Von Stefan Bergmann, 04.10.2023

Manche Statistik ...

... geht einfach unter in dem Meer von Statistiken. Zum Beispiel die Angabe der Arbeitsagentur, dass 590 Ausbildungsstellen noch nicht besetzt sind. Demgegenüber stehen 190 Jugendliche, die gerne eine Azubi-Stelle hätten, aber keine finden. Viele andere gehen lieber gleich studieren (um dann nach dem dritten Semester abzubrechen, Taxi zu fahren und zum Schluss als armer Poet à la Spitzweg ein trauriges Dasein zu fristen. Soweit die übliche Vorurteilskette…)

Aber im Ernst: Warum finden so viele Betriebe keine Azubis? Ist es wirklich nur die viel gescholtene Einstellung der „Gen Z“, die Arbeit angeblich nur als lästige Störung der höchst ausgeglichenen work-life-Balance sehen? Oder vielleicht auch daran, dass viele Ausbildungen einfach nicht den besten Ruf haben. Handwerk: Rau im Ton. Gastro: Rau im Ton, schlechte Arbeitszeiten. Industrie: Nett im Ton, gute Arbeitszeiten - aber monoton.

Aber jetzt mal Schluss mit der - ja, ich gebe es zu - Polemik. Bitte nicht wieder böse Briefe schreiben. Ich meine es nicht ganz so, wie ich es schreibe. Nur ein bisschen.

Und lese ich von zwei Firmen in Münster, die eine Vier-Tage-Woche anbieten. Als Angebot an ihre Mitarbeitenden. Jeden Tag eine Stunde mehr Arbeit, dafür freitags frei. Es ist eine Art Notwehr der beiden Arbeitgeber, um überhaupt noch Menschen zu finden, die arbeiten wollen.

Was ist da also los am Arbeitsmarkt? Warum jammern alle über Fachkräftemangel? Hört man auf die Gewerkschaften, ist die Lösung ganz einfach: Einfach mehr bezahlen, dann kommen auch die Leute. Also Mindestlohn rauf? Die Großindustrie benötigt kein Mitleid. Aber der kleine Handwerker um die Ecke?

Es ist vertrackt, die Probleme sind vielschichtig. Mehr Einwanderung könnte Teil der Lösung sein. Dieser Presseausweis endet: Ohne klare Meinung. – Stefan Bergmann

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