Von Günter, 14.10.2020

TRUDY & DAVE/ DANA GAVANSKY/ JW FRANCIS/ TINGVALL TRIO/ DAVE PIKE SET

Johanna & Alf klingt vielleicht nicht cool genug, wenn m/f in Dänemark lebt und Musik erfindet, die stark von Blues-lastigen Rock-Momenten und Country durchsetzt ist. Deshalb firmieren die zwei als TRUDY & DAVE und bringen mit „Out of our Minds“ eine äusserst kurzweilige CD auf den Markt. Pendelnd zwischen dem Twang von Tito und dem Pathos von Stevie Nicks. Beide spielen akustische Gitarren, dazu gibt es in der Band 2 weitere mit Strom und die für diese Musik unverzichtbare Pedal Steel und Mandoline. Der Gesang wechselt zwischen den zweien, am überzeugendsten klingen sie aber im Duett.
DANA GAVANSKY war schon in Nr. 25 dieses Jahres mit ihrem „Yesterday is gone“ Album dabei. Seit kurzem gibt es ihre „Wind Songs“ EP. 5 in London eingespielte Songs, von u.a. King Crimson, Chic und Tim Hardin. Ruhig und selbstbewusst intoniert sie die Titel mit klarer Stimme bei reduzierter Bandarbeit. Akustische Gitarre, Tasteninstrumente, vorsichtige Drums und nur auf dem letzten Track minimalistisch eingesetzte Elektronik. Individuell, echt und einfach überzeugend vorgetragen.

Lo-FI Dreampop

Ein ziemlicher Tausendsassa ist JW FRANCIS, erzählt zumindest die Bio. Neben seinen diversen Hauptbeschäftigungen macht er jetzt auch Musik. Unverstellt, gerade heraus und frei nach dem DIY Prinzip ,mach‘ was Du kannst und mach das gut‘. „We share a similar Joy“ lebt von JWs optimistischer Herangehensweise. Klare, einfache Harmonien, mit (leider ungenannter) Band in überzeugendem Lo-Fi Sound aufgenommen und ohne grosse Produktion in Szene gesetzt. Sanfter Dreampop mit der einen oder anderen Ecke, manchmal etwas schräg, aber immer von seiner Abenteuerlust geprägt. Auch die Band spielt gezielt einfach, begleitet ihn entspannt durch die Tracks. Er predigt nicht, will niemanden überzeugen, sondern mit seiner Vorstellung von Musik unterhalten, ohne dabei auf ernstes und im Leben gelerntes zu verzichten.


Die ganze Welt tanzt

Das TINGVALL TRIO ist im Grunde schon viel zu populär für diese Seite. Zumindest unter Menschen, die auch mal Jazz hören. Sein diesjähriges Werk folgt dem Motto des Titels „Dance“. Für seine melodische Piano-Arbeit ist Namensgeber Martin schon fast berüchtigt. Auch die fingerfertigsten Improvisationen klingen niemals schrill. Die Rhythmusgruppe funktioniert scheinbar auf Blick- (Hör-!) Kontakt und liefert fein ausgewalzte Untergrundarbeit. ‚Dance‘ bedeutet nicht gerade Beats für den Club, sondern tanzbare Motive aus Ländern fast rund um die Welt. Spanien, Cuba, Arabien, der Norden und sogar Jamaika werden auf dieser Tour zitiert. Mit angemessenem Tempo oder auch gern als Ballade. Ob Swing, Latin oder Bolero, eingängig, ja, leicht zu hören, ja, aber kein bisschen simpel oder anbiedernd.


Meilenstein

Ein weiterer Meilenstein des MPS Labels erscheint in diesen Tagen als Neuauflage. „Noisy Silence-Gentle Noise“, 1969 aufgenommen, ist das erste von 6 Alben, die das DAVE PIKE SET für die Marke einspielte, mit Dave am Vibraphon, Volker Kriegel an Gitarren und Sitar, Hans Rettenbacher, Bass, und Peter Baumeister, Drums. Eine, auch heute noch, faszinierend weltoffene Musik, die sich aus Jazz, Blues, Balladen und fernöstlichen Stimmungen speist und sogar durchaus psychedelische Momente aufweist. Anspieltipp: Mathar, immer noch! Handwerklich auf hohem Niveau, tontechnisch sowieso, erst recht in dieser dezenten 2020er Auffrischung. 50 Jahre und kein bisschen altbacken.


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Günter Günter

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