Ohrenschmauch
Von Günter, 23.02.2022
MARTIN MÜLLER/ LARS DUPPLER & STEFAN KARL SCHMID/ ALAN EVANS TRIO/ ELLES BAILEY/ BUGGE WESSELTOFT/ ROBERT GLASPER/ JAIMI FAULKNER/ SANDIE WOLLASCH/ DAMIAN MARHULET/ OLIVIA TRUMMER
Wird das zur Gewohnheit? Auch in dieser Woche geht es mit Kleinst-Besetzungen los. MARTIN MÜLLER hat die auftrittsarme Zeit für ein Brainstorming genutzt. Nach diversen exzellenten CDs mit überwiegend Brasil inspirierter Gitarrenmusik bringt er jetzt „Encore“. 14 gesammelte ‚Zugaben‘, die er gern am Ende seiner Konzerte spielt, um die ZuhörerInnen mit bekannten Titeln, arrangiert für Gitarre solo, zu überraschen. Titelmusiken aus Filmen, Beatles, Django, Glenn Miller plus ein wenig Gershwin. Auch in dieser Variante tolle Musik!
Jetzt mit zweien. LARS DUPPLER & STEFAN KARL SCHMID mit Piano und Saxofonen/Klarinette unterwegs auf lyrischen Pfaden. Ihr „Hringferd“ haben sie in nur 3 Stunden spontan eingespielt und beeindrucken mit fast intimem Zusammenspiel in den Fremd- und Eigenkompositionen. Eile ist nicht angesagt, dafür ein feines Gespür für Melodie und die musikalischen Aktionen des Partners. Fast freie Kammermusik in Jazz.
Feinste Vintage-Krimi-Musik liefert das ALAN EVANS TRIO auf seiner „Elephant Head“. Mit Drums, Gitarre und Hammond brennen die drei ein ordentliches Feuerwerk ‚altmodischer‘, handgemachter, rockender Funk-Grooves ab und überraschen dabei nicht nur mit austrainiertem Handwerk, sondern mit einem erstaunlich feinen Händchen für harmonische Verläufe und einprägsame Melodielinien. Und alles ohne Gesang!
Jetzt vier Musiker, die mit der Sängerin ELLES BAILEY deren 3. Album „Shining in the Half Light“ eingespielt haben. Blues und Roots authentisch mit Leib und Seele. Satte Riffs und ordentlich Druck auf einigen Titel, mir gefallen die langsameren, mit leichtem Soul-/Gospel-Feeling intonierten Tracks besser, da kommen Stimme und Instrumente (Keys und Gitarre) bestens zur Entfaltung.
Neu aber nur kurzer Hinweis: Die Piano solo Platte von BUGGE WESSELTOFT „Be am“, und nach 10 Jahren ROBERT GLASPER’s „Black Radio III“, eingespielt mit den ‚üblichen Verdächtigen‘. Details und Beurteilungen bitte dem Netz, besser der einschlägigen Fachpresse entnehmen.
JAIMI FAULKNER’s „Allen Keys & Broken Bits“ ist nicht simples ‚Songwriter mit Band‘. Tiefgründige Texte, griffige Arrangements und auffälliges Spiel auf diversen Gitarren kennzeichnen sein aktuelles Album. Ob mit Combo im Rücken oder im Alleingang überzeugt er mit emotionalem Gesang zu eingängigen Melodien, sowohl in den Balladen, als auch wenn es mal rockt.
SANDIE WOLLASCH, durch ihre Mitwirkung bei De-Phazz bekannt, hat für ihr „Better“ die Unterstützung des Klaus Wagenleiter Trios, der Rhythmusgruppe der SWR Big Band ausgewählt. Herausgekommen ist dabei eine durchaus schwungvolle Reise durch Jazz und Pop in eigenen Werken, gekennzeichnet durch ihre lang gereifte, glockenhelle Stimme.
Zeitgenössische Klassik oder feingeistige Pop Musik, wie beschreibe ich DAMIAN MARHULET’s „Constellation Machine“? Seine Nouvelle Philharmonie besteht aus Piano, Violine und Cello, dazu der sphärische Gesang von Line Bogh. 13 raffiniert komponierte Exkursionen in fantastische Räume und Welten in Wort und Musik. Modern, aber nicht schräg.
Bereits bei Album Nr. 9 angekommen ist die Pianistin und Sängerin OLIVIA TRUMMER mit „For You“. Im Trio mit Bass und Drums plus Gastsolisten an Trompete und Gitarre blättert sie ein Kaleidoskop an Stimmungen, Einsichten und musikalischen Ausdrucksformen auf. Überhaupt nicht gefällig aber durchaus harmonisch, nicht nur auf den Gesang ausgerichtet, sensibel unterstützt von ihren Mitstreitern und geschickt durch instrumentale Einlagen der Gäste aufgelockert. Meine Schönheit der Woche.