Von Günter, 14.05.2025

CHRISTY DORAN & IZUMI KIMURA/ TERJE ISUNGSET/ STEFANIE SCHLESINGER & WOLFGANG LACKERSCHMID/ RODRIGO LEAO/ EROBIQUE & JACQUES PALMINGER/ CHARLIE MUSSELWHITE

Passend zu den Eisheiligen komme ich heute mit eiskalter Musik um die Ecke. Ein Schweizer mit irischen Wurzeln und eine Japanerin, die in Irland lebt. CHRISTY DORAN & IZUMI KIMURA improvisieren frei miteinander, Gitarre und Piano, hören einander sehr aufmerksam zu, umspielen und ergänzen die Tonfolgen des Gegenübers. Sie legen Spuren, gehen mit, oder verlassen sie wieder für eine andere Richtung. Beginnt etwas sperrig/schräg, entwickelt im Verlauf der 10 Titel jedoch eine gewisse bizarre Schönheit. „Glacial Voyage“, die Reise auf dem Gletscher kann rutschig sein, vielleicht gefährlich, aber sicherer, wenn m/f sich auf den festen Schritt des jeweils anderen verlassen kann. Chillout für Fortgeschrittene.

Terje Isungset – Eiskalt!

Noch kälter wird’s mit TERJE ISUNGSET und seinem „Ice Quartet“. Diese Combo spielt auf Instrumenten aus Eis. Eisharfe, Icehorn, Icebass usw. Teils im Studio, Teils in einem Iglu und Teils Live aufgenommen, ist dies, soweit ich weiss, nicht sein erster Anlauf mit derartiger Ausrüstung. Bin aber durchaus überrascht über den warmen Sound der aufgezeichneten Musik. Und natürlich über die Schönheit der Klänge. Entspannt dahin fliessende Harmonien, von der Sängerin (textlos) garniert, dabei jedoch den jazzigen Ansatz nie aus den Augen verlierend. Durchaus auch gemeinsam improvisierend auf perkussivem Hintergrund und mit spezifischen Geräuschen des Eises angereichert. Kunsteis?

Von ungewöhnlichen Instrumenten zu einer seltenen Besetzung. STEFANIE SCHLESINGER & WOLFGANG LACKERSCHMID, Gesang und Vibrafon, manövrieren sich auf „Sharing Secrets“ durch 14 eigene und fremde Texte und Kompositionen. Den schwierigen Part, tonal und rhythmisch sicher zu interpretieren vor dem sehr sparsam aufspielenden Schlaginstrument, meistert sie hervorragend. Sehr gut aufeinander eingespielt, sind auch Veränderungen in Tempo und Intensität für diese zwei kein Problem. Die Stimme trägt auch allein, das Vibrafon ebenso, aber weniger wäre leer.

Rodrigo Leao – Folk oder Pop?

RODRIGO LEAO, vielleicht noch bekannt als Mitglied von Madredeus, meldet sich mit 16 neuen Titeln auf „O Rapaz da Montanha“ zurück. Einige Instrumentals, aber wenn Gesang, dann gleich leicht Chor-mässig mit mehreren Stimmen. Auf fast allen Titeln von Streichern unterstützt, klingt das Werk zwar ein wenig nach folkloristischen Motiven, jedoch nicht spezifisch nach Portugal. Die überwiegend akustische Ausstattung und die von Rodrigo gewählten Harmonien lassen immer mal wieder ein wenig ‚Saudade‘ durchscheinen.

Erobique & Jacques Palminger – Kurz mal glücklich sein

Im wahrsten Sinne positiv und Lustvoll klingt „Songs for Joy auf der Veddel“ von EROBIQUE & JACQUES PALMINGER. Mit Unterstützung von mehr als 50 HelferInnen bei Texten und Musik haben sie 18 leichtfüssig humorvolle Titel eingespielt. Von 60ies Harmonien über Chanson und Beat zu jazzigem Schlager reicht die musikalische Palette, von Liebes-bis Gute Nacht-Lied der Inhalt. Kurz mal raus aus der Katastrophe mit Liedern zum Mitsingen, Mitschunkeln und einfach mal glücklich sein.

Damit das Glück nicht über Hand nimmt, jetzt etwas Blues. Mit 81 Jahren legt Mundharmonika-Legende CHARLIE MUSSELWHITE eine neue Platte vor. Chicago Blues wie gewünscht, nicht das Blues-Schema als Basis für harte Rock Gitarren Ergüsse missbrauchend, bedient er sich in der Tradition. Statt Rock mischt er bevorzugt Soul-Stimmungen in seine Songs, was zusammen mit seiner auf Tour eingespielten Band auf „Lookout Highway“ hervorragend funktioniert. Muddy wird das freuen.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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