Ohrenschmauch
Von Günter, 09.04.2025
RSD (Record Store Day), SHANE SATO/ LEA MARIA FRIES/ METTE JUUL/ LEZEK MOZDZER, LARS DANIELSSON, ZOHAR FRESCO/ EMMA RAWICZ &GWILYM SIMCOCK/ STEFANO BOLLANI & IIRO RANTALA/ PAOLO FRESU, RICHARD GALLIANO, JAN LUNDGREN
Am Samstag ist wieder Vinyl-Aktien-Kauf-Tag. So viele Titel wie in diesem Jahr gab es wohl noch nie. Rares, Obskures, gesuchte Neuauflagen und sehr viel sehr spezielles Fan-Produkt, das zum späteren Zeitpunkt vielleicht zum noch weiter überteuerten Preis wieder verkauft werden kann. Der RSD (Record Store Day) soll alle, die noch Festkörper-Tonträger (LP,CD,MC) kaufen, dazu animieren den unabhängigen Händler ihres Vertrauens zu besuchen und dort Geld auszugeben. Guter Ansatz, ist im Lauf der Jahre jedoch stark in Richtung Spekulations-Objekt-Vermarktung gegangen. Anders herum betrachtet, mit der Riesen-Auswahl dieses Jahres können vielleicht noch mehr Musik-Fans erreicht werden.

Dazu passt der 1. Titel dieser Woche. Bisher bei keinem Vertrieb zu finden, im Stream allerdings ohne Mühe. SHANE SATO spielt auf seinem „Until we meet again“ fast alle Instrumente selbst. Lediglich 1x Trompete, 1x Gitarre, 1x Sax und 1x Stimme ergänzen die von ihm geschaffenen Tonspuren. Überwiegend instrumental und eher loungig spielt er mit verhaltenem Funk, klassischem Soul, fügt eingängige Harmonien und ein ganz klein wenig Jazz dazu. Eine mehr für die Abteilung ‚Jäger und Sammler‘.

Wer so mühelos Genre-Grenzen überschreitet ohne dabei kopflastig zu werden, lebt seine/ihre Ideen. Die Schweizer Sängerin LEA MARIA FRIES ist ein solches Exemplar. In den 13 Songs ihres Debuts „Cleo“ wandert sie ohne Angst zwischen den Welten aus komplexem Rock, Amerikanismen und jazzigen Arrangements. Ihre selbst geschriebenen Texte trägt sie emotional mit geübter Stimme vor und wechselt dabei die Sprache (Engl. Franz. Deutsch) ebenso flexibel wie den musikalischen Background. Der besteht aus Piano, Bass und Drums plus Gäste an Trompete und Akkordeon und ganz wenig elektronischen Untergrund-Klängen. So viele unterschiedliche Tracks in ein gemeinsames, passendes Konzept zu integrieren, ist schon eine Kunst an sich.

Von ganz viel Klang zu minimalem Aufwand. Mit illustren Gästen (z.B. Lars Danielsson, Peter Rosendahl) hat METTE JUUL ihr neues Album eingespielt. Von den 12 Songs stammen nur 2 (I.Berlin, B.Dylan) nicht aus ihrer Feder. Genau so persönlich und intim klingt „Thank You & other Stories“. Sie singt zur sparsam gezupften Gitarre und die Kollegen an den anderen Instrumenten, von el. Gitarre zum Rhodes Piano halten sich entsprechend zurück und helfen bei der sanft klingenden Gestaltung dieses ein wenig romantischen Singer/Songwriter Albums.
Ich finde es schade, dass ACT Music immer gleich mehrere Platten gleichzeitig auf den Markt bringt. Ich muss ja auch noch Anderes hören, und mein Platz ist begrenzt. Deshalb ungehört: LEZEK MOZDZER, LARS DANIELSSON, ZOHAR FRESCO, „Beamo“, Piano, Bass und Perkussion. EMMA RAWICZ & GWILYM SIMCOCK, „Big Visit, Sax & Piano“. „Jazz at Berlin Philharmonie XV“ mit STEFANO BOLLANI & IIRO RANTALA, 2 hervorragende Pianisten im Duett.
Gehört und für die ruhige Stunde oder gar echten Eskapismus unbedingt geeignet: PAOLO FRESU, RICHARD GALLIANO, JAN LUNDGREN „Mare Nostrum IV“. Trompete, Akkordeon und Piano im intimen Zusammenspiel. Kein Ton zu viel, keine Harmonie zu schön oder zu ausgefallen, kein Wettbewerb. 3 sensible Tonkünstler in respektvollem Umgang miteinander, versunken im intensiven Musizieren. Ohne Allüren.