mehr, nach dieser Devise spielte NENAD VASILIC sein „Bassroom“ im Alleingang ein. Auf Kontrabass und E-Bass mit oder ohne Bundstäbchen führt er die HörerInnen durch seine musikalische Sozialisation. Gezupft, gestrichen, als Perkussions Instrument, seine Ausdrucksmöglichkeiten auslotend, geht es von Volkslied-Anleihen zu klassischen Stückchen zu fetten Grooves und feinen Improvisationen. Mit Respekt vor dem voluminösen Klang seiner Instrumente entsprechend aufmerksam aufgenommen und (nur) auf CD gebannt.
Ab jetzt wird’s funky. LETTUCE heisst das Projekt, „Elevate“ ist vermutlich nicht deren 1. Platte und die beginnt mit einem fast feierlichen Intro mit langsamem, fetten Groove und jazzigen Instrumenten-Einlagen. Danach geht’s direkt ins Thema. Orientiert an Clinton / Collins P-Funk, Prince’s früher Back-up Band The Time, Trouble Funks gogo Grooves und gegen Ende mit etwas geradem Funk Rock á la Mothers Finest. Überwiegend instrumental und uptempo mit gekonnten Bläser Figuren, die eine Jazz affine Ausbildung vermuten lassen. Geschickte Rhythmus-Wechsel und der regelmässige Tausch der Führungs-Instrumente halten dieses fast Instrumental-Album bis zum Dub angehauchten Finale spannend.
Aus einigen der genannten Töpfe bedient sich auch MOMO SAID. Er packt dazu noch etwas Disco, smoothen Sprechgesang und seelenvolle (soulfull) Balladen. In den 13 Tracks von „Break the Rules“ präsentiert er eine breite Palette an Ideen, Einflüssen und Sounds als Sänger und Gitarrist. Vielseitig in Stimmungen und instrumentaler Ausstattung, weit entfernt von Autotune und anderen digitalen Musikerzeugern klingt das Album (gibt’s nur als LP oder Download) entsprechend warm und analog. Highlight für mich ist Track 11 mit sich wunderbar ergänzendem Zusammenspiel zwischen leichter Twang-Gitarre, Akkordeon und dezentem Chorgesang.
Wer nennt die Namen, kennt die Zahl. Nach 20 Jahren im Business und einem Haufen Platten klingen die NEW MASTERSOUNDS immer noch frisch und verspielt. Obwohl sie für das aktuelle Werk „Shake it“ leicht vom bisherigen Weg abschweifen. Auf 8 von 11 Tracks haben sie sich mit einem passenden Sänger, Lamar Williams Jr. verstärkt. Neben 2 Bläsern, die das Quartett regelmässig ergänzen ist auch noch Jeff Franca von der Thievery Corporation als Perkussionist an Bord, sodass m/f ohne Übertreibung sagen kann, dass die Funk / Acid Jazz ‚Veteranen‘ vielseitiger klingen, als je zuvor.