Von Günter, 30.03.2022

VEIN/ GINA SCHWARZ & ANGELO DA SILVA/ KAI LIEKENBRÖCKER/ PABLO GUERRERO/ JEMBAA GROOVE/ BLACK LIVES/ SELAH SUE/ COWBOY JUNKIES

Die schwerste als erste. VEIN, Schweizer Trio (p,b,dr) verarbeitet seine Wurzeln aus der klassischen Ausbildung in ziemlich freier Form. Motive von u.a. Scriabin, Ludwig van, Mozart, Henze und Mussorgsky bieten die Grundlage für die ganz auf gemeinsame Interpretation/Improvisation gestalteten Ausflüge. Wer die ‚Vorlagen‘ auf „Our Roots“ erkennt hat vermutlich ein ‚aha‘ Erlebnis, wer nicht kann sich an drei harmonisch aufeinander eingespielten Musikern erfreuen.

„Fusao“ nennen GINA SCHWARZ & ANGELO DA SILVA ihre aktuelle CD. Gespeist aus spanischen bzw. südamerikanischen Motiven musizieren die zwei auf Kontrabass und akustischer Gitarre derart miteinander verzahnt, dass m/f glauben könnte, es spiele nur ein Instrument, das aber 10 Saiten hat.

Ganz allein präsentiert KAI LIEKENBRÖCKER sein „Klavier“. Leicht romantisch angehauchte Klänge mit erkennbaren Motiven, aus denen er seine freien (nicht frickelnden!) Ausflüge entwickelt. Leicht hörbar, fürs Vorübergehen weniger geeignet, als für die bewusste Auseinandersetzung. Leider nur als Download. (Obwohl es CD-Hörmuster für die Presse gibt?)

....Y volvimos a abrazarnos“ nennt PABLO GUERRERO sein Abschiedsalbum. Dreizehn seiner Lieblingsstücke hat der hier eher unbekannte Komponist und Sänger mit reduzierter Begleitung neu eingespielt. Beinahe mehr (Mit-) Sängerinnen als Musizierende. Mit warmer Stimme von Herzen intoniert.

Jembaa Groove – Afro Soul aus B!

JEMBAA GROOVE, ‚Multi-Kulti‘ Projekt mit Zentrum Berlin nennen ihren Sound Afro Soul, wobei Afro deutlich überwiegt. Die variablen Rhythmen westafrikanischer Abstammung schaffen die dezent groovende Basis, auf die harmonische Bläser Linien aus Sax und Flügelhorn und der authentische Gesang von Eric Owusu geschichtet werden. Hier treibt nicht der offensive Beat von Fela und Nachfolgern, sondern es herrscht die musikalische Leichtigkeit der westlichen Regionen und deren Klang. Geschickt verzierte Arrangements und die dezente Produktion machen „Susuma“ zum ersten diesjährigen ‚draussen in der Sonne‘ Kandidaten.

Black Lives – Wir sind hier und genau wie ihr!

Und nochmal ‚Viel Völker Musik‘. „BLACK LIVES“ – From Generation to Generation versammelt MusikerInnen von Mali bis USA, von Südafrika bis Guadeloupe. Vereint im Streben zur Überwindung der Diskriminierung nicht weisser Menschen. Dabei reicht die Spannweite der Musik von afrikanischem Pop über karibische Klänge zu fast freiem Jazz aus den USA. Alles nicht notwendigerweise auf ‚schön‘ getrimmt. Ernste, ambitionierte Aussagen in Sprache (Gesang) oder auch ohne und Klang. So bunt und vielfältig, wie es sich nur vorstellen lässt. Wir sind hier, ob wir es wollten oder nicht, also gesteht uns die gleichwertige Teilhabe zu. Wundervolle bis schräge Klänge mit denen m/f dies immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen kann.

Mit „Persona“ erscheint das 3. Album der belgischen Sängerin SELAH SUE, die ihre Songs selbst schreibt. Hier kriegen ihre unterschiedlichen ‚ichs‘ Raum zu Entfaltung. Von Downbeat/Hip Hop über Pop, R’n’B bis Rap reichen ihre Ausflüge, die mit Hilfe namhafter HelferInnen in den für sie typischen Sound des neuen Jahrtausends mit Wurzeln im langen Davor umgesetzt werden.

Cowboy Junkies – Weltmeister der Reduktion

Und sie bewegt sich doch, oder so ähnlich. Es gibt eine neue Platte der COWBOY JUNKIES. Für mich Weltmeisterschafts-Kandidaten in der Abteilung Reduktion. „Songs of Recollection“ enthält 9 Cover-Versionen (3 waren schon früher erhältlich) von gemeinsam ausgewählten Titeln. Mit wenigen, ausgewählten Gästen und Margo’s Gesang, der nicht mehr los lässt. Von Bowie u.a. über Stones zu Neil Young, aber ganz gleich, wer das Original lieferte, hier klingt es, als wäre es eine eigene Schöpfung. Sagt der Fan.

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