Von , 04.05.2016

Arno Tilsner

Arno Tilsner

"GRÜN macht den Unterschied" schreiben DIE GRÜNEN auf ihrer Webseite und weiter: "Eines unserer wichtigsten Projekte ist die Errichtung eines Energie- und Technologieparks nahe der Mülldeponie in Coerde. Er soll Windkraft-, Solar- und Bioenergieanlagen sowie hochmoderne Energiespeichertechnologien umfassen und auf diese Weise zu einem Wachstums- und Jobmotor für die Stadt werden." Mit der Unterschrift unter den Koalitionsvertrag mit der CDU am letzten Freitag wird man diesen Programmpunkt als auf dem Weg in die Wirklichkeit lesen müssen.
Für eine erste Generation der GRÜNEN in Münster hat es zu einer essentiellen Wahrnehmung ihrer Umwelt gehört, den geplanten Energie- und Technologiepark in der Nähe von Europas größtem Vogelschutzgebiet zu verorten und Windräder an diesem Standort für ein No-Go zu erklären. Im langen Lauf zur Realpolitik zieht auch bei den GRÜNEN der Neusprech ein. Jetzt heißt es lapidar: "Energie- und Technologieparks nahe der Mülldeponie in Coerde." Falsch ist das nicht.
Und nun? Wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel kämpfen? Schon Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Held dieser Geschichte von seinem Stallmeister als Narr durchschaut.
Besser wir sprechen nüchtern darüber was ist und was sein wird: Windkraft im Binnenland gibt es nur, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher über den Strompreis die Subvention des Windstroms bezahlen. Gefördert wird aktuell mit ca. 8,5 Cent. Wenn es dann tüchtig bläst und alle Windräder im Land laufen wird der grüne Strom regelmäßig für weniger als 3 Cent zu Dumpingpreisen in den Markt gedrückt. Das typische Bild einer nicht nachhaltigen Subventionswirtschaft, wie wir sie in der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen schon flächendeckend haben. Jetzt kommt dauerhaft die Energiewirtschaft dazu.
Die Stadtwerke - also wir Münsteraner *innen - haben vor wenigen Jahren in ein hochmodernes Gaskraftwerk im Hafen investiert, das mit seiner Kraft-Wärme-Kopplung vorbildliche Arbeit leisten kann. Es macht keinen Sinn, diese Investition mit Subventionsstrom zu entwerten. Die Situation wird nicht besser, wenn man bei den Windrädern mit einem weiteren Neusprech auf "genossenschaftliche Investitionen der Bürger*innen" setzt. Genossenschaftlicher als mit einem Kommunalbetrieb geht es in einer Kommune nicht.
Die SPD, die jetzt in Münster Opposition ist, hat zum Thema einen sinnvollen Vorschlag gemacht. Statt Windräder an den Rand des Vogelschutzgebietes zu bauen, kann die elektrische Leistung besser still und unauffällig nahe am Ort des Verbrauchs produziert werden: auf vielen hundert Dächern von Gewerbebetrieben in Münsters Gewerbegebieten.
Bei einem Strompreis von 25 Cent pro kWh und einem Herstellungspreis von 5 Cent ab Solarmodul brauchen Gewerbetreibende keine Subvention in Geld von anderen Verbraucher*innen.
Was fehlt und verbreitet werden muss ist das Know-how, möglichst viele kWh eigenen Strom kostengünstig für den eigenen Verbrauch zu erzeugen. Dabei kann ein Technologiepark zu diesem Thema eine Menge beim Know-how-Transfer helfen. - Arno Tilsner


Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2016