Presseausweis
Von Ruprecht Polenz, 26.06.2024
Immer wenn ich ....
... am Bildungszentrum der IHK Nordwestfalen vorbei komme, freue ich mich. Eine prächtige, bunte Blumenwiese mit meterhohen Gräsern und Blumen reicht vom Gebäude bis zum Sentmaringer Weg. Seit mir das aufgefallen ist, gehe ich mit einem anderen Blick durch die Stadt.
Meist sehe ich kurzgeschorenen Rasen vor den Bürogebäuden, eingerahmt von kurz geschnittenen Hecken. Wie sähe es in der Stadt aus, wenn daraus überall ungemähte Blumenwiesen würden? Das wäre nicht nur optisch ein Gewinn. Ungemähte Wiesen sind gut für die Biodiversität und Heimat für viele Insekten.
Experten sind sich einig: saftiger, grüner, perfekt kurz gemähter Rasen ist nicht gut für die Umwelt.Er ist viel anfälliger für Trockenheit und muss im Sommer bewässert werden, wenn man vermeiden will, dass er braun wird. Bei Starkregen kann ausgetrocknete Erde das viele Wasser schlechter aufnehmen, als eine Wiese mit höherer Grundfeuchtigkeit. Die wird von Wiesen mit hohem Gras besser gehalten. Außerdem: „Gemähter Rasen speichert kaum mehr CO2 als Beton“ sagt Eva Hofmann von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz.
In Zeiten des Klimawandels zählt jede positive Maßnahme. Auch für private Vorgärten wäre ein Streifen ungemähter Blumenwiese eine gute Idee.
Durch naturnahe Wiesen und Stadtbäume kann die Temperatur in der Stadt großflächig ein bis zwei Grad gesenkt werden, so der Umweltökologe Jesko Hirschfeld vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung und der Humboldt-Universität in Berlin. An einzelnen Stellen könne es punktuell sogar bis zu zehn Grad Unterschied ausmachen.
Straßen ohne Straßenbäume heizen im Sommer auf. Mit Straßenbäumen ist es gefühlt deutlich kühler. Vor allem in der dicht bebauten Innenstadt sind Bäume mit möglichst großen Kronen besonders wichtig.
In Münster sind viele Straßen von Bäumen gesäumt, auch in der Innenstadt. Aber wenn man darauf achtet, sieht man: Es gibt Lücken. Hier stand früher ein Baum, der aus irgendeinem Grund gefällt wurde. Aber die Stadt hat nicht nachgepflanzt und die Stelle blieb leer.
Es gibt wahrscheinlich hunderte solcher Lücken am Straßenrand. Die Stadt sollte ein Programm auflegen, um möglichst schnell nachzupflanzen. Dazu braucht es keine umständliche Bestandsaufnahme durch die Verwaltung. Die Anlieger kennen die Stellen und würden sie der Stadt melden.
Das Nachpflanzen ist nicht billig. Die Stadt Bremen hat jetzt ein Pflanz-Programm aufgelegt und rechnet pro Baum mit Kosten in Höhe von 6.000 Euro. Aber wenn man bedenkt, dass die bloße Verwaltung der Baumschutz-Satzung Personalkosten von jährlich 190.000 € verursacht, könnte man statt dessen jedes Jahr 30 Bäume in der Innenstadt nachpflanzen. – Ruprecht Polenz