Von Ruprecht Polenz, 11.07.2018

Jetzt liegt der Ball wieder im Spielfeld der Preußen.

Jetzt liegt der Ball wieder im Spielfeld der Preußen. Mit den Stimmen von CDU und Grünen hat der Rat vergangenen Mittwoch (04.07.) den Bebauungsplan für ein saniertes und auf 20.000 Zuschauer ausgelegtes Stadion an der Hammer Straße beschlossen. Planungskosten stehen im städtischen Haushalt bereit. Nächstes Jahr könnten die Baumaßnahmen beginnen.

Aber der SC Preußen Münster zögert. Er spekuliert darauf, am Stadtrand von Münster in Senden-Bösensell ein neues Stadion bauen zu können für 40.000 Zuschauer. Kosten: insgesamt ca 70 Millionen Euro.

Die Sache hat mehrere Haken: Selbst wenn die Stadt Münster den Erwerb des Grundstücks und die Erschließung übernehmen würde, bliebe eine Finanzierungslücke von ca 50 Millionen Euro. Das Geld dafür sollen private Investoren aufbringen.

Beim Wort „Investor“ horcht man auf. Denn das sind Leute, die Renditen erzielen wollen. Ja, irgendwann wollen sie mehr Geld an ihrer Investition verdient als reingesteckt haben.

Kein Problem, wenn Preußen Münster in die ERSTE (!!) Bundesliga aufsteigen würde UND dann viele Jahre nicht wieder absteigen würde. Dann würden die Fernsehgelder reichen, um den Erwartungen möglicher Investoren zu entsprechen. Also doch ein Problem, denn in der Ersten Bundesliga war Preußen Münster zuletzt 1963, und auch das nur für ein Jahr. Ein bißchen viel Konjunktiv, möchte man meinen.

Es gibt noch mehr wenn`s: Schließlich spielt Preußen zur Zeit in der 3. Liga, müßte also erst vorbei an Mannschaften wie zB. dem 1. FC Kaiserslautern, Karlsruher SC, 1860 München, Eintracht Braunschweig den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen. Zwar könnte man dann die privaten Investoren wegen höherer Fernsehgelder gerade so plus/minus null bedienen. Aber nur wenn man weiteres Geld für die Mannschaft bekäme, könnte man vielleicht vorbei an 18 Teams (!!) in die 1. Liga kommen. Wenn Preußen besser wäre als der 1. FC Köln, HSV, FC St. Pauli oder der VfL Bochum. Alle genannten Mannschaften haben übrigens in den letzten Jahrzehnten höherklassig gespielt als die Preußen.

Wie man lesen kann, hatten Rot-Weiß Erfurt und der SC Chemnitz ähnliche Pläne wie die Preußen, hatten sich mit den Kosten für neue Stadien überhoben, weil es eben mit dem Aufstieg nicht klappte - und sind jetzt pleite.

Also: zocken an der Fussball-Börse in der Hoffnung, das Geld dafür von Dritten zu bekommen - oder auf ein ausgebautes Stadion an der Hammer Straße setzen. Mit 20.000 Plätzen würde es übrigens die DFB-Anforderungen sowohl für die 2. als auch für die 1. Bundesliga erfüllen.

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