Ohrenschmauch
Von Günter, 29.01.2025
ADAM BALDYCH/ JOHANNA SUMMER & JAKOB MANZ/ JULIAN & ROMAN WASSERFUHR/ AVEC/ SUL/ KURZ, LUDWIG, PARZHUBER, STILLMAN/ PEIXE E LIMAO
Ein wenig schade, das von mir gern empfohlene Jazz Label ACT veröffentlicht jeweils gleich mehrere neue Titel gleichzeitig. Ich fasse mich mit denen zum 31.1. kurz, will auch noch Platz für weitere neue Erscheinungen haben.
ADAM BALDYCH mit Violine spielt auf „Portraits“ im Quintett mit dr,b,p und sax. Dabei bewegen sich diese 5 zwischen durchaus freiem Zusammenspiel innerhalb der gesetzten Harmonien, dynamisch und gekonnt arrangiert, manchmal an Barocke Klangwelten erinnernd.
Im Duett präsentieren sich JOHANNA SUMMER & JAKOB MANZ. Piano und Saxofon, 2. Anlauf des Duos. Auf „Cameo“ gibt’s im Unterschied zum Vorgänger (fast) nur eigene Kompositionen. Zwischen dem lyrischen Beginn und dem gleichermassen entspannten Ende findet sich eine zum Teil sogar expressive Mischung aus Improvisation, harmonischem Zusammenspiel und (wenigen) aussergewöhnlichen Adaptionen.

Ausgesprochen chillig klingt die Musik auf „Safe Place“, der neuen Platte von JULIAN & ROMAN WASSERFUHR. Zum grössten Teil als Duo plus mit Piano und Trompete eingespielt, dazu der mit den beiden eingespielte Cellist Jörg Brinkmann und auf 2 Titeln am Sax Paul Heller. Warme, weiche Melodien die zum Titel passen. Trotz allen ‚Schönklangs‘ verzichten sie nicht darauf, ihre individuellen Qualitäten in die Waagschale zu werfen. Unter der wohlklingenden Oberfläche findet sich so eine ordentliche Portion jazziger Handwerkskunst.
Eine so austrainierte Musikerin, wie die Vorgenannten ist AVEC sicher nicht. Dafür hat sie die Fähigkeit sehr persönliche Ein-/Ausblicke in kleine, nachvollziehbare Songs zu kleiden. Nicht zu niedergeschmettert aber auch nicht ‚happy go lucky‘. Glaubwürdig mit passenden Arrangements, akustische Gitarre vorn, zwischen ‚Indie-Style‘ und beinahe Pop. Sehr eingängig aber überhaupt nicht schal. Und ohne Titel. Gut gemacht!
SUL, der Name des Trios und der CD lässt schon ahnen. 3 Portugiesen mit g,p,b spielen auf den ersten Blick heimatliche Musik. Auf den 8 Titeln, davon je 1 von jedem komponiert, ist die Basis sicher Fado. Mit ihrem Jahrzehnte eingeübten Können geht die Musik dieses Trios jedoch weit über die Grundlage hinaus. ‚Typische‘ Harmonien werden im fliessenden Wechsel ausimprovisiert, temporeiche unisono Passagen wechseln mit melancholischen Tonfolgen, die Heimat taucht zwischendurch immer wieder auf, wird jedoch ständig auf der Suche nach ‚Neuem‘ wieder verlassen. Macht Fernweh!

KURZ, LUDWIG, PARZHUBER, STILLMAN spielen als akustisch ausgestattetes Quartett beinahe Rock-Jazz. Mit 2x Sax, (Alt&Tenor) plus b und dr startet die CD fulminant. Zwischen die temporeichen Tracks platzieren sie gekonnt Balladeskes. Eine durchgehende ‚Tour de Force‘ würde Hörende vermutlich erschlagen. Da spielen die Bläser gemeinsam Melodien, tauschen zarte Motive und fordern Bass und Drums nicht alles ab. Ganz im Gegensatz zu den dynamischen Titeln. In denen geht es intensiver zur Sache. Die Bläser improvisieren, reagieren aufeinander mit ausufernden Tonfolgen, wobei die Rhythmusgruppe keineswegs hintenan steht. Gewagtes halb und halb.

Gitarre und Cello bedienen die Männer, die Frau singt und spielt die Shrutibox (siehe Wikip.). 2x Italien, 1x Belgien, und was spielt dieses Trio? Deutlich durchscheinen Italien, Brasilien ein wenig Frankreich und anderes europäisches. Flavia singt in mindestens 3 Sprachen, die Begleitung bleibt durchweg sparsam und durchsichtig, dabei sehr originell bis hin zu experimentell. Wer jetzt denkt, aha World Music, liegt sicher nicht richtig. Eher Chanson oder gute Texte und Melodien in eigenwilligen Arrangements. Charmant dargeboten. PEIXE E LIMAO „Salta!“