Von Günter, 19.02.2025

LASSE WINKLER/ ECHOLALIA/ FOLA DADA/ ALEX KOO/ SIMON SPIESS/ JAMES BRANDON LEWIS

Wenn ich das Päckchen für diese Woche überschaue fällt mir auf, es wird ziemlich harmonisch im Gesamteindruck werden. Deshalb zunächst die mit etwas mehr Ecken. LASSE WINKLER heisst der Liedermacher, der nicht unbedingt zur gezupften Gitarre singt. Poetische bis leicht philosophische Texte zu meist programmierten Beats und Rhythmen. Kein Poetry Slam und schon gar kein Rap. Auch nicht wenn er gelegentlich fast spricht. „Weltflucht“ als Titel gibt dem einen passenden Rahmen.

Von Spencer Cullum gab’s auf dieser Seite schon mal was. Keine Ahnung wie jung (?) der ist, aber er tummelt sich offen hörbar gern in den 70ern. Mit dem Ensemble ECHOLALIA schwärmt er sich durch die Sounds der Zeit. Folkiges, Psychedelisches, Progressives, ein wenig Rock und viele, trotz Unterschiedlichkeit, wohlklingende, harmonische Song-Konstruktionen. Mit der z.Zt. beliebten Methode der Abgeschiedenheit mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter in WG-Manier zusammen hocken und aus individuellen Ideen gemeinsam Musik entwickeln. Klingt selten entspannter als auf diesem Album ohne Titel.

Fola Dada – Kompakt und organisch

Mit kompakter und gut eingespielter ‚Bande‘ legt FOLA DADA das erste Album unter ihrem Namen vor. Mit Ulf Kleiner an Tasten und Effekten, Joscha Glass am Bass und Tommy Baldu am Schlagwerk ist es im Grunde eine (Jazz-) Sängerin Standard Besetzung. Trifft nur sehr bedingt zu. Die Trägerin des Jazzpreises 2022 bewegt sich auf „Sisters and Brothers“ überzeugend durch die Genres. Vom gesprochenen Wort zu Beginn über Ausflüge in Blues und Jazz unterliegt dem gesamten Repertoire eine Stimmung wie ich sie von geliebten Soul Platten (nicht R’n’B!) kenne. Organisch, kompakt, ohne Pathos oder Über-Produktion. Als Sahnehäubchen gibt’s auf 2 Titeln Unterstützung von Joo Kraus und seiner zart gespielten Trompete.

Alex Koo – Ja ja, die Chromosomen

Den Namen habe ich noch nie gehört und der Titel amüsiert mich zumindest. ALEX KOO spielt Piano und singt. Dazu Drums und Bass plus Trompete auf 2 Tracks (Ambrose Akinmusire). „Blame it on my Chromosomes“ passt so recht in keine Schublade. Jazzige Rhythmik und Instrumental-Ausflüge auf jedoch eher harmonischen Mustern. Er präsentiert sich nicht als Tastenvirtuose, pfeift zu Blues Akkorden und gestaltet mit der Combo mehr Stimmungen als konkrete, durchlaufende Kompositionen. Und wenn dann doch mal Tempo anliegt oder er gar singt, ändert das nichts am entspannten Klangbild.

Nach diesen Belgiern kommt jetzt die ‚Schweizer Garde‘. Auf SIMON SPIESS’s „Helio“ spielt er Sax zu Piano, Bass und Drums. 9 Titel, selbst oder vom Bassisten Bänz Oester komponiert, eindeutig zeitgenössischer Jazz mit solistischen Ausflügen auf kompaktem Zusammenspiel. Auch die nicht unbedingt gewohnte Metrik beeinflusst den leicht nachvollziehbaren Verlauf der Tracks nicht. Mit seinem warmen Ton, selbst in höheren Lagen, schmeichelt er eher meinen Ohren, kräftige Akkorde des Pianos oder fingerfertige Einzelton Begleitung runden das Bild. Bass und Drums bleiben dabei zwar eher im Hintergrund, aber keineswegs unauffällig und bei der langen Spielzeit der Titel kriegt jeder aus dem Ensemble Zeit zum Glänzen.

James Brandon Lewis – Alles, nur nicht angepasst

Falls beim Lesen eingenickt (wg. Harmonie) kommt hier der Wecker. JAMES BRANDON LEWIS legt eine neue Platte vor. Mit Chad Taylor an Drums und Josh Werner an Bass oder Gitarre geht es auf „Apple Cores“ ans Werk. Rhythmisch auf Funk und Hip Hop basierend wird hier gemeinsam improvisiert. Das kann afrikanische Anklänge (mit Mbira) und schöner Sax Linie sein, oder auch knackig umgesetzte Tempi mit expressiven Ausflügen. Das alles und viel mehr aber auf keinen Fall brav oder angepasst.

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