Presseausweis
Von Ruprecht Polenz, 11.12.2024
Wie ist die allgemeine ...
... wirtschaftliche Lage in Deutschland? Das hatte das ZDF-Politbarometer letzte Woche gefragt. „Schlecht“, sagen 43 Prozent. 48 Prozent denken „teils/teils“ und nur 8 Prozent finden, die allgemeine Lage sei „gut“.
Gefragt wurde auch, wie die Menschen ihre eigene wirtschaftliche Lage einschätzen. Hier sagen 58 Prozent, sie sei „gut“. Nur 9 Prozent finden sie „schlecht“ und 33 Prozent „teils/teils“.
Wie geht das zusammen? Die allgemeine wirtschaftliche Lage halten 43 Prozent für „schlecht“, aber 58 Prozent sind mit ihrer eigenen zufrieden und finden sie „gut“.
Müßte sich die Einschätzung der allgemeinen Lage nicht wenigstens näherungsweise aus der Summe der eigenen Lageeinschätzungen ergeben? Wird Deutschland schlecht geredet?
Bad news are good news - schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Die alte Journalistenweisheit, wonach schlechte Nachrichten einfach mehr Aufmerksamkeit finden als Berichte über das, was gut läuft, mag eine Rolle spielen, und das Urteil verzerren.
Dazu kommt der Wahlkampf. Je schlechter die wirtschaftliche Lage empfunden wird, desto angreifbarer ist die Regierung. Natürlich spricht die Opposition deshalb vor allem über wirtschaftliche Probleme.
Für Parteien wie die völkisch-nationalistische AfD gehört Schwarzmalen zur Strategie. Da wird täglich der Untergang des Abendlandes beschworen. Denn wenn man den Menschen einreden kann, die Lage sei verzweifelt, sind sie eher bereit, alles über Bord zu werfen und eine extremistische Partei zu wählen.
Aber wie ist die wirtschaftliche Lage Deutschlands wirklich? Für eine Antwort braucht es objektive Vergleichs-Maßstäbe und genaues Hinsehen, zB auf die Arbeitslosenquote. Im November waren 2,771 Millionen arbeitslos. Das entspricht einer Quote von 5,9 Prozent. Im Euro-Raum liegt sie bei 6,3 Prozent.
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird für das Jahr 2024 auf 0,7% prognostiziert, mit einer erwarteten Steigerung auf 1,5% im Jahr 2025. Die deutsche Wirtschaft schrumpft 2024 um 0,2 Prozent und soll 2025 zwischen 0,5 und 1,1 Prozent wachsen. Die deutschen Wachstumswerte liegen also unter dem Durchschnitt im Euro-Raum.
Ich frage dann meist, ob es zehn Länder gäbe, in denen sie lieber leben würden, als in Deutschland. Dann wird meist die Schweiz genannt, Luxemburg oder die skandinavischen Länder. Auf zehn ist noch niemand gekommen. So schlimm kann es also nicht sein. Deutschland läge danach unter den TOP 10 von 192 Staaten auf der Welt. – Ruprecht Polenz