Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 17.01.2024
Der „grüne Grund“ in Münster ...
... gehöre deutschlandweit zu einem der bedeutendsten Beispiele für die Gartenstadtbewegung der 30er Jahre. Grünflächen sollen nicht vermieden und bebaut werden, sondern spielen eine eigenständige Rolle im Wohnumfeld. An der Habichtshöhe in Münster kann das gut besichtigt werden. Die große Grünfläche zwischen den denkmalgeschützten Häusern ist im Sommer dicht bevölkert. Die Häuser drumherum haben kleine Maße, damit auch Durchschnittsfamilien sich ein Häuschen leisten konnten.
Was liegt da näher, als am Ende des grünen Grundes einen Klotz aus Sichtbeton in die Landschaft zu kloppen?
Die Jury, die seinerzeit den Südbad-Entwurf ausgewählt hatte, lobte ihn so: Man habe besonders drauf geachtet, dass sich der vorgeschlagene Entwurf „gut in die historische Umgebung einfügt“. Tut er das denn? Und was waren die Alternativen?
Die kleinen gelben Häuschen der Gartenstadt „grüner Grund“ atmen einen anderen Geist als das Südbad. Hier: Kleine Reihenhäuser mit gelben Putz, kleinen Fenstern, die von außen erkennen lassen, wie klein-gemütlich es im Innern zugehen mag. Dort: Ein Bunker aus grauem Sichtbeton in bester Tradition des Brutalismus. Hätte die Fassade nicht nach innen geschwungene Elemente, hätte das Gebäude auch in Germania stehen können. Wie sich dieser Bunker gut ins Umfeld einfügt, ist nicht klar ersichtlich.
Schon klar: Man kann dort kein Bad errichten, das sich völlig harmonisch in die bestehende Bebauung einfügt. Die Zeiten ändern sich, die Architektur auch. Aber weshalb der nun verwirklichte Entwurf den ersten Preis beim Architekturwettbewerb der Bauherrin Stadtwerke Münster gewann, wird das Geheimnis der Juroren bleiben.
Es gab viele andere Entwürfe, beispielsweise das erstaunliche Konzept von Kresings Architekten aus Münster: eine lichte und lichtdurchflutete Halle, großflächig verglast zwischen hölzernem Ständerwerk.
Stattdessen geht man künftig im Bunker schwimmen. Doch einen Trost gibt es: Der zurzeit noch postapokalyptische Schick des Südbades wird bald den Weg jeglichen Betons nehmen: Er wird schmutzig-grün. Dann fügt er sich bestimmt auch in die Umgebung ein. – Stefan Bergmann