Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 12.08.2020
Mein Vorredner an dieser Stelle hat letzte Woche eine Grafik präsentiert.
Mein Vorredner an dieser Stelle hat letzte Woche eine Grafik präsentiert. Statista hat herausgefunden, dass sich 59 Prozent aller AfD-Anhänger von den derzeitigen Corona-Maßnahmen eingeschränkt fühlen. Dabei dürfte es vermutlich vor allem um das Tragen einer Schutzmaske gehen. Die Anhänger aller anderen Parteien waren in dieser Hinsicht unauffällig. Just heute brachte der SPIEGEL einen Bericht heraus über San Francisco im Jahr 1918. Die zweite Welle der spanischen Grippe schwappte heran, doch die Menschen waren genervt von Masken. Das hatte Folgen. An der spanischen Grippe starben weltweit 50 Millionen Menschen. Da wird der heute allgegenwärtige Spruch „…ist doch bloß eine Grippe“ zum Absurdum. „Dann lasst die Masken doch weg und seht, was passiert!“, möchte man den AfD-Anhängern spontan zurufen. Dann könnten sie innerhalb ihrer eigenen Partei statistische Übungen machen: Wer bleibt symptomlos, wer fällt für Wochen aus, auf wen können wir verzichten? Aber so einfach ist es natürlich nicht. Die AfD würde - so wie sie es am besten kann - die restliche Gesellschaft infizieren und gefährden. Diese vaterlandslosen Gesellen - und ich schreibe dieses historische Zitat sehr bewusst - hatten ja immer schon ein Problem mit Solidarität, vor allem gegenüber Schwächeren. Kein Wunder, hängen sie doch mehrheitlich einem Sozialdarwinismus an, der - kurzgefasst - sagt: Die Stärkeren schützen, die Schwächeren ausmerzen. Und auch dieses Wort schreibe ich nicht ohne Grund.
In Münster ist Wahlkampf. Die Parteien übertreffen sich mit illusorischen Forderungen. „Es wird niemals so viel gelogen wie im Krieg, vor der Wahl und nach der Jagd.“ Sagte wer, na? Siehe oben. Gleicher Mann. Klar. Nach der Jagd geht es darum: Wer hat den Größeren? Im Krieg: Wer hat am meisten gemordet? Und vor der Wahl? Wer verspricht das Beste für die Menschen? Die Grünen wollen die Innenstadt autofrei machen. Ganz im Ernst: Wolkenkuckucksheim. Wo halb Münster schon aufjault, wenn ein paar Radwege rot markiert werden oder ein paar Straßen zu Tempo-30-Zonen werden. Bitte kein falscher Eindruck: Find’ ich beides gut. Aber eine solche Maximalforderung ist ebenso bizarr wie die Forderung der SPD nach einem neuen Stadtteil jenseits des Kanals, der tabula rasa machen würde mit allem, was dort gerade steht und wächst. Aber es ist Wahl, und deswegen sollte man es nicht so genau nehmen. Nicht im Wahlkampfmodus ist offenbar die CDU. Die Website: Schönes Münster allüberall, und so soll es auch bleiben. Selbst die neue totasphaltierte Kanalpromenade wird noch als Errungenschaft verkauft. Weiter unten: Weißraum. Da hat wohl der Webmaster gepennt. Vermutlich sitzen die Christdemokraten bei Stuhlmacher und Leve oder Lewe und feiern die derzeitigen Dummheiten von Rot-Grün. Wenn sie schon nicht zusammen regieren konnten - im Wahlkampf sind rot-grün wieder auf Augenhöhe. Willkommen in der Arena der Illusionen!