Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 07.08.2024
Der Umbau eines Gebäudes ...
... zu einer Kita dauert in Münster schon einmal 13 Jahre. Wir hier oben in Ostfriesland kennen so etwas: Vor neun Jahren rammte ein Schiff die wichtige Friesenbrücke über die Ems. Über sie lief die einzige Bahnverbindung von Hamburg und Bremen in die Niederlande. An diesem Wochenende endlich wurde das erste neue Brückenteil eingesetzt. Planung: acht Jahre. Bauzeit: Bisher sechs Monate. Das ist Deutschland.
Das Hauptzollamt in Münster wurde zur Kita. Es dauerte 13 Jahre. Eine Stellungnahme der Stadt betonte, dass "nicht ausschließlich menschliches Versagen" dazu geführt hat, dass es so lange dauerte.
Das sind zwei krasse Fälle. Doch die Stadt Münster gängelt seit Jahren ihre Bürger und lässt sie auf ihren Angelegenheiten sitzen, obwohl es doch ihre erste Aufgabe sein sollte, den Service zu bieten. Schließlich verdienen alle gutes Geld im öffentlichen Dienst, sind faktisch unkündbar und jede Überminute wird akribisch abrechnet. Bezahlt von wem, na? Von uns Bürgern.
Wer einen neuen Personalausweis im Bürgerbüro-Mitte beantragen will, bekommt den ersten freien Termin am 5. September. Die Stadt will uns also weismachen, dass einen Monat lang jede freie Arbeitsminute der Kolleginnen und Kollegen im Amt belegt sind. Wer glaubt das?
Die Termin-Manie kam mit der Corona-Pandemie. Ganz klar: Wenige Kontakte, wenig Rummel im Amt und alle Nase lang wurde jemand krank; die Quarantäne drohte immer und überall. Doch seltsamerweise fühlt man sich im Bürgeramt, als gäbe es Corona immer noch.
Jüngstes Beispiel: Die Zulassung eines Autos. "Chaotische Zustände" herrschen in der Zulassungsstelle, so ein Autobesitzer. Er warte seit drei Wochen auf einen Termin. Autohändler werden bevorzugt behandelt. Früher bekamen sie ihre Anmeldungen noch am selben Tag. Seit Mitte Juli müsse auch er Termine buchen. In der Zeitung (WN) ist es nur ein Nebenaspekt, aber es ist doch ein Unding: Niemand mag die Stadt öffentlich kritisieren, weil jeder dann mit Nachteilen rechne. Wo leben wir eigentlich, in einem Feudalsystem und die Stadt ist der Sonnenkönig, die nur ihre Günstlinge ordentlich behandelt und alle anderen abstraft? Leider hört man diese Kritik immer wieder, aus allen Fachbereichen.
Grund für die amtliche Bummelei ist laut Schreiben der Stadt eine "IT-Umstellung". Nun gut. Kann passieren. Ist dann aber auch irgendwie schlecht geplant. Grund 2, laut Stadt: Personalengpass.
So etwas, mit Verlaub, kann sich nur der öffentliche Dienst erlauben, weil er ja eh am längeren Hebel sitzt und Kritik an sich abtropfen lässt. Man stelle sich solch ein Verhalten mal in der freien Wirtschaft vor. "Sorry, heute keine Zeitung. Wir mussten gestern alle Überstunden abfeiern und Redakteur XY hatte genug damit zu tun, seinen Computer neuzustarten!" – Stefan Bergmann