Von Ruprecht Polenz, 28.03.2018

Wer sind die Schwächsten im Straßenverkehr?

Und da kommen eben nicht nur Autofahrer in den Blick, über deren Verkehrsgebaren in Münster bei den regelmäßigen Umfragen meist wenig schmeichelhaftes gesagt wird. „Radfahrer genießen Narrenfreiheit“ - mit dieser Überschrift brachten die Westfälischen Nachrichten die Einschätzung vieler Münsteraner auf den Punkt. Über waghalsige Abbiegemanöver von Radfahrern oder deren souveräne Missachtung von Ampeln und Verkehrszeichen beklagen sich nicht nur die Autofahrer. Nein, auch Fußgänger fühlen sich durch rücksichtsloses Fahren von Radfahrern gefährdet. Es mag neben der scheinbar besseren Übersicht vom Sattel aus auch das gute Gewissen sein, ein umweltfreundliches Verkehrsmittel zu benutzen, das zu Fahrweisen verführt, die andere als rücksichtslos empfinden - und die das objektiv auch sind -, während man als Radler glaubt, alles im Griff zu haben. Münster muss weiter auf den Fahrradverkehr setzen, mehr für den Ausbau von Radwegen tun, Kreuzungen entschärfen und für mehr Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt sorgen. Es ist richtig, daran zu arbeiten, den Fahrradverkehr weiter zu steigern. Die 50 Prozent am Verkehrsaufkommen sind ein realistisches Ziel.

Aber wenn dieser Weg von allen mitgetragen werden soll, muss sich auch am Verkehrsverhalten der Radfahrer etwas ändern. Ein Grund für rücksichtsloses und gefährdendes Verkehrsverhalten liegt meiner Meinung nach darin, dass Radfahrer schnell weg sind um die Ecke, und dass sie nicht zur Rede gestellt werden können.

Es lässt sich nicht feststellen, wer auf einem Fahrrad gesessen hat, das einen fast über den Haufen gefahren hätte. Deshalb halte ich die Einführung von Nummernschildern für Fahrräder für notwendig. Wie bei Auto, Motorrad oder Mofa läßt sich so jedenfalls der Eigentümer des Fahrrades identifizieren. Ich bin sicher: allein diese Möglichkeit, für Verkehrsverstöße auch dann zur Verantwortung gezogen werden zu können, wenn man nicht von der Polizei in flagranti erwischt wird, führt zu mehr Rücksicht auf Fußgänger und einer besseren Beachtung von Verkehrsregeln, die schließlich aus gutem Grund für alle gelten.

Man würde sich überlegen, mit seinem Fahrrad eine Einfahrt zuzustellen, oder einen Fußweg für Kinderwagen unpassierbar zu machen. Aber nur, wenn Radfahrer für die anderen Verkehrsteilnehmer bei falschem Verhalten identifizierbar sind, kann die soziale Kontrolle funktionieren, die auch sonst ein gedeihliches Miteinander regelt.

Die Radfahrer selbst würden von einer Nummernpflicht doppelt profitieren: Auch sie sind sicherer unterwegs. Und ihre Räder sind vor Diebstahl besser geschützt als jetzt.

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