Von Günter, 15.01.2025

TAMALA/ AWKWARD i/ WEATHE R STATION/ WALIA/ LIV GREEN/ RONI BEN-HUR/ DUPLESSY/ RINGO STARR/ ERIC CLAPTON

Tamala – Afrikanische Tradition aus Brüssel

Zum Start heute Musik von dort, wo kein Schnee liegt. Zwar lebt und arbeitet das Ensemble TAMALA in Belgien, widmen „Diboli“ der Musik und Musiker der Grenzregion zwischen Senegal und Mali. Mit Kora, Kalimba, Gitarre und Violine ist das Quartett nicht gerade typisch besetzt, bewegt sich jedoch stark in der Tradition. In meist melancholischem Tonfall besingt Mola Sylla sowohl Überliefertes als auch eigene Schöpfungen. Eher ungewöhnlich ist der auffällige Einsatz der Violine, gelegentlich sogar Harmonika, die eine überraschende Verwandtschaft zu europäischen Klängen vermitteln.

Still, beschaulich, zeitweise sogar romantisch gestaltet AWKWARD i seine neue Platte. Zum grossen Teil mehr oder weniger allein mit Gitarre oder mit ganz kleiner Ausstattung, sogar mal orchestriert zeigt er eher beiläufig eine grosse Bandbreite an Themen und musikalischer Vielfalt. Mit „Unalaska“ gibt er den Hörenden schon als Titel ein kleines Rätsel auf, das er in den Songs zumindest nicht leicht erkennbar auflöst.

Vom neuen Werk der WEATHER STATION habe ich bisher nur einen Track gehört. Der bewegt sich im bekannten Sound, nicht zu forscher Indie Pop mit ausgezeichneter Sängerin. Verspricht was für den Rest der Platte.

Einen bunten Strauss eigener Ideen liefert WAFIA auf ihrem Debüt „Promised Land“. Mit heller Stimme singt, oft säuselt, sie durch ihre diversen Ideen. Von beinahe kinderliedhaften Gesangslinien mit zartem Backing zu ausproduzierten Pop Tracks. Viel programmierte Sounds, die jedoch den Titeln, die nach sparsam ausgeführten R’n’B Balladen klingen, bestens zu Gesicht stehen. Da trifft sie Stimmung und Tonfall genau.

Mit 10 eigenen kleinen Liedern füllt LIV GREEN ihr 2. Album. Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken kleidet sie in fliessende Harmonien. Mit kleiner Combo mit Country Instrumentierung und in eher langsamem Tempo liegt hier die Betonung auf den Inhalten, die sie authentisch und mit bestens trainierter Stimme vorträgt. Weit weg von gewohnten Country Sounds ist „Deeper Feelings“, obwohl sie gegen Ende beweist, dass ihr dieser Gestus auch nicht fremd ist.

Roni Ben-Hur – Echte Instrumente, gut aufgenommen

In der vergangenen Woche gab’s hier ein swingendes Trio mit ‚Piano in the Foreground‘. „The Abraxas Sessions Vol. 2“ zeigt ein solches mit der Gitarre an der Front. RONI BEN-HUR an den 6 Saiten, Martin Gjakonovski mit nur 4, dazu Vladimir Kostadinovic an den Drums swingen sich durch 9 (mir nicht alle geläufige) Standards. Nach nur 1 Nachmittag proben, wurde das Konzert am nächsten Tag live aufgenommen. Mit blindem Verständnis harmonieren diese drei, geben sich gegenseitig Raum, bleiben auch in komplexen Wechseln entspannt und liefern eine gute Stunde unaufgeregten, dynamischen Swing ohne Längen, wobei sie die gewählten Songs ausgiebig durch deklinieren. Echte Instrumente, gut aufgenommen, das liebe ich.

Duplessy – Eine schöne Erfahrung

Muss Mann erst einmal drauf kommen. Gitarrist Mathias DUPLESSY legt mit Begleitung an Bass und (wenig) Piano die Spur, auf der 6 Violinisten aus 6 musikalischen Kulturen ihre spezifischen Streichinstrumente in den Vordergrund spielen dürfen. Wie in einem Roadmovie geht es von Land zu Land mit Harmonien, die der jeweiligen Art des Bogen-Instruments einen tragenden Hintergrund verschaffen. Klingt am ehesten verwandt mit Gypsy Swing oder Flamenco, streift aber mindestens auch Asien und das Morgenland. „The Road with you“ ist eine schöne Erfahrung.

Dass RINGO STARR, einer der vier (wie hiessen die noch?) und ERIC CLAPTON (der aus dem weissen Zimmer) mit Neuem aufwarten wird sicher in anderen Medien lautstark verkündet werden.

Archivtexte Ohrenschmauch