Presseausweis
Von Ruprecht Polenz, 08.03.2017
Fahrrad zu fahren nützt nicht nur denen,
Fahrrad zu fahren nützt nicht nur denen, die selbst im Sattel sitzen. Etwa 400.000 der 1,4 Millionen täglicher Fahrten in Münster werden mit dem Fahrrad durchgeführt. Dank dieses Spitzenwertes muss Münster noch nicht über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge nachdenken, um die Feinstaub-Belastung in Grenzen zu halten.
Mit einem Fahrrad-Anteil von ca. 38 Prozent am täglichen Verkehrsaufkommen liegt Münster auf Platz 1 in Deutschland. Über 300 km ausgebauter Radwegen im Stadtgebiet, ein großes Fahrradparkhaus am Bahnhof und eine jahrzehntelangen Pro-Fahrrad-Politik - Münster gilt zu Recht als Fahrrad-Hauptstadt Deutschlands.
Das sollte dazu führen, dass Münster auch bei allen Innovationen rund um den Fahrradverkehr ganz vorne mit dabei ist.
In der niederländischen Gemeinde Krommenie leben nur etwa 17 000 Einwohner - aber sie radeln über eine der fortschrittlichsten Straßen der Welt. Vor zwei Jahren hat das Dorf einen 70 Meter langen Fahrradweg gebaut, in dessen Betonplatten Solarzellen eingelassen sind. Der Weg produziert jährlich 9.800 Kilowattstunden Solarenergie - genügend Strom für drei Haushalte. Krommenie ist inzwischen nicht mehr die einzige Gemeinde, in der es solche Solar-Ragwege gibt.
Gemeinsam mit den Stadtwerken sollten die Stadt einen Modellversuch "Solar-Radweg" starten. Das würde auch gut zu den Anstrengungen passen, die Münster für erneuerbare Energien unternimmt.
Man kann zwar auch in Münster an einigen Stellen Leihräder ausleihen. Das Angebot ist allerdings mehr für Touristen gedacht, die ohne Fahrrad nach Münster gekommen sind. Aber ein modernes Verleih-System kann auch dazu beitragen, dass man mit dem Bus von Wolbeck oder Hiltrup in die Innenstadt fährt und dort auf ein Leihrad umsteigt. Münster sollte deshalb ein System einführen, das über App und Handy funktioniert und einfach zu bedienen ist. Eine größere Zahl von Leihrädern könnte auch dazu beitragen, die Probleme mit der großen Zahl abgestellter Fahrräder zu entschärfen. Auch deshalb ist zu hoffen, dass entsprechende Ratsanträge rasch umgesetzt werden.
Über 12.000 Fahrradfahrer jeden Alters und Geschlechts schlängeln und drängen sich täglich auf den viel zu engen Radwegen auf der Hammer Straße zwischen Ludgeriplatz und Geiststraße. Es ist richtig, dass CDU und Grüne diesen für Fahrradfahrer gefährlichen Engpass jetzt entschärfen wollen. Und denen, die darüber traurig sind, dass der Straßenraum für die Autos deshalb verkleinert werden muss sei nochmal gesagt: Ohne die vielen Fahrräder müßte es in Münster wahrscheinlich bald Fahrverbote für Autos geben. Ruprecht Polenz