Ohrenschmauch
Von Günter, 17.02.2021
ONIPA/ DOGON/ BRISA ROCHE & FRED FORTUNY/ BARTON HARTSHORN/ SAM MANGWANA
Wenn Kita und Schule geschlossen sind, dann wenigstens eine ordentliche Packung Schnee. Eine schöne Ablenkung für den Nachwuchs. Für die ‚Grossen‘ kommt hier eine neue Ladung Musik.
Neu ist dabei relativ. Mit ‚We no be Machine‘ legten ONIPA vor fast einem Jahr ihre temporeichen Varianten heimischer afrikanischer Rhythmen mit elektronisch angereicherten Sounds vor. Seit November gibt es, leider immer noch nur im Stream oder Download, als mehr oder weniger logische Folge 7 der Originaltitel in Club-tauglichen „Re-Wired“ Versionen. Internationale DJs, vornehmlich Briten haben Hand angelegt. Treibende Breakbeats, Drum & Bass, quirlige Kongo-Gitarren, Wüstenblues heftig marschierend miteinander verwoben und nach dem rauschenden Finale von Nr. 6 noch eine entspanntere Dub-Version zum Ausklang.
Auf einem ganz anderen Planeten unterwegs ist das schweizerische Trio DOGON Rockjazz auf Gitarre, Bass und Drums. Alle zehn Titel auf „Floater“ vom Gitarristen komponiert, so unterschiedlich wie die Stile und Sounds, die er an den Tag legt. Getragen wird das Ganze vom präzisen Trommler und im Bassisten findet Erik einen fingerfertigen Gegenpart, der wie es klingt mit 4 Saiten nicht genug hat. Zwischen Wah-Wah, Mahavishnu, und anderen Vorreitern bleibt das Trio jedoch weit entfernt von der reinen Musiker-Musik, intoniert balladeske Parts genauso sicher wie komplexe Figuren.
BRISA ROCHE hat mit Partner in Crime FRED FORTUNY ein weiteres Spielfeld für sich entdeckt. Deren „Freeze where U R“ lehnt sich in Komposition und Klang stark an die frühen 70er der L.A. Szene an. Vom Klavier geführte Melodien, zu denen Brisa die passenden Worte beisteuert und gewohnt emotional vorträgt. ‚Richtige‘ Instrumente überwiegen in dieser wohltuend Vintage klingenden analogen Produktion und beschwören vor meinem geistigen Auge angenehme Erinnerungen herauf.
Ein Newcomer ist BARTON HARTSHORN sicher nicht. Bereits 3 Alben mit seiner Band Dictafone und 2 unter dem eigenen Namen füllen sein Schaffenskonto. Ich habe keines der 5 gehört, mit seinem aktuellen Werk „Not what I expected to hope for“ trifft er auf jeden Fall ins Schwarze. Kompakt arrangierte Songs, deren Inhalt jedem Erwachsenen nicht unvertraut sind, durchaus einfach aber umso treffender instrumentiert und mit überzeugender Ehrlichkeit vorgetragen. Singer / Songwriter Pop in der besten US-Westküsten Tradition mit deutlich britischen Wurzeln, warmer Stimme und treffendem Tonfall.
Ein Gigant erhebt noch einmal seine Stimme. SAM MANGWANA , einer der ganz grossen der afrikanischen Populärmusik spielt mit 75 Jahren ein neues Album ein. Im Lauf seiner Karriere hat er mit offenen Ohren vermutlich die ganze Welt bereist und entsprechende Klänge in seine Musik eingearbeitet. So gibt es auf „Lubamba“ neben der traditionellen kongolesischen Rumba diverse afrikanische Stile und Momente, kapverdische Harmonien und kubanisch anmutende Arrangements. Er verbindet diese unterschiedlichen Einflüsse in lässig swingenden Rhythmen, die er mit eingängigen Bläserfiguren garniert. Darüber seine positive strahlende Stimme, selbst wenn m/f wie ich, kein Wort versteht, in einer absolut zeitlos modernen Produktion. Auf der Höhe der Zeit ohne jede Tricktechnik. Unbedingt empfohlen.