Von Ruprecht Polenz, 12.07.2017

Mal angenommen, Sie fühlen sich nicht ganz fit.

Außerdem stehen sowieso Vorsorgeuntersuchungen an. Sie gehen also zum Arzt. Der lässt Sie kaum zu Wort kommen, um über ihre Symptome zu sprechen, sondern erzählt ihnen, dass möglicherweise sogar eine Operation erforderlich sein könnte. Ab dem Moment hören sie kaum noch zu. Alle Gedanken kreisen um die Operation.

Ähnlich ungeschickt haben es CDU und Grüne im Rat angestellt, als sie gleich zu Beginn der Debatte über ein Verkehrskonzept für die nächsten 20 bis 30 Jahre (!) eine City-Maut ins Gespräch gebracht haben. Die vielen guten Vorschläge und Anregungen, die der gemeinsame Ratsantrag enthält, gingen völlig unter. Denn alle stürzten sich nur auf den Hinweis, dass diese verkehrspolitische Operation ins Haus stehen könnte. Die IHK meldet sich ablehnend zu Wort. Die WN sammeln Leserstimmen, die - nicht wirklich überraschend - alle negativ sind. Die Opposition läßt sich die Chance nicht entgehen. SPD und Linke wettern dagegen.

Dabei steht bisher weder die Verkehrsdiagnose hinreichend fest, noch wurden die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten diskutiert, wie einem Infarkt wirksam vorgebeugt werden könnte.

Höchste Zeit also, den Karren hinter die Pferde zu spannen und darüber zu diskutieren, worin genau die zu lösenden Probleme bestehen. Erst wenn man darüber ein Einvernehmen hat, kann man daran gehen, Antworten zu suchen.

Die wichtigsten Rahmenbedingungen lassen sich so zusammenfassen: Münster lebt als Oberzentrum von einem Umland, das bis ins Emsland, nach Ostwestfalen, ins nördliche Ruhrgebiet und die Niederlande reicht. Ungefähr 2 Millionen Menschen leben im Einzugsbereich von Münster: als Berufspendler, Einkäufer, Behörden- oder Discobesucher. Für sie alle muss Münster gut erreichbar sein. Und die Münsteraner wollen sich in ihrer Stadt auch gut fortbewegen können.

Münsters Charme beruht auf einer Urbanität, die durch den historischen Stadtgrundriss und den historisierenden Wiederaufbau der Innenstadt geprägt sind. Die letztlich immer noch mittelalterlich breiten Straßen stoßen seit längerem an ihre Grenzen.

In den nächsten 10 Jahren wird es selbstfahrende Autos geben und mehr Elektromobilität, sowohl im Auto wie im Fahrrad. Der Handel wird sich verändern. Immer mehr soll direkt ins Haus gebracht werden. Mehr Menschen werden von zu Hause aus arbeiten.

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