Ohrenschmauch
Von Günter, 12.03.2025
MARIA JOAO/ KALI TRIO/ JASPER SOMSEN INVITES ANTON GOUDSMIT/ THE SHIFT/ XIXA
Ganz schön fleissig. Im September erst gab’s eine CD im Duo mit dem brasilianischen Pianisten André Mehmari, am neuen Werk „Abundancia“ wirken gleich 12 MusikerInnen mit. Ihr Schaffen bleibt jedoch weiterhin komplex und nicht leicht zugänglich. MARIA JOAO fügt hier Fragmente, Melodien und Rhythmen Portugals und ehemaliger Kolonien mit jazziger Interpretation und aktuellen Beats zusammen. Dabei mutet sie ihrer Stimme einige echte Kapriolen zu, beherrscht dabei beinahe Arien-mässige Ausflüge so sicher, wie Sprechgesang. Das wird untermalt und gestützt durch ein ebenso vielfältiges Instrumentarium aus Perkussion, Elektronics und Melodie-Instrumenten. Ein Ausflug in die Welt mit nicht definierten Zielorten.

Die Grundausstattung des KALI TRIO ist Gitarre, Piano Drums, ausserdem ist jeder der drei mit Effekten oder elektronischen Hilfsmitteln zusätzlich ausgerüstet. Seit mindestens 10 Jahren basteln sie bereits an ihrem sehr speziellen Sound. Minimalistische Tonfolgen, erzeugt auf konventionellen Instrumenten, garniert und sparsam ausgeschmückt mit synthetischen Klängen. In 9 nicht besonders langen Ausflügen, die mich aufgrund der sich wiederholenden Themen an Oldfields ‚Tubular Bells‘ erinnern, erkunden sie das Terrain abstrakter Musik, gleiten dabei nicht ins Psychedelische ab, sondern untermalen ihre Herkunft aus dem Jazz. Wenn ich jetzt noch dazu sage, dass „The playful Abstract“ auf Nik Bärtsch’s Ronin Label erscheint dürft den meisten LeserInnen klar sein, dass hier keineswegs willkürlich ‚gespielt‘ wird. Könnte auch für Freunde des Aphex Twin interessant sein.

Leichter wird es heute erst gegen Ende. „JASPER SOMSEN invites Anton Goudsmit Live“ enthält 7 Improvisationen über vorgegebene Themen, von denen 3 Ideen des Gitarristen Anton sind, die anderen 4 sind von Al Green (!), Bill Frisell, Django Reinhardt und Thel. Monk. Das gibt schon einen Einblick in die musikalische Welt der beiden. Beginnend mit einem abstrahierten Blues geht’s in sehr ruhige Frisell-Gefilde und ein noch leiseres Eigengewächs in denen Bassmann Jasper den Hintergrund harmonisch ausmalt. Bewegter wird’s bei Djangos ‚Nuages‘ mit fliegenden Wechseln zwischen Einzeltönen und Akkordfolgen, hier drängt der Bass auch mal nach vorn. Abgeklärtes, hervorragendes Handwerk, intimes Zusammenspiel, trotz ‚improvisieren‘ leicht zu hören, für alle, die ihre Gitarren-Allergie überwunden haben.

Wie hiess es früher? Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch! „All is going well“ ist zwar bereits das 2. Album von THE SHIFT aus Berlin. Mann und Frau, Ole und Phoebe erschaffen ihre ganz eigene musikalische Welt. In der gibt es beinahe alles, von Field Recordings über Kirmesklänge zu sowohl realen als auch elektronischen Beats. Trockener Sprechgesang, liebliche Stimmklänge und Rhythmen, die von nicht erkennbar bis Elektrodisco alles verarbeiten, das den beiden als positiv verwendbar untergekommen ist. Ausgesprochen abseits von den Trends der Zeit und trotz Harmonie erfreulich unangepasst.
Mit Gesang. 2 Gitarren Drums und Keyboards präsentieren XIXA ihre musikalischen Fortschritte auf „Xolo“. Sie beschreiben die Reise einer jungen Frau durch die 9 Ebenen einer mythischen Unterwelt mit einer Mischung aus Cumbia und Rock. Wobei die Gewichtung von Track zu Track variiert, die grundsätzliche Ausrichtung aber nie auf der Strecke bleibt. Der Gesang klingt ein wenig nach britischen 60ies, der Gitarren Twang mehr nach Wüste. Einziger Wermuts-Tropfen: Kommt erst nächste Woche in die Läden.