Von Marit Schnackenberg, 29.01.2025

Daueronline seit 12 Jahren.

Die Tage zwischen den Jahren waren wir mit einigen Freunden unterwegs. 15 Personen unterschiedlichen Alters, 14 Smartphones mit unterschiedlichen Anwendungen. Jeder hat sein Gerät neben sich liegen oder es in der Hosentasche stecken. Dass die Gespräche aufgezeichnet werden und wir später beim Besuch von X, Insta oder Youtube zu unseren Gesprächen „die passende“ Werbung eingeblendet bekommen, halten wir inzwischen für normal. Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat es ein Leben ohne Smartphone nie gegeben. Keine der Personen ü50 erinnert sich daran, in welchem Jahr sie ihr erstes Smartphone hatten.

Ich habe nachgeschaut: Seit 2013 sind die jährlich weltweit neu verkauften Mobiltelefone mehrheitlich Smartphones. Erst 12 Jahre! 12 Jahre in denen sich unser Alltag gravierend verändert hat mit einer Macht, die jeder für sich selbst bewerten mag. Das Tempo hält an. Die amerikanischen Unternehmen Meta (WhatsApp, Insta,..) und Google (Youtube, Maps, Mails, Chrome,...) sind unsere „Versorger“. Natürlich gibt es weitere. Auch Microsoft und Apple sind nicht untätig. Ebenso gehört X zu den Anbietern, deren Dienste insbesondere viele Politiker und Wissenschaftler gern nutzen.

Auch die Nachrichten speisen sich inzwischen wie selbstverständlich aus den „Posts“ der sozialen Medien. Die Tagesschau wirbt für ihren WhatsApp-Kanal. ARD und das ZDF bitten die Zuschauer nach jedem Talk in die Social Media Kanäle. Auch die Städte- und Kommunen sind nach einer kurzen Schamfrist seit 2015 in den Sozialen Medien präsent.

Und wir? Auch wir sind dabei und füttern die Systeme: Smartphone auf dem Klo, an der Bushaltestelle, im Bus, im Auto, im Zug, bei der Arbeit, in der Schule, beim Lernen, beim Sport, Einkaufen, Bankgeschäfte, beim Aufstehen und Zubettgehen seit nun 12 Jahren.

Hinsichtlich der jüngsten Musk- und Zuckerberg-Debatte mutet es daher etwas bizarr an, dass wir uns von den Zeitungen und der Tagesschau nochmal vortragen lassen, was wir längst wissen: Die Dienstleister für die sich das digitale Deutschland entschieden hat, sind Unternehmen, die die Nutzungsbedingungen und auch den Ausgabemodus festlegen. So ist der Deal.

Mir scheint es argumentativ schwach, jetzt die Firmenbosse auf ihre Persönlichkeit und Integrität zu prüfen. Die globale Kommunikation über die BigTech Dienste hat natürlich ihren Preis. Statt der medialen Empörung über „Oligarchen“ und dem Ruf nach Offenlegung von Algorithmen, wäre es an der Zeit, dass wir uns ansehen, wo unser „fail“ in Deutschland und Europa ist: Wir digitalisieren uns nicht nur privat - auf externen Systemen – und das mit vollem Bewusstsein.

Öffentliche Stellen, Rundfunk, Behörden, Städte und Kommunen, ebenso die Universitäten sollten, nein, müssen sich aus kommerziellen Plattformen zurückziehen. Es gab und gibt weder die Notwendigkeit noch ein berechtigtes Interesse, öffentliche Gelder in diesem Bereich auszugeben und Menschen in diesem Segment zu bedienen.

12 Jahre rasende Entwicklung und Veränderung unseres Alltags. Zeit für eine Rückschau und vielleicht für digitale Vorsätze 2025?

Marit Schnackenberg, 22.01.2025

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