Ohrenschmauch
Von Günter, 31.10.2012
COLIN LINDEN/ LAKECIA BENJAMIN/ BETTYE LaVETTE/ BETH ORTON/ THE BEAT/ KAREN SOUZA
Tolle Woche: NA DANN am Feiertag, Freitag Brückentag(?) und Samstag MUSIKaPOTHEKE. Mit u.a. COLIN LINDEN und seinem sehr Blues/Roots getränktem Album „Still Live“. Der Titel lässt es bereits vermuten, Live aufgenommen in einem Club, der kaum mehr Platz bieten dürfte, als die Musiker brauchen. Zu dritt plus ab und an mit zusätzlicher Orgel bieten die Herren so konservativ wie gut ihre Version von zeitgemäßer ‚Musik von den Wurzeln‘ dar. Einfach, handgestrickt , sinnvoll und passend fixiert auf den hervorragenden Sänger und Gitarristen. Ob halbakustisch, Vollbrett oder Bottleneck, da hört m/f lange Jahre Praxis und die Menge der Töne auf das Wesentliche reduziert. Perfekt zum Bier.
LAKECIA BENJAMIN heißt die Frau, das Album „Retox“. Gehört hat sie vermutlich jede/r schon, aber den Namen kennt kaum jemand. Auf Platten von STEVIE WONDER, ALICIA KEYS, THE ROOTS und vielen anderen Big Names war sie als Saxofonistin dabei. Entsprechend findet sich auf „Retox“ eine enorme musikalische Bandbreite. Von MOTOWN über Soulrock Stomper und frickeligen Jazzrock zu PRINCE und Blues. Singen kann und tut sie auch und mir gefallen mal wieder die langsamen Titel am besten..
Bereits seit einer halben Ewigkeit (50 Jahren) nimmt BETTYE LaVETTE Platten auf. In den vergangenen Jahren wurde auch Mitteleuropa auf sie aufmerksam, der Spruch wird oft bemüht, aber mit den Jahren wurde sie immer besser. Ihr aktuelles Werk „Thankful and Thoughtful“ ist zumindest von den Alben, die ich von ihr kenne, das mit Abstand gelungenste. Blues getränkte Cover Version von WAITS, POGUES, DYLAN, SLY STONE oder NEIL YOUNG, die sich so weit von den Vorlagen entfernen dass sie deshalb schon fast neue Originale sind. Mit sparsam, aber perfekt in Szene gesetzter Band und dem genau richtigen nicht ganz zu Ende polierten Sound. Ein Highlight des Jahres.
Ein ebenfalls sehr gelungenes Spätwerk legt BETH ORTON mit ihrer „Sugaring Season“ vor. Spröde Singer/Songwriter Harmonien, in denen ich manchmal irisch/keltische Tonfolgen zu entdecken glaube, mit kleiner Band oder auch mal mit kleiner Streicher-Begleitung. Variabel im Einsatz ihrer Stimme und jedes Mal kurz vor dem Erreichen des ‚anderen‘ perfekten (Radio-) Popsongs. Aber sie biegt doch rechtzeitig ab, folgt eher der Spur von Herrn WAITS, der auch immer andeutet, dass er das könnte und dann doch lieber was mit langer Halbwertzeit abliefert.
Einen JERRY DAMMERS hatten sie als Frontmann / Kopf leider nicht, kein Gesicht oder keine ‚Rampensau‘, die die Presse aufmerksam hielt. Aber einige unvergessliche Ohrwürmer schon. THE BEAT, an die Oberfläche gespült mit der britischen Two Tone Welle, mit MADNESS oder den o.e. SPECIALS. „Wha’ppen“ ist die 3. der drei Platten, die sie zu ihrer Blütezeit in den 80ern aufnahmen, alle drei kommen jetzt in luxuriösen Doppel CD plus DVD Packs neu auf den Markt. Super restauriert im Klang, mit fettem Booklet und gut ausgesuchtem Bonus-Material (Dub-Versionen von den Maxi B-Seiten, BBC Sessions…) und vermutlich nie gesehen/gehörtem Ton- und Bildmaterial. Von Ska über fetten Reggae einschließlich stilechtem Toasting zu feinem Pop oder angedeuteter kongolesischer Rumba waren THE BEAT musikalisch für ihre Zeit einfach zu vielseitig. Gilt vielleicht sogar noch heute. Prima Wiederentdeckung!
Nach so viel Intensität und Tempo jetzt was ganz leichtes, sehr langsames. Verführerische Barmusik von KAREN SOUZA. Den Namen kann m/f kennen von den verschiedenen „JAZZ AND 80’s“ Kompilationen, auf denen u.a. sie leicht jazzig bzw. im Bossa Nova Beat arrangierte Hits der 80er interpretiert.
Ihre Beiträge zu der Reihe gibt es gebündelt auf dem Album „Essentials“, das ich hier auch empfehle, aber heute geht es um ihre erste ‚richtige‘ CD „Hotel Souza“. 11 mal ganz entspannte Barmusik, davon nur 3 Fremdkompositionen, mit kleiner Combo oder auch Streicher-oder Bläser-verstärkt, arrangiert und vor allen Dingen gesungen für die ganz späte Stunde. Passt, wie angegossen. Erst recht jetzt, wo die ‚besinnliche‘ Zeit vor der Tür steht…
Das alles kann m/f ansehen, anfassen, anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 3. November und dann an jedem Samstag (bis Jahresende) von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, (Ausnahme 10. November, da ist Notdienst, von 16-20h auf der 2nd Hand Messe „Von Frau zu Frau“ in Altenberge) wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de