Von Günter, 10.03.2021

NICK CAVE & WARREN ELLIS/ TAB COLLECTIVE/ VIVIAN LEVA & RILEY CALCAGNO/ ABE RABADE TRIO

Ob bereits geimpfte Mitbürger Vorteile haben sollen, wird gerade noch diskutiert. Diejenigen, für die Musik im Grunde ‚umsonst‘ sein soll, werden dagegen schon jetzt gehätschelt. M/F kriegt sie halt nur dazu den gewünschten Bezahlvertrag abzuschliessen, in dem ihnen immer wieder Leckerchen zugeworfen werden.

Beispiel: NICK CAVE & WARREN ELLIS „Carnage“. Wer sie gerne physisch, gegen richtiges Geld, erwerben möchte, muss bis Ende Mai warten. Während die ‚für lau Schnorrer‘ das ausgesprochen gelungene Werk auch schon aus ihrem Smartphone oder Notebook quäken lassen können. Wer aufrüstet mit Hardware und Verträgen ist ‚mit Sound‘ dabei, wer sich nicht unterwirft, kriegt die A….Karte.

Tab Collective – Soul und Jazz ergänzen sich

Viel weiter hinten in den Vorschlagslisten der Dienste findet sich (wenn überhaupt..) das ausgesprochen international und wohlklingende Album des Hamburger TAB COLLECTIVE
. Souliger Jazz wegen der Band-Besetzung oder Jazz mit sehr viel Soul wegen der Auswahl zweier perfekt dazu passender VokalistInnen? Mit Piano, Kontrabass, Drums und Vibraphon erschaffen die 4 Handwerker den vielseitigen Hintergrund, Pat Appleton und Ken Norris veredeln die Songs mit ihren Texten und Stimmen. Jazzig swingend oder mit soulful Groove, uptempo mit dominantem Piano oder zart intonierte Ballade, zu welchem Genre es gezählt werden soll ist dem Tab Collective nicht wichtig, „Back in Town“, das Ergebnis, ist ein beinahe zeitloser Rundgang durch die musikalische Stadt seiner Fantasie.


Vivian Leva & Riley Calcagno – Gute Songs, ehrliches Handwerk

Hier ist die Schublade eindeutig. Old School Roots Music nennen sie ihre Mischung aus Bluegrass, Country und Folksong. VIVIAN LEVA & RILEY CALCAGNO beschäftigen sich auf ihrem Album ohne Titel vorrangig mit Beziehungen, daraus resultierenden Freuden und Ängsten. Beide singen, allein oder zusammen, sie spielt Gitarre er dazu auch noch Fiddle. Die für das Album ausgewählte Band, normalerweise arbeiten die zwei als Duo, ist standesgemäss ausgestattet mit Rhythmusgruppe, Piano und Pedal Steel Gitarre. Und findet sich feinfühlig und handwerklich bestens trainiert in die Songs und Stimmungen der Protagonisten ein. Das ist eher nicht ‚meine‘ Musik, jedoch so authentisch vorgetragen, ohne jede Schönfärberei, weder in Sound noch in Optik, dafür zolle ich den beiden grossen Respekt. Ein Liedermacher-Kleinod in der von ‚Klicks‘ dominierten Branche.


Abe Rabade Trio – Wir ergänzen einander!

Zum Finale auch in dieser Woche noch ein wenig ‚richtiger‘ Jazz. „Sorte“, das neue Album des ABE RABADE TRIO , setzt die vielfältige Bedeutung des Titels in mögliche musikalische Analogien um. ‚Klassisch‘ besetzt mit Piano, Bass und Drums improvisieren die drei zum grossen Teil innerhalb vorgegebener Harmonie-Verläufe. 12 Titel, in 3er Gruppen gegliedert und betitelt nach den subjektiven Assoziationen der Musiker. Entsprechend sind die Titel deutlich von Emotion gesteuert, wobei sie zwischen Momenten aus klassischer Musik, Minimalismus, Einflüssen aus der galicischen Heimat und modernem bis freiem Jazz aus einem offenbar sehr grossen Fundus persönlicher Erfahrungen schöpfen. Auch wenn der Namensgeber alle Stücke ‚komponiert‘ (..vorbereitet..) hat, steht er keineswegs im Zentrum dieser aussergewöhnlichen Klänge, käme diese Combo aus dem Norden Europas, wären zumindest die Fachblätter voll davon. Selbst entdecken!


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Günter Günter

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