Presseausweis
Von Marit Schnackenberg, 25.09.2024
Leben ohne Einwilligung
Es gibt nur sehr wenige Informationen im Netz, die frei zu haben sind. Das ist nicht verwunderlich, schließlich möchten Betreiber von Websites mit Kochrezepten, Gartenmagazinen, Gesundheitstipps und sonstigen journalistischen Inhalten auch von etwas leben. Ebenso natürlich die Hersteller von Software/Apps oder die Anbieter von Diensten etwa zur Datenablage (Clouds).
Ja und dann gibt es da noch die Gruppe von Websitebetreibern, die ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren und Menschen zu einem Onlinekauf oder einer Kontaktaufnahme animieren möchten.
Und dann sind da wir - Datenlieferanten und Konsumenten. Wir informieren die Google Suchmaschine über unsere Lebensthemen. Wir verbringen unsere Freizeit mit Youtube, navigieren mit GoogleMaps. Wir nutzen GooglePay, um das Bier an der Theke zu zahlen. Standort- und Fitnessdaten kommen dazu, nicht zu vergessen unsere Texte via Gmail und die Aufzeichnungen via eingeschaltetem Sprachassistenten „hey Google“. D.h. wir sind bekannt.
Unser Marker ist eine Werbe-ID. Bei jedem Seitenbesuch, mit jeder Einwilligung (Cookie-Banner) zur Datenaufzeichnung wird unser Profil fortgeschrieben.
Das Verfolgen und Aufzeichnen der Nutzeraktivitäten im Netz, welches die Online-Marketing-Agenturen als Schnittstelle zwischen Google und den Unternehmen in die Websites integrieren, heißt „Google-Retargeting“ oder auch „Google-Remarketing“. Das Protokollieren läuft unter dem Codewort „personalisierte Werbung und verbesserte Erfahrung“. Retargeting, bedeutet, dass die Kundenaktivitäten mit einem Marker (Pixel/ID) verfolgt werden. Ziel ist es, ihn zurück zum Ausgangspunkt zu holen und zu einer Aktion zu animieren (Kauf, Buchung etc.)
Das ökonomische Modell ist dabei nicht verwerflich. Informationen und persönliche Daten werden ausgetauscht. Das Problem ist, dass die personenbezogenen Daten in wenigen Händen auch Interesse bei Politik und Lobbyisten wecken, um Menschen gezielt „anzusprechen“. Das scheint kein Problem, wenn Staat, Politik und BigData „zusammenpassen“. Es wird problematisch, wenn das nicht der Fall ist.
Aber wir können uns dazu verhalten und uns Räume schaffen, an denen nicht protokolliert wird.
Dem Lesen eines gedruckten Buchs, dem Bareinkauf und der Austausch mit Freunden mit ausgeschalteten Smartphones wohnt inzwischen etwas Geheimnisvolles, ein bisschen Konspiratives und zugleich Befreiendes inne. Auch smartphonefreie Schulen können ein attraktiver Space werden, den Schulleitungen für die Kinder wieder ermöglichen können.
Cookiebanner-freie News, eine gedruckte Zeitung und für die Münsteraner natürlich die nadann... – digital und analog und trackingfrei.