Von Stefan Bergmann, 19.02.2025

Und jetzt mal ...

Und jetzt mal ein wirkliches wichtiges Thema in diesem Presseausweis. Was scheren uns Politik, die Wahlen, wer Deutschland demnächst regiert (oder es mal wieder nur versucht) - wenn es doch in Münster wirklich breaking news gibt:

Das Preußenstadion heißt künftig LVM-Preußenstadion.

Wow. Das klingt ungefähr so spannend und sexy wie Deutsche-Rentenversicherung-Preußenstadion. Oder auch: Oberfinanzdirektions-Preußenstadion. Wie wär’s mit „Institut-für-angewandte-Informatik-Preußenstadion“?

Aber seien wir nicht so gemein. Ganz objektiv ist gegen diese Namensgebung wenig zu sagen. Die LVM ist ein big player in Münster, sie bietet Tausende von Arbeitsplätzen, zahlt vermutlich Millionen von Gewerbesteuern, ist der Standardversicherer im ländlichen Raum und genießt ein hohes Vertrauen. Also: Alles gut.

Es ist ein Deal mit zwei Gewinnern: Die LVM hat offenbar das Geld übrig und kann sicher sein, dass in jeglicher Berichterstattung - sei es Fernsehen oder Zeitung oder Radio - ihr Name immer in einem Atemzug mit „-Preußenstadion“ genannt wird. Das sorgt für Sichtbarkeit, das prägt sich irgendwann ein, das Image wird gestärkt. Und wer irgendwo in Sprockhövel oder Kattenvenne (oh Gott, schon wieder Kattenvenne!) eine Versicherung sucht, fällt ihm vielleicht die LVM ein. „Erna, die sind doch gleich nebenan hier. Lass die mal fragen!“

Und Preußen profitiert auch. Wahrscheinlich millionenfach. Die Summe bleibt geheim, das ist schade, denn man wüsste schon ganz gerne, wieviele Euros da im Jahr über den Tisch wandern.

Aber eines möchten wir bitte nicht mehr hören: Alle die über RB Leipzig schimpfen und die angebliche Über-Kommerzialisierung des Fußballs, über Mannschaften, deren Wohl und Wehe von den Sponsoren bestimmt wird weil diese das Geld geben für die Spitzenspieler, über Stadien, die unfassbar teuer sind in Bau und Unterhalt - bitte behauptet nicht mehr, dass Fußball noch irgendetwas mit dem zu tun, hat, wie er früher einmal war: Echter Schweiß, echtes Engagement, echte Fußballerkarrieren, bescheidende Sportler.

Ich habe in meinem Regal noch eines jener Rasenstücke stehen, eingelassen in Kunstharz. Der Rasen stammt aus dem Jahr 1963, als die Bundesliga in Münster ihren Betrieb aufnahmen. Ich bin ein bisschen stolz darauf, obwohl ich - ich gebe es zu - wenig Ahnung von Fußball habe. Aber als Münsteraner kann man nicht anders.

Fußball ist ein Riesengeschäft und nicht immer ist alles moralisch sauber. Wer nimmt wann von wem Geld um eigentlich was zu erreichen?

Die LVM ist ein bescheidender, leiser Partner. Grundseriös und sehr westfälisch. Wenn schon ein Stadion umbenennen - dann bitte so. – Stefan Bergmann

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