Presseausweis
Von Marit Schnackenberg, 26.03.2025
"Alle Fragen um Krieg und Frieden sind offen"
... schreibt mir Arno Tilsner, der Herausgeber der na dann… . Mich überrascht sein Satz. Nicht, weil er damit sagt, dass er nicht weiß, wie der Weg zum Frieden geht. Ich kenne ihn, er vertritt eine dezidierte Meinung zum Thema: Er hält Aufrüstung und die damit verbundene Abschreckung in Europa für wichtig, um den Frieden zu bewahren und er hat Argumente dafür. Warum er meint, dass Europa an Stärke und Unabhängigkeit und damit auch an Wehrfähigkeit gewinnen muss, hat er am 12. März in seinem Presseausweis an dieser Stelle ausgeführt. (nadann.de/presseausweis)
Das Bemerkenswerte für mich ist nun, dass er mit seinem Satz eine Haltung einnimmt, die ich nicht erwartet hatte und nach der ich suchte: Das Bekenntnis des Nichtwissens. Dies scheint mir ein Schlüssel auf dem Weg, unseres gesellschaftlichen Diskurses, um einen friedlichen politischen und gesellschaftlichen Weg.
Dabei ist der persönliche Weg mit Freunden und Nachbarn, in Schule und Beruf hier in Münster in unserer Stadt ebenso wichtig, wie der auf der europäischen Bühne. Arno Tilsner hat die Perspektive eines erfolgreichen Unternehmers eines Mannes ü70. Ich die einer Frau ü50, Mutter, mit Freunden, die aus der Ukraine und Syrien mit Kindern und Alten flohen.
Wir können unsere Meinungen austauschen und wertschätzend die Meinung des Anderen hören, weil Vertrauen da ist und wir übereinstimmen in der Haltung, dass alle Fragen um Krieg und Frieden offen sind.
Mein Kind hört in der Schule, dass es demnächst ggf. zur Wehrdienst verpflichtet wird. Es wird zudem in den sozialen Medien dazu adressiert. Mein Kind möchte nicht in den Krieg ziehen und hat ebenso wenig wie ich Nationalstolz oder irgendeine Form von Gedanken etabliert, sein Land mit Waffen zu verteidigen. 2030 wird es 20 Jahre alt sein. Es ist das Jahr, dass von den führenden EU Politikerinnen, wie Frau von der Leyen (66), anvisiert ist, um auf die Zitat: „Möglichkeit eines großangelegten Krieges mit Russland vorbereitet zu sein“. (tagesschau.de, 20.03.2025)
Meine Vorschläge für 2030 wären Schüleraustauschprojekte, Städtepartnerschaften und europäisch- ukrainisch-russische Kultur- und Musikprojekte neu und wieder zu initiieren und zu finanzieren, um sich kennenzulernen und anzufreunden und das Gemeinsame zu suchen. Dies genau jetzt zu denken, mitten in dem Ungelösten nach Lösungen zu suchen und Visionen von einer guten Zukunft für unsere Kinder vorzubereiten. Politisch habe ich wenig Einfluss. Versöhnliche Schritte kann ich aber jeden Tag neu gehen, dies auch über Grenzen hinweg. Arno Tilsner formuliert es in unserem Austausch so: Es braucht meine Energie, ein düsteres Weltbild nicht auf meinen eigenwilligen Horizont zu lassen. – Marit Schnackenberg