Ohrenschmauch
Von Günter, 05.02.2025
EVGENY GRINKO/ WALLNERS/ SQUID/ MATHIAS MEYER NIEMANDSLAND/ GULLI GUDMUNDSSON/ MAKIKO HIRABAYASHI WEAVERS/ HOLLY COLE
Einen ganz beschaulichen Start verschafft uns EVGENY GRINKO mit seinem „Winter Moonlight“. Auch im beginnenden Frühjahr funktionieren seine melodischen Piano Kompositionen. Mit gelegentlicher Streicher Begleitung bewegt er sich in der Grauzone zwischen Max Richter, Philip Glass und den sparsamen Einzelnoten von Eric Satie. In der Grundstimmung vergleichbar mit George Winston (fall sich jemand erinnert). Lediglich etwas kurz und nur digital. (z.B. Bandcamp)
Ebenfalls in langsamem Tempo arbeiten sich die vier Kinder der WALLNERS durch die 7 Titel (plus Intro und Outro) ihres Erstlings Albums „End of Circles“. Mit handgespieltem Instrumentarium inkl. Synthi und ausgefallen schöner Stimme der Sängerin gibt’s leicht philosophische Abhandlungen über das Hier, Jetzt und Morgen zu leicht mystischen Sounds in harmonischem Umfeld.

Nicht einfach einzuordnen finde ich das 3. Album von SQUID. Da geht es von geradlinigen Rockern über Prog zu Psychedelic im fliegenden Wechsel. Jedoch nicht planlos, auf „Coward“ lotet dieser Fünfer seine Möglichkeiten weitestgehend aus, passende Sounds zu den inhaltlichen Themen, die bei den meisten Erdbewohnern keine guten Gefühle auslösen.
In MATHIAS MEYER NIEMANDSLAND ist der Namensgeber Drummer. Umgeben von 2 Saxofonen (Alt- und Tenor-), Piano und Bass findet er mit seinen Kollegen zu intensivem Zusammenspiel in komplexen Song-Konstruktionen. Er steht (spielt) nicht vorn, unterstützt die Melodie Instrumente von dezent bis eruptiv, hält die Fäden zusammen an denen entlang die Mitstreiter ihre Ausflüge mit grossem Können ausführen. Ist übrigens die Nr. 106 in der JAZZthing New Generation Reihe.
Auf „Flod og Fjara“ ist der Bass der Leader. GULLI GUDMUNDSSON, mit Jeroen van Vliet am Klavier und Koen Smits, Trompete, finden sich diese drei zu einer Kammermusik Besetzung zusammen, die vom intuitiven Zusammenspiel und dem präzisen Hinhören auf die Töne des/der jeweils Anderen lebt. Sparsam ausgelegte Klavier Passagen, umspielt von warmen Basslinien und dem melancholischen Trompetenton zu einem wahrlich, auch tontechnischen, Genuss.

Von Island nach Dänemark. MAKIKO HIRABAYASHI WEAVERS heisst das aktuelle Ensemble der Pianistin. Mit Bass, Sax und Drums spielt das Quartett auf „Gifts“ 9 Kompositionen der Leaderin, alle inspiriert von G.F. Händel. Zugegeben, habe/hätte ich nicht erkannt, obwohl einige ihrer Klavierfiguren und Melodieläufe eine gewisse Verwandtschaft vorweisen (wenn m/f es weiss oder nachlesen kann...). Denn diese Vier agieren innerhalb der vorgegebenen Strukturen ziemlich frei miteinander. Sie verlieren dabei jedoch nie das gemeinsame Thema, ergänzen sich mit bewusst reduziertem Einsatz, machen dieses minimalistische Werk zu einem echten Geschenk. Alles Könner: Fredrik Lundin, sax, Thommy Andersson, Bass, Bjoern Heeboll, Drums.

Andere freuen sich, wenn Eric, Mark oder David neue Platten herausgeben. Ich kriege jedes Mal Herzklopfen, wenn es Neues gibt von HOLLY COLE. Wie kaum eine andere Sängerin (vielleicht noch Madeleine Peyroux) versteht sie es, vorhandene Songs mit ihrem Quartett aus b,p,dr und sax und ihrer vielseitigen Stimme zu ihren absolut eigenen zu machen. Das gilt auch für „Dark Moon“, das 11 Songs aus dem Great American Songbook enthält. Sehr gut gewählt, nämlich nicht die, die schon zu Tode interpretiert wurden, und natürlich mit ihren Kollegen diskret aber wirksam zu ganz neuer Gestalt umgeformt. Gezielte Gast-Einsätze von Gitarre, Harmonika oder Background Sängerinnen auf einzelnen Tracks transportieren den gewünschten Gesamtausdruck perfekt.