Von Günter, 28.08.2024

NIGHT TRAIN - TRANSCONTINENTAL LANDSCAPES 1968-2019/ GALLIANO/ NORA BENAMARA/ CATHERINE RUSSELL & SEAN MASON/ MARKUS HARM/ WOLFGANG HAFFNER TRIO

Jetzt mal die Kasperlefrage: Seid Ihr alle da? Glaube ich nicht! Nirgends Stau in der Stadt, nicht einmal Fahrrad-Gedränge. Wünsche Euch allen eine schöne Abwesenheit, den folgenden Text gibt’s ja auch im Netz.

Diese hier kenne ich nur vom Lesen. „NIGHT TRAIN – TRANSCONTINENTAL LANDSCAPES 1968-2019“, eine weit ausholende Ansammlung ausgesuchter Tracks zum Thema, dabei reichen die Aufführenden von J.J. Cale, Linda Perhacs, B-52s, Bill Frisell und Leon Russell zu Tony Joe White. 19 Titel auf 1 CD oder 2 LP, jedoch wohl nur bei gut sortierten Importeuren. Auf jeden Fall eine spannende Reise.

Galliano – Lange Pause!

Das war zwar nicht der erste Anlauf, aber der Titel der 1994er Single ‚Long Time gone‘ passt, wie die Faust aufs Auge. GALLIANO, einer der populärsten Acts der damaligen Acid Jazz Scene haben nach über 20 Jahren ein neues Werk eingespielt. Natürlich bei Brownswood Recordings, dem Nachfolgelabel des ehemalige Talkin Loud. Genug Vergangenheit, älter sind sie geworden, spielen jedoch in der beinahe Ur-Besetzung wieder zusammen. „Halfway, somewhere“ kann wohl als Bezeichnung für den langen musikalischen Weg der Gruppe angenommen werden, verlaufen haben sie sich dabei nicht. Die 19 Titel des Albums sind die moderne Version ihres Sounds. Gemischt aus Soul und Funk, jazzigen Ansätzen und kurzen Zwischenspielen als Spoken Word Passagen. Entspannte Grooves unter gekonnten Vokal-Parts in Songs mit Wiedererkennungswert.

Nora Benamara – Auffällige Stimme

Jazz Thing Next Generation, schon Nr. 104. Mit Sängerin NORA BENAMARA in Begleitung ihres Trios mit Piano, Bass und Drums. 9 grösstenteils lange Titel aus der eigenen Feder mit selbstverfassten Texten, in denen sie ihr Verhältnis zur Welt und ihre persönlichen Einsichten, Erfahrungen und Beobachtungen mit klarer, starker Stimme besingt, zwischen den Strophen genügend Raum lässt, damit sich das Instrumenten-Trio ohne Hast entfalten kann. Besonnen, klar strukturiert und diszipliniert tragen diese 3 ihren wichtigen Teil zum Gelingen von „Amnesia“ bei.

Catherine Russell & Sean Mason – Verwandte Seelen

Nicht einen der 11 Songs auf „My Ideal haben diese beiden selbst verfasst. Sängerin CATHERINE RUSSELL & SEAN MASON am Piano interpretieren ausgesuchte Werke der Jazz Historie seit den 20ern des letzten Jahrhunderts. Gezielt ausgewählt für ihre individuelle Art der Gestaltung; bekannte Komponisten jedoch eher unbekannte Titel. Im wesentlichen Blues getränkt mit einer Spur Gospel oder Ragtime- bzw. Stride Piano. So elegant, wie Sean am Piano Rhythmen und Melodien variiert und zur Stimme passend einsetzt, so absolut überzeugend intoniert Catherine die mal ernsten als auch hintergründig humorvollen Texte. Wem Piano plus Stimme nicht zu wenig ist, hören!

Noch etwas ‚richtigen‘ Jazz zum Schluss. Saxofonist MARKUS HARM im Quartett mit Piano, Bass und Drums. 7 lange Eigenkompositionen mit viel Raum zur Entfaltung seiner Mitstreiter. Andreas Feith, melodisch stark und fingerfertig an den Tasten, Martin Gjakonovski als ruhender Pol am Bass und der quirlige Vladimir Kostadinovic an den Trommeln liefern den spannenden Hintergrund für die solistischen Ausflüge des Sax. Lyrisch, lautmalerisch, expressiv, je nach Thema überzeugt Markus Harm, der von Klein-Ensemble bis Big Band viel beschäftigte, auf ganzer Linie. Auch klanglich ist „Out in Space“, aufgenommen vom Bayrischen Rundfunk, ein Genuss.

Und kann mir schon jemand sagen, was Shantel auf dem neuen Album des WOLFGANG HAFFNER TRIO macht. Auflösung nach dem 30.!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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