Von Marit Schnackenberg, 23.10.2024

Die unausweichliche Apple Ausstattung der Münsteraner Kinder

In der öffentlichen Berichtsvorlage der Stadt Münster vom 10.6. 21 mit dem Betreff „Umsetzung des Sofortprogramms zur Ausstattung mit digitalen Endgeräten und mittelfristige Perspektive“ heißt es: „Das gesamte Umfeld ‚Schule‘ unterliegt einer beschleunigten Entwicklung in Bezug auf die Digitalisierung und allen damit zusammenhängenden Prozessen: Schülerinnen und Schüler (SuS) wie Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte, die gesamte Schulgestaltung und -entwicklung in pädagogischer wie baulicher Hinsicht. Alle befinden sich auf dem Schnellweg, der derzeit nur in eine Richtung zu führen scheint, unterstützt durch die Förderprogramme des Digitalpaktes und eigene Haushaltsmittel ist es unausweichlich, die Vision der digitalisierten Vollausstattung von Schulen jetzt anzugehen und zu Ende zu denken *1.“

Die Schüleranzahl an den Städtischen Schulen in Münster beträgt derzeit 43.317 (inkl. Berufskollegs und Berufsfachschulen). Darunter 25.261 in den Jahrgängen 1 bis 10, also minderjährige Schülerinnen und Schüler im Alter bis etwa 16 Jahre.

Das Presseamt der Stadt Münster teilte mir am 5.9.24 per E-Mail mit, dass die Anzahl der von der Stadt Münster (IT-Dienstleister citeq) verwalteten digitalen Endgeräte für die SuS aktuell bei 31.359 liege, dass es für Sorgeberechtigte jedoch keinerlei öffentliche Informationsquelle dazu gebe, welche Schulen ab welchem Jahrgang, in welchem Umfang und mit welcher Software arbeiteten. All dies liege in der Verantwortung der jeweiligen Schulleitung, die auch die alleinige Verantwortung für den Datenschutz trage. Die Stadt stelle lediglich die Infrastruktur in Form von iPad-Leihgeräten zur Verfügung. Informationen zu täglichen Bildschirmzeiten und der Nutzung der Geräte in der Freizeit lägen nicht vor und stünden in der Verantwortung der Schulleitung bzw. der Sorgeberechtigten.

Die Leihgeräte stehen laut Ratsbeschluss jedoch explizit auch zur Freizeitgestaltung zur Verfügung. Eine laufende Evaluierung zur Bewertung der intensiven Nutzung der iPads im Hinblick auf gesundheitliche Risiken, wie Kopfschmerz, Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit sei nicht geplant, so das Presseamt, dies sei Aufgabe „internationaler Forschungsteams und Konsortien“. Die Aufgaben für eine Verwaltung seien andere.

Seit dem Sommer bin ich eine der Sorgeberechtigten und sehe, dass das Hauptanwendungsfeld der iPads im Unterricht ein fast 100% Verlagern des Schreibens von Papier aufs Display ist. Das heißt, statt mit einem Stift in ein DIN A4 Heft zu schreiben und neben sich ein Lehrbuch liegen zu haben, wird nun auf einem geteilten Bildschirm (vglb. DIN A6) gewischt, gezoomt und geschrieben. (Buchseite als PDF links und die Heftseite rechts mit der Software OneNote/Microsoft oder GoodNotes). Backups werden in der Apple iCloud gemacht und die Teens gehen jetzt mit Baumwolltäschchen und iPad in die Schule und machen ihre Hausaufgaben auf dem Bett liegend.

„Digitalisierung konkret“ ist eine politisch Entscheidung und greift weit in den Alltag der Familien und Minderjährigen ein. Zu Ende gedacht ist das meiner Meinung nach noch nicht. - Marit Schnackenberg

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